Sechste Scene.
Der Schäfer, und Hans, sein Sohn, treten auf.
Schäfer.
Komm, Junge; ich kan nun keine Kinder mehr haben; aber deine Söhne
und Töchter werden alle hochedelgebohren seyn.
Hans (zu Autolicus.)
Ha, wir treffen einander eben recht an; ihr wolltet euch dieser
Tagen nicht mit mir schlagen, weil ich nicht edelgebohren sey:
Seht ihr diese Kleider? Sagt, ihr seht sie nicht, wenn ihr noch
immer fort denkt, ich sey nicht hochedelgebohren. Ihr möchtet
eben so wohl sagen, diese Kleider seyen nicht hochedelgebohren.
Heißt mich lügen; thut es, und probiert ob ich izt
nicht hochedelgebohren bin.
Autolicus.
Ich weiß es ganz wohl, Herr, daß ihr izt hochedelgebohren
seyd.
Hans.
Ja, und das bin ich diese vier Stunden immer gewesen.
Schäfer.
Und ich auch, Junge.
Hans.
Und ihr auch; aber ich war noch vor meinem Vater hochedelgebohren;
denn des Königs Sohn nahm mich bey der Hand, und nannte mich
Bruder; und dann nannten die zween Könige meinen Vater, Bruder,
und dann nannte der Prinz mich, mein Bruder, und die Princessin
meine Schwester, meinen Vater, Vater, und da weinten wir zusammen,
und das waren die ersten hochadelichen Thränen, die wir jemals
vergossen haben.
Schäfer.
Ich hoff' es zu erleben, Sohn, daß wir noch andre vergiessen.
Autolicus (zu Hans.)
Gnädiger Herr, ich bitte euch unterthänigst mir
alle die Fehler zu verzeihen, die ich gegen Euer Gnaden begangen
habe, und mir euer gutes Vorwort bey dem Prinzen, meinem Herren,
zu verleihen.
Schäfer.
Ich bitte dich, Sohn, thu's; wir müssen gnädig seyn,
weil wir nun Gnädige Herren sind.
Hans.
Du willt also dein Leben bessern?
Autolicus.
Ja, wenn es Eu. Gnaden erlauben will.
Hans.
Gieb mir die Hand drauf; ich will dem Prinzen schwören, daß
du ein so ehrlicher Kerl seyest, als irgend einer in Böhmen
lebt.
Schäfer.
Sagen kanst du's wohl, aber nicht schweeren.
Hans.
Nicht schweeren, und bin nun ein Edelmann? Bauren und gemeines
Volk mögen es sagen; ich will es beschweeren, ich.
Schäfer.
Aber, wenn es nun nicht wahr ist, Sohn?
Hans.
Es mag noch einmal so viel nicht wahr seyn, so kan ein wahrer
Edelmann seinem Freunde zu gefallen, drauf schweeren: Ich will
dem Prinzen schweeren, daß du ein plumper Kerl mit deinen
Händen seyst, und daß du dich nie betrinken werdest;
und doch weiß ich, daß du kein plumper Kerl mit deinen
Händen bist, und daß du dich betrinken wirst; aber
ich will drauf schweeren, und ich wollte du wärst ein plumper
Kerl mit deinen Händen.
Autolicus.
Ich will es werden, Gnädiger Herr, nach äusserstem Vermögen.
Hans.
Thu' das, und wende alles dazu an; wenn ich mich nicht wundre,
wie du das Herz hast dich zu betrinken, da du kein plumper Kerl
bist, so glaube mir nichts mehr. Aber horcht, die Könige
und die Prinzen unsre Vettern kommen, und gehen nun der Königin
ihr Bildniß zu sehen. Komm geh mit uns: Wir wollen deine
gute Herren seyn.
(Sie gehen ab.)
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