Sechste Scene.
Faulconbridge.
Närrische Welt! närrische Könige! närrisches
Zeug zusammen! Johann, um Arthurn sein Recht zum Ganzen zu benehmen,
begiebt sich freiwillig eines Theils; und Frankreich, dem das
Gewissen seine Rüstung angeschnallt, den Eifer und Christliche
Liebe als Gottes eignen Waffenträger ins Feld geführt,
läßt sich nun von diesem Vorsaz-Aendrer entwafnen,
diesem schlauen Teufel, diesem Mäkler, der immer der Treue
den Hals bricht, diesem täglichen Eidbrecher, der alle Menschen
verführt, Könige, Bettler, Alte, Junge, und der die
Mädchen selbst, die sonst nichts äusserliches zu verliehren
haben als das Wort Mädchen, die armen Dinger auch um das
betrügt; diesem glattmaulichten Stuzer, diesem kizelnden
Schmeichler, Interesse - - Interesse, der die ganze Welt aus ihrem
ebnen natürlichen Lauf heraushebt, und ohne alle gerade Richtung,
Absicht und Regel forttreibt. Und eben dieses Interesse, diese
Kupplerin, dieser Mäkler, dieser allesverwandelnde Zauberer,
auf das Auge des wankelmüthigen Philipps geplakt, hat ihn
von seinem festgesezten Endzwek, von einem beschloßnen und
ehrenvollen Krieg, zu einem höchst schimpflichen und niederträchtigen
Frieden gezogen - - Und warum ziehe ich wider dieses Interesse
los, als weil es noch bisher nicht um mich gebuhlt hat; nicht,
weil ich die Stärke hätte die Hand zuzuschliessen, wenn
seine schönen Engel mir die ihrige darreichen würden;
sondern weil meine Hand, die noch immer leer gelassen worden,
gleich einem armen Bettler über die Reichen schmählt.
Wohl dann, so lang ich ein Bettler bin, will ich über die
Reichen schmählen, und sagen, es sey keine grössere
Sünde als reich seyn: Und wenn ich reich bin, dann soll meine
Tugend darinn bestehen, daß ich behaupte, es sey kein Laster
als Dürftigkeit. Wenn Könige selbst ihren Eid aus Eigennuz
brechen, so sey du mein Gott, Gewinnst; denn dir allein will ich
dienen.
(Er geht ab.)
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