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Dritter Aufzug


Erste Szene

Es treten auf Hero, Margareta, Ursula

Hero.
Lauf, Margareta, in den Saal hinauf,
Dort findst du meine Muhme Beatrice
Mit Claudio und dem Prinzen im Gespräch:
Raun ihr ins Ohr, daß ich und Ursula
Im Garten sind und unsre Unterhaltung
Nur sie betrifft; sag, daß du uns behorcht.
Dann heiß sie schleichen in die dichte Laube,
Wo Geißblattranken, an der Sonn erblüht,
Der Sonne Zutritt wehren: - wie Günstlinge,
Von Fürsten stolz gemacht, mit Stolz verschatten
Die Kraft, die sie erschaffen. - Dort versteckt
Soll sie uns reden hören: dies besorge,
Mach deine Sachen gut und laß uns jetzt.

Margareta.
Ich schaffe gleich sie her, verlaßt Euch drauf. (Ab.)

Hero.
Nun, Ursula, wenn Beatrice kommt
Und wir im Baumgang auf- und niederwandeln,
Sei einzig nur vom Benedikt die Rede.
Wenn ich ihn nenne, sei es deine Rolle,
Ihn mehr, als je ein Mann verdient, zu loben.
Darauf erzähl ich dir, wie Benedikt
In Beatricen sterblich sei verliebt.
So schnitzt der kleine Gott die schlauen Pfeile,
Die schon durch Hören treffen. Jetz fang an:
Denn sieh nur, Beatrice, wie ein Kiebitz,
Schlüpft dicht am Boden hin, uns zu belauschen.

(Beatrice schleicht in die Laube.)

Ursula.
Die Lust beim Angeln ist, sehn, wie der Fisch
Den Silberstrom mit goldnen Rudern teilt,
Den tückschen Haken gierig zu verschlingen.
So angeln wir nach jener, die sich eben
Geduckt dort in die Geißblatthülle birgt.
Sorgt nicht um meinen Anteil am Gespräch.

Hero.
Komm näher nun, daß nichts ihr Ohr verliere
Vom süßen Köder, den wir trüglich legen.
    (Sie nähern sich der Laube.)
Nein, wahrlich, Ursula, sie ist zu stolz.
Ich kenn ihr Herz, es ist so spröd und wild
Wie ungezähmte Falken.

Ursula.
Ist's denn wahr?
Liebt Benedikt so einzig Beatricen?

Hero.
So sagt der Prinz und auch mein Bräutigam.

Ursula.
Und trugen sie Euch auf, es ihr zu sagen?

Hero.
Sie baten mich, ich mög es ihr entdecken.
Ich sprach, da Benedikt ihr Freund, sie möchten
Ihm raten, diese Neigung zu besiegen,
Daß Beatrice nie davon erfahre.

Ursula.
Warum, mein Fräulein? Sagt, verdienet er
So reiche, vollbeglückte Ehe nicht,
Als Beatrice je gewähren kann?

Hero.
Beim Liebesgott! Ich weiß es, er verdient
Soviel, als man dem Manne nur vergönnt.
Doch schuf Natur noch nie ein weiblich Herz
Von spröderm Stoff, als das der Beatrice;
Hohn und Verachtung sprüht ihr funkelnd Auge
Und schmäht, worauf sie blickt: so hoch im Preise
Stellt sie den eignen Witz, daß alles andre
Ihr nur gering erscheint; sie kann nicht lieben,
Noch Bild und Form der Neigung in sich prägen,
So ist sie in sich selbst vergafft.

Ursula.
Gewiß,
Und darum wär's nicht gut, erführe sie's,
Wie er sie liebt; sie würd ihn nur verspotten.

Hero.
Da sagst du wahr. Ich sah noch keinen Mann,
So klug, so jung und brav, so schön gebildet,
Sie münzt ihn um ins Gegenteil. Wenn blond,
So schwur sie, sollt er ihre Schwester heißen.
Wenn schwarz, hatt' Natur einen Harlekin,
Sich zeichnend, einen Tintenfleck gemacht;
Schlank, war's ein Lanzenschaft mit schlechtem Kopf,
Klein, ein Achatbild, ungeschickt geschnitzt:
Sprach er, ein Wetterhahn für alle Winde,
Schwieg er, ein Block, den keiner je bewegt.
So kehrt sie stets die falsche Seit hervor
Und gibt der Tugend und der Wahrheit nie,
Was Einfalt und Verdienst erwarten dürfen.

Ursula.
Gewiß, so scharfer Witz macht nicht beliebt.

Hero.
O nein! So schroff, so außer aller Form,
Wie's Beatrice liebt, empfiehlt wohl nie.
Wer aber darf ihr's sagen? Wollt ich reden,
Ich müßt an ihrem Spott vergehn; sie lachte
Mich aus mir selbst, erdrückte mich mit Witz.
Mag Benedikt drum wie verdecktes Feuer
In Seufzern sterben, innen sich verzehren:
Das ist ein beßrer Tod, als totgespottet,
Was schlimmer ist, als totgekitzelt werden.

Ursula.
Erzählt's Ihr doch, hört, was sie dazu sagt.

Hero.
Nein, lieber geh ich selbst zu Benedikt
Und rat ihm, seine Leidenschaft zu zähmen.
Und wahrlich, einge ehrliche Verleumdung
Auf meine Muhm ersinn ich. Niemand glaubt,
Wie leicht ein böses Wort die Gunst vergiftet.

Ursula.
Tut Eurer Muhme nicht so großes Unrecht,
Sie kann nicht alles Urteil so verleugnen,
Mit soviel schnellem, scharfem Witz begabt
(Als man sie dessen rühmt), zurückzuweisen
Solch seltnen Kavalier als Signor Benedikt.

Hero.
In ganz Italien sucht er seinesgleichen:
Versteht sich, meinen Claudio ausgenommen.

Ursula.
Ich bitt Euch, zürnt mir deshalb nicht, mein Fräulein:
Nach meiner Ansicht glaub ich, Signor Benedikt
Gilt nach Gestalt und Haltung, Geist und Mut
In unserm Welschland für den ersten Mann.

Hero.
Gewiß, er ist von hochbewährtem Ruf.

Ursula.
Den ihm sein Wert verdient, eh er ihn hatte.
Wann macht Ihr Hochzeit, Fräulein?

Hero.
Nun, allernächstens; morgen wohl. Jetzt komm,
Ich will dir Kleider zeigen, rate mir,
Was morgen mich am besten schmücken wird.

Ursula.
Die klebt am Leim: Ihr fingt sie, dafür steh ich.

Hero.
So bringt ein Zufall Amorn oft Gelingen:
Den trifft sein Pfeil, den fängt er sich mit Schlingen.

(Beide ab.)

Beatrice (kommt hervor)
Welch Feur durchströmt mein Ohr! Ist's wirklich wahr?
Wollt ihr mir Spott und Hohn so scharf verweisen?
Leb wohl denn, Mädchenstolz, auf immerdar,
Mich lüstet nimmermehr nach solchen Preisen.
Und, Benedikt, lieb immer: so gewöhn ich
Mein wildes Herz an deine teure Hand:
Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön ich,
Und unsre Herzen bind ein heilges Band.
Man sagt, du bist es wert, und ich kann schwören,
Ich wußt es schon, und besser als vom Hören. (Ab.)

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