Zurück zur Startseite Zurück zur Homepage
Zurück zur Startseite
Shakespeares Biographie
Alle Dramen
Schülerwissen
Die Sonette
Verfilmungen
Fragen & Antworten
Shakespeare in Englisch
Elizabethanisches Zeitalter
Shakespeare im Internet
Gästebuch
Impressum



    

Dritter Aufzug.


Erste Scene.

(Des Französischen Königs Gezelt.)

Constantia, Arthur und Salisbüry, treten auf.

Constantia.
Gegangen, um sich zu vermählen? Um einen Frieden zu schwören? Treuloses Blut mit treulosem Blut vereinigt! Gegangen, um Freunde zu seyn? Ludwig soll Blanca haben, und Blanca diese Provinzen? Es ist nicht so, du hast dich verredet, du hast nicht recht gehört; es kan nicht seyn, du sagst nur, es sey so; ich bin versichert daß du nicht die Wahrheit sagst, denn dein Wort ist nur der eitle Athem eines gemeinen Mannes. Glaube mir, Mann, ich glaube dir nicht, ich habe den Eid eines Königs für das Gegentheil; du sollt dafür gestraft werden, daß du mich so erschrekt hast; denn ich bin krank, und leicht in Furcht zu sezen; mißhandelt und unterdrükt, und also voller Furcht; eine Wittwe ohne Mann, ohne Beschüzer, also der Furcht unterworffen; ein Weibsbild, von Natur zur Furchtsamkeit gebohren; und wenn du izt gleich bekennen würdest, daß du nur gescherzt habest, so könnte ich doch meine in Unordnung gebrachten Lebensgeister nicht sogleich wieder beruhigen, sondern sie werden diesen ganzen Tag zittern und schaudern. Was soll dieses Kopfschütteln bedeuten? Warum siehst du meinen Sohn so traurig an? Warum legst du die Hand auf deine Brust? Warum diese Thränen, die wie ein aufgeschwollner Bach über ihre Ufer stürzen? Sind diese schwermüthigen Seufzer Bekräftigungen deiner Worte? So sprich noch einmal, nicht deine vorige Erzählung, sondern nur diß einzige Wort, ob deine Erzählung wahr ist oder nicht?

Salisbury.
So wahr als ihr Ursache habt, diejenige für falsch zu halten, welche schuld an der Wahrheit meiner Aussage sind.

Constantia.
Oh, wenn du mich lehrst diese kummervolle Zeitung zu glauben, so lehre diese kummervolle Zeitung wie sie mich tödten soll, damit ihr Glaube und mein Leben so an einander stossen, wie die Wuth von zween ergrimmten Männern, die in dem Augenblik da sie auf einander treffen, fallen und sterben. Ludwig vermählt sich mit Blanca? O Junge, was bist dann du? Frankreich, Freund von England? Was wird dann aus mir? Geh, Mann, ich kan deinen Anblik nicht ausstehen diese Zeitung hat dich zu einem abscheulichen Mann gemacht.

Salisbury.
Was habe ich dann Uebels gethan, gute Lady, als das Uebel anzuzeigen, das andre gethan haben?

Constantia.
Welches aber an sich selbst so scheußlich ist, daß es alle die nur davon reden abscheulich macht.

Arthur.
Ich bitte euch, Mutter, gebt euch zufrieden.

Constantia.
Wenn du, der mich zufrieden seyn heißt, häßlich wärest, ungestalt, und deiner Mutter Leibe schimpflich, voller Fleken und ekelhafter Finnen, lahm, albern, buklicht, krummbeinicht, ungeheuer, und mit Kräze und Eiterbeulen überdekt; dann wollt' ich mich nicht bekümmern, dann wollt' ich mich zufrieden geben; denn alsdann würd' ich dich nicht lieben, nein, noch würdest du deiner hohen Geburt werth seyn, und eine Crone verdienen. Aber du bist schön, und Natur und Glük haben bey deiner Geburt, du theurer Knabe, sich vereiniget, dich groß zu machen. Wie die Natur dich begabt hat, kanst du mit Lilien und halb entfalteten Rosen um den Vorzug streiten. Aber das Glük! oh sie ist treulos worden, sie ist von dir abgefallen, hält stündlich mit deinem Oheim zu, und hat mit ihrer goldnen Hand Frankreich an sich gerissen, und dahin gebracht, die Ehre der unumschränkten Herrschaft in den Staub zu treten, und seine Majestät zu ihrer Kupplerin zu machen. Frankreich ist eine Kupplerin zwischen dem Glük und Johann, dem Glük, dieser ehrlosen Meze, und diesem räuberischen Johann. Sag mir, Bursche, ist Frankreich nicht meineidig? Vergift' ihn mit Worten, oder geh deines Weges, und laß mich allein bey diesen Kränkungen, die ich allein tragen muß.

Salisbury.
Verzeihet mir, Madam, ich darf nicht ohne euch zu den Königen zurük kommen.

Constantia.
Du darfst, du sollst, ich will nicht mit dir gehen; ich will meinen Schmerz lehren stolz zu seyn; denn Schmerz ist stolz, und macht seinen Besizer eigensinnig. Zu mir, und zu dem Hofstaat meines grossen Kummers mögen die Könige sich versammeln; denn mein Kummer ist so groß, daß nichts als die unbewegliche gigantische Erde ihn unterstüzen kan; hier siz' ich und mein Schmerz; hier ist mein Thron, sage den Königen, daß sie kommen und sich vor ihm büken.

(Sie sezt sich auf den Boden.)

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

 

 

© 1997 - 2004 Andriz. Keine Vervielfältigung ohne erfolgte Genehmigung von Andriz oder den jeweiligen Autoren.