Dritte Scene.
Verwandelt sich in ein Gefängniß.
Paulina, die Gemahlin des Antigonus, läßt den Kerkermeister
herausrufen, und bittet vor die gefangne Königin gelassen
zu werden: Da ihr aber dieses, vermöge des ausdrüklichen
Königlichen Befehls abgeschlagen wird, so verlangt sie, ihr
wenigstens eine Unterredung mit einer von ihren Kammer-Frauen
zu gestatten. Dieses wird ihr bewilliget, doch so, daß der
Kerkermeister dabey zugegen seyn solle. Emilia kommt also heraus
und meldet der Paulina, daß Schreken und Kummer die Niederkunft
der Königin befördert habe, und daß sie wirklich
von einer Tochter entbunden sey; ein holdseliges Mädchen,
(sagt Emilia) munter, und voller Leben: Sie gereicht der guten
Königin zu vielem Trost: Meine arme Gefangne, sagt sie, ich
bin so unschuldig als du - -
Paulina.
Darauf wollt' ich schwören: Diese wunderlichen, gefahrvollen
Launen des Königs! Der Henker hole sie! Aber man muß
es ihm sagen, und das soll auch geschehen; es ist ein Dienst,
der sich am besten für ein Frauenzimmer schikt. Ich will
ihn auf mich nehmen - - Ich bitte euch, Emilia, versichert die
Königin meiner gänzlichen Ergebenheit, und sagt ihr,
wenn sie mir ihre kleine Princessin anvertrauen wolle, so woll'
ich sie dem Könige zeigen und es auf mich nehmen, so laut
als nur möglich ihr Fürsprecher zu seyn. Wir wissen
nicht, wie ihn vielleicht der Anblik des Kinds erweichen mag;
das Stillschweigen der reinen Unschuld überredet oft besser
als die beredteste Zunge - -
Paulina versichert Aemilien, daß ihr edelmüthiges
Anerbieten der Königin desto angenehmer seyn werde, da sie
selbst auf diesen Gedanken gekommen, und nur besorgt habe, daß
sich niemand finden würde, der es wagen dürfte ihn auszuführen.
Inzwischen macht der Kerkermeister auf den Fall daß die
Königin einwilligen sollte, Aemilien die neugebohrne Princessin
anzuvertrauen einige Schwierigkeit, ob er es, da er keinen Befehl
dazu habe, passieren lassen dürfe; läßt sich aber
von Aemilien damit beruhigen, daß das Kind eigentlich ein
Gefangner im Mutterleib gewesen, und nach Gesez und Ordnung der
Natur freygestellt worden, mit nichten aber als Gefangner des
Königs anzusehen sey, als gegen welchen es sich auf keinerley
Weise habe verfehlen können. Und hierauf begeben sie sich
in ein anders Zimmer.
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