Fünfte Scene.
Paulina zu den Vorigen.
Paulina.
O Jammer über Jammer! Schneidet mir meine Schnur-Brust auf,
oder mein Herz zersprengt sie, und berstet zugleich.
Ein Herr vom Hofe.
Was ficht euch an, Gnädige Frau?
Paulina kündigt dem Könige, nach einer langen Tirade
von Schmähungen, und nachdem sie ihm alle seine Vergehungen
in den unanständigsten Ausdrüken vorgeworfen, den Tod
der Königin an.
Leontes.
Das verhüten die höhern Mächte!
Paulina.
Ich sage dir sie ist todt: Ich will es beschwören: Wenn du
an Worten und Schwüren nicht genug hast, so geh und sieh
selbst: Wenn ihr Farbe in ihre Lippen oder Glanz in ihre Augen,
Wärme in ihre Gliedmaassen oder Athem in ihre Brust bringen
könnt, so will ich vor euch niederfallen und euch wie einen
Gott anbetten - - Aber, o du Tyrann! Zeige keine Reue über
deine Thaten; sie sind zu abscheulich um durch alle Qualen die
du fühlen kanst abgebüßt zu werden: Für dich
ist nichts übrig als Verzweiflung. Tausend Kniee, zehntausend
Jahre in einem fort, nakend, fastend auf einem kahlen Gebürge,
in immerwährendem Winter und Sturm, könnten die Götter
nicht bewegen, dahin zu sehen, wo du bist.
Leontes.
Fahre immer fort, fahre immer fort: Du kanst nicht zu viel sagen
- - ich hab' es verdient, daß mir alle Zungen das Bitterste
sagen, was sie können.
Ein Herr vom Hofe.
Sagt nichts mehr - - Die Umstände mögen seyn wie sie
wollen, so habt ihr euch durch die unanständige Heftigkeit
eurer Reden sehr vergangen.
Paulina.
Es ist mir leid; ich bereue alle Fehler, die ich begehen kan,
sobald ich sie einsehe. Ach! nun seh ich's, ich habe mich durch
die rasche weibliche Hize zuweit fortreissen lassen; er ist bis
ins edle Herz verwundet. Was geschehen ist, und keine Hülfe
mehr zuläßt, sollte man aus dem Sinne zu schlagen suchen.
Betrübet euch nicht so sehr - - nein, lieber laßt mich
dafür bestraft werden, daß ich euch an Dinge erinnert
habe, die ihr vergessen solltet. Nun, mein gütigster Gebieter,
mein Herr, mein Königlicher Herr, verzeihst einem albernen
Weibsbilde; die Liebe, die ich zu eurer Gemahlin trug - - (sie
weint.) alberne Weichherzigkeit! - - Ich will nichts mehr
von ihr sagen, auch nichts von euern Kindern, ich will nicht mehr
an meinen eignen Mann denken, der auch verlohren ist. Fasset nur
auch ihr Geduld, so will ich gerne nichts sagen.
Leontes.
Du hast recht gesprochen, denn du sagtest nichts als Wahrheit;
und diese höre ich lieber von dir als dein Mitleiden. Ich
bitte dich, führe mich dahin wo die Leichen meiner Gemahlin
und meines Sohnes liegen; sie sollen beyde Ein Grab haben. Auf
ihrem Grabmal sollen zu meiner ewigen Schande die Ursachen ihres
Todes zu lesen seyn; alle Tage will ich einmal die Capelle besuchen
wo sie liegen, und die Thränen, die ich dort vergiesse, sollen
meine Erquikung seyn. So lange als die Natur bey dieser Uebung
dauren kan, so lange gelob' ich an, sie täglich zu halten.
Kommt, und führet mich zu diesem traurigen Geschäfte.
(Sie gehen ab.)
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