Zurück zur Startseite Zurück zur Homepage
Zurück zur Startseite
Shakespeares Biographie
Alle Dramen
Schülerwissen
Die Sonette
Verfilmungen
Fragen & Antworten
Shakespeare in Englisch
Elizabethanisches Zeitalter
Shakespeare im Internet
Gästebuch
Impressum



    

Zweyte Scene.

König Johann, König Philipp, Ludwig, Blanca, Elinor, Faulconbridge und Oestreich.

König Philipp.
Es ist wahr, schöne Tochter; und dieser gesegnete Tag soll auf ewig in Frankreich festlich seyn. Diesen Tag feyrlicher zu machen, hält die glorreiche Sonne in ihrem Lauf inne, und spielt den Alchymisten, indem sie durch den Glanz ihres funkelnden Auges die magre klumpichte Erde in schimmerndes Gold verwandelt. Der jährliche Kreislauf, der diesen Tag wiederbringt, soll ihn nie anders als einen Fest-Tag sehen.

Constantia (indem sie aufsteht.)
Ein unglüklicher Tag, und nicht ein Fest-Tag! Was hat dieser Tag verdient? Was hat er gethan, daß er mit goldnen Buchstaben unter die heiligen Zeiten in den Calender gesezt werden soll? Nein, stoßt ihn vielmehr aus der Woche aus, diesen Tag der Schande, der Unterdrükung und des Meineids; oder wenn er ja stehen bleiben muß, so laßt schwangre Frauen beten, daß sie ihrer Bürde nicht an diesem Tag entbunden werden; laßt, ausser an diesem Tag, den Seefahrer keinen Schiffbruch fürchten, und keinen Vertrag gebrochen werden, der nicht an diesem Tage gemacht worden; ja, alles was an diesem Tage angefangen wird, nehm' ein unglükliches Ende, und die Treue selbst verwandle an ihm sich in Falschheit und Betrug!

König Philipp.
Beym Himmel, Lady, ihr habt keine Ursache die freudigen Begegnisse dieses Tages zu verwünschen; hab ich euch nicht meine Majestät zum Unterpfand gegeben?

Constantia.
Ihr habt mich mit einer nachgemachten Majestät betrogen, die, sobald sie auf den Probstein gestrichen worden, sich falsch befunden hat; ihr seyd meineidig, meineidig seyd ihr; ihr kam't in Waffen, meiner Feinde Blut zu vergiessen, und vermischet und verstärket es nun mit dem eurigen. Freundschaft und geschminkter Friede haben den Plaz der kühnen Streitbegierde und des edeln kriegrischen Zorns genommen, und unsre Unterdrükung ist zum Sigel dieses Bundes gemacht worden. Waffnet, waffnet euch, ihr himmlischen Mächte, wider diese meineidigen Könige; eine Wittwe ruft: Sey mein Gemahl, o Himmel! Laß diesen Ungöttlichen Tag sich nicht im Frieden schliessen; sondern sende, eh die Sonne untergegangen seyn wird, bewaffnete Zwietracht zwischen diese treulosen Könige. Höre mich, o höre mich!

Oestreich.
Lady Constantia, gebt euch zufrieden.

Constantia.
Krieg, Krieg, keinen Frieden; Frieden ist Krieg für mich. O Lymoges, o Oestreich! du schändest diesen edeln Raub, womit du pralest! du Sclave, du Elender, du Memme, du kleiner Hasenritter, in nichts groß als in Niederträchtigkeit, und nie herzhaft als wenn du dich hinter die stärkste Parthey verbergen kanst; du Ritter der Fortuna, der nie ficht, wenn dieses wetterläunische Fräulein nicht neben dir steht, und dir Bürge für deine Sicherheit ist; du bist auch meineidig, und schmeichelst den Grossen. Was für ein Narr bist du, für ein kriechender Narr, zu pralen und zu stampfen und zu schwören, daß du meine Parthey halten wollest; du kaltherziger Sclave, hast du nicht wie ein Donner an meiner Seite gesprochen? Geschworen, daß du die Waffen für mich führen wollest, und mich ermahnet, mich deinem Glüke und deiner Stärke anzuvertrauen? Und nun trittst du auch zu meinen Feinden über? du, eine Löwen-Haut tragen? herab damit, wenn du noch eine Schaam in dir hast, und häng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern.

Oestreich.
O daß ein Mann mir das sagte!

Faulconbridge.
Und häng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern.

Oestreich.
Untersteh dich das zu sagen, Schurke, wenn dir dein Leben lieb ist.

Faulconbridge.
Und häng' ein Kalbsfell um diese treulosen Schultern.

Oestreich.
Mich däucht, Richards Stolz und Richards Fall sollt' eine Warnung für euch seyn, Herr.

Faulconbridge.
Was für Worte sind das? Wie schwanken meine Sehnen! Meines Vaters Feind in meines Vaters Raub gehüllt! Wie flüstert mir Alecto ins Ohr: Zögre nicht, Richard, schlage den nichtswürdigen Kerl zu Boden, zieh ihm dieses unvergleichliche Ehrenzeichen ab, das Denkmal des Triumphs deines Vaters über die Wilden - - Nun bey seiner Seele schwöre ich, bey meines Vaters Seele, ich will nicht zweymal die Sonne aufgehen sehen, bis ich dieses Siegeszeichen von deinem Rüken gezogen, und dir das Herz davor zerschmettert habe, daß du dich unterstanden es zu tragen.

König Johann.
Höre auf, du mißfällst uns mit solchen Reden, und vergissest dich selbst.

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

 

 

© 1997 - 2004 Andriz. Keine Vervielfältigung ohne erfolgte Genehmigung von Andriz oder den jeweiligen Autoren.