Elizabethanisches Zeitalter
Das Theater zu Zeiten Elizabeths
Im elizabethanischen England gelangte das Theater zu einer Blüte,
wie sie weder einem anderen Land noch ihm selbst zuvor oder danach
je beschieden war.
Nie wieder gab es eine solche Häufung dramatischer Talente, nie
wieder eine an dramatischen Werken so überreiche Zeit. Aus geringen
Anfängen nahm die dramatische Kunst in einer kurzen Spanne einen
ans Unbegreifliche grenzenden Aufschwung, um in Shakespeares Werk
die Vollkommenheit zu erreichen.
Die Vorgeschichte des englischen Dramas reicht bis ins 12. Jahrhundert
zurück. Damals hatten Mönche begonnen, biblische Szenen
zu dramatisieren und sie dem Volk in der Kirche als Mirakel oder
Mysterienspiele vorzuführen.
Derbkomische Elemente wurden später eingefügt, um die
Zuschauer sicherer zu fesseln, und bald darauf wurden die Stücke
auch außerhalb der Kirche unter Mitwirkung der Zünfte
gespielt, die die komischen Szenen zu selbständigen Zwischenspielen
(Interludien) ausbauten. Im 14. und 15. Jahrhundert kamen die allegorischen
Moralitäten auf, in denen Tugenden und Laster leibhaftig auf
der Bühne erschienen. In ihnen bot sich der Phantasie der Verfasser
dieser Stücke breiterer Raum, als die kirchliche Bindung es
vorher zugelassen haben mochte.
Waren zuerst die Kirchen, danach im 13. Jahrhundert die Märkte
der Schauplatz, auf denen die von Ort zu Ort mit fahrbaren Holzgestellen
als Bühne reisenden Truppen spielten, so fanden später
die Aufführungen in Wirtshaushöfen oder großen Privatgebäuden
statt.
Das erste feste Theater Englands, ,,The Theatre", wurde 1576
von James Burbadge erbaut. Es wurde, weil der Pachtvertrag abgelaufen
war, 1598 abgerissen; aus dem Baumaterial wurde auf dem Südufer
der Themse daraus das ,,Globe" gebaut, das berühmteste
Theater des damaligen London. Es gehörte den beiden Söhnen
und Erben des Erbauers, Richard Burbadge, dem neben Edward Alleyn
berühmtesten Schauspieler seiner Zeit, und seinem Bruder Cuthbert.
Die beiden teilten sich in die Hälfte der Anteile, Shakespeare
und seine Schauspielerkollegen Phillips, Pope, Heminge und Kempe
besaßen je ein Zehntel.
1613 brannte das Globe während einer Aufführung des Stückes
,,König Heinrich VIII." ab, wurde wieder aufgebaut und
1644 von den Puritanern endgültig abgerissen. Seine berühmte
Inschrift ,,Totus mundus agit histrionem" (,,Die ganze Welt
schauspielert") ist ein Motto, das bei Shakespeare wiederholt
anklingt.
Neben dem ,,Theatre" und dem ,,Globe" sind von den nahezu
zwanzig öffentlichen und privaten Theatern als bekannteste
noch das "Curtain" (erbaut 1577), das ,,Rose" (1587)
und das ,,Swan" (1595) zu nennen. Im damaligen London, einer
Stadt, deren Einwohnerzahl rund 200 000 betragen haben dürfte,
gab es 24 Schauspielertruppen und elf Knabentruppen.
Jede dieser Schauspielertruppen stand unter dem Patronat eines
Adligen oder der Krone selbst: So wurden die Schauspieler der Truppe
des Lordkämmerers (,,Chamberlain's Men"), der Shakespeare
angehörte, 1603 zu ,,King's Men" ernannt. Sie war eine
der beiden wichtigsten Theatertruppen und später unter König
Jakob 1. die bedeutendste. Ihre Aufführungen fanden im ,,Theatre",
ab 1598 im ,,Globe" statt.
Die nächstbedeutende Schauspielertruppe waren die von Edward
Alleyn angeführten ,,Admiral's Men", die im ,,Curtain"
spielte, das Philip Henslowe gehörte. Alleyn war Henslowes
Schwiegersohn, und in seinem Nachlaß fand sich eines der für
uns wichtigsten Dokumente aus der elizabethanischen Zeit: das Tagebuch
Philip Henslowes, das dieser von 1592 bis 1603 geführt hatte.
Diese Aufzeichnungen, die mehr einem Kontobuch gleichen, blieben
lange unbeachtet und wurden erst zu Anfang unseres Jahrhunderts
als das erkannt, was sie sind: als eine unschätzbare Quelle
für unsere Kenntnis über die Theatersituation, die gespielten
Stücke, die Preise für Stücke, Revisionen etc. des
elizabethanischen London.
Henslowe erwähnt in den elf Jahren seiner Buchführung
280 Stücke; das bedeutet, daß allein an diesem einen
Theater in der Saison etwa 25 Stücke neu einstudiert wurden.
Von diesen 280 Stücken wurden nur 37 gedruckt, und so kennen
wir die Titel der übrigen 243 nur aus Henslowes Notizen. Aus
dem Verhältnis von bei Henslowe aufgezeichneten zu erhaltenen
Stücken schließt man, daß von der Mitte des 16.
Jahrhunderts bis 1642, als die Puritaner die Theater schlossen,
ungefähr 5000 Theaterstücke geschrieben und aufgeführt
wurden, von denen uns etwa 620 im Druck erhalten sind.
Quartos: |
J. 0. Halliwell-Phillipps, 48 Bände, 3862-71
F. J. Fumivall, 43 Bände, 1880-89
Sidgwick & Jackson für die Shakespeare Association
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Erstes Folio: |
L. Booth, 1862-64
H. Staunton, 1864-65
J. 0. Halliwell-Phillipps, 1876
Sidney Lee, 1902 H. Kökeritz, 1955. |
Alle Vier Folios erschienen 1904-10
bei Methuen, Faksimiles der Gedichte brachte Sidney Lee 1905
heraus.
Quarto & Folio >>> Link |
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