Fünfte Scene.
Ariel mit dem Schiffspatron und dem Hochbootsmann, die ihm
ganz erstaunt und erschroken folgen, zu den Vorigen.
Gonsalo.
O sehet, Sire, sehet, hier sind noch mehr von unsrer Gesellschaft.
Prophezeyte ich nicht, wenn noch ein Galgen auf dem Lande wäre,
so könnte dieser Bursche nicht ersauffen? Nun, wie? du, der
die Gnade selbst über Bord zu fluchen pflegte, hast du keinen
Schwur auf dem festen Lande übrig? Hast du kein Maul zu Lande?
Was giebt es neues?
Hochbootsmann.
Das beste Neue ist, daß wir unsern König und unsre
Gesellschaft gesund wieder antreffen; das nächste an diesem,
daß unser Schiff, welches wir erst vor drey Stunden dem
Sturm preiß gaben, so ganz, so neu und so wohl getakelt
ist, als da wir es zuerst in die See stiessen.
Ariel.
Mein Gebieter, alles das hab ich gethan, seit ich euch verließ.
Prospero.
Mein artiger Taschenspieler!
Alonso.
Das sind keine natürliche Begebenheiten; immer eine wunderbarer
als die andre! Sage, wie kamst du hieher?
Bootsmann.
Gnädigster Herr, wenn ich dächte, daß ich gewiß
wach wäre, so wollt ich versuchen, ob ichs euch erzählen
könnte. Wir waren alle in dichtem Schlaf, und, ich weiß
selbst nicht wie, alle in den Raum des Schiffs zusammengepakt,
wo wir nur eben von einem seltsamen und manchfaltigen Getöse
von Brüllen, Schreyen, Heulen, Rasseln mit Ketten, und andern
entsezlichen Tönen aufgewekt wurden; auf einmal hörte
alles auf, wir sahen unser schönes, königliches Schiff
mit seinem ganzen Zugehör, in bestem Zustand; und indem unser
Patron von einer Seite zur andern sprang, um es in Augenschein
zu nehmen, so wurden wir, mit eurer Erlaubniß, in einem
huy, wie in einem Traum, von unsern Cameraden geschieden, und
schlaftrunken hieher gebracht.
Ariel (zu Prospero.)
War es wohl gethan?
Prospero.
Recht wohl, mein fleißiger Ariel, du sollst frey sein.
Alonso.
Das ist ein so seltsamer Irrgarten, als je ein Mensch betreten
hat, und es ist mehr als die Natur zuthun vermag, in diesem Geschäfte;
ohne ein Orakel ist es unmöglich, etwas davon zu begreiffen.
Prospero.
Mein gebietender Herr, beunruhigt euch nicht, das Wunderbare in
diesen Dingen zu ergründen; in kurzem will ich euch bey beßrer
Musse alles Stük vor Stük auflösen, was euch izt
unbegreiflich ist: bis dahin seyd frohen Muthes, und denkt von
allem das beste. (Zu Ariel leise.) Hieher, Geist; seze
Caliban und seine Gesellschaft in Freyheit; löse die Bezauberung
auf - - Wie befindet ihr euch, mein Gnädigster Herr? Es mangeln
noch ein Paar alte närrische Kerls von euerm Gefolge, die
ihr vergessen habt.
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