Dritte Scene.
Florisell, Perdita, Cleomenes nebst einigen Hofleuten zu den
Vorigen.
Leontes.
Ihr habt keine andre Gewähr für das was ihr seyd vonnöthen,
mein Prinz, als eure Gestalt und Bildung. Euers Vaters Bild ist
so vollkommen in euch abgedrükt, daß ich, wenn ich
erst zwanzig Jahre hätte, euch Bruder nennen, und von irgend
einem wilden Streich reden würde, wie wir in euerm Alter
mit einander spielten - - Seyd mir von Herzen willkommen, wie
eure schöne Princessin, Göttin, hätt' ich schier
gesagt - - Ach! weh mir! Ich verlohr ein Paar, das so, wie ihr
liebenswürdige Zwey, zwischen Himmel und Erde gestanden,
und jedes Auge mit Wunder erfüllt haben möchte; und
dann verlohr ich auch (alles durch meine eigne Thorheit) die Gesellschaft,
ja sogar die Freundschaft euers rechtschaffnen Vaters, welchen
ich, so traurig sein Anblik für mich seyn würde, dennoch
noch einmal in meinem Leben zu sehen wünschte.
Florisell.
Gnädigster Herr, es geschah auf seinen Befehl, daß
ich im Vorbeyfahren die Küste von Sicilien betreten habe,
um Eu. Majestät von ihm den zärtlichsten Gruß
zu überbringen, den ein König seinem Bruder senden kan;
hätte ihm ein Anstoß von Unpäßlichkeit,
dergleichen das annähernde Alter mit sich zu bringen pflegt,
nicht das gewünschte Vermögen auf einige Zeit benommen,
so würde er selbst die Länder und Meere zwischen euerm
Thron und dem seinigen durchgemessen haben, um euch zu sehen;
den er mehr liebt, (so befahl er mir zu sagen) als alle andre
Scepter und diejenige, welche sie tragen, so viel ihrer sind.
Leontes.
O mein Bruder! Edelmüthiges Herz! Noch immer blutet das meinige
von dem Unrecht, das ich dir gethan habe; diese neue Probe deiner
seltnen Güte beschämt und verwirrt mich, so sehr sie
mich erfreut - - Seyd willkommen in Sicilien, Prinz; willkommen,
wie der Frühling der Erde. Und hat er sich entschliessen
können, diese unvergleichliche Princessin dem gefahrvollen,
oder doch wenigstens unfreundlichen Neptun auszusezen, um einen
Mann zu grüssen, der ihrer Mühe nicht werth ist; vielweniger,
daß sie ihre Person seinetwegen wage?
Florisell.
Gnädigster Herr, sie kommt aus Lybien.
Leontes.
Wo der tapfre Smalus, dieser ruhmvolle Beherrscher, sich zugleich
lieben und fürchten macht?
Florisell.
Königlicher Herr, von dannen; von ihm, dessen Tochter seine
Thränen beym Abschied sie ankündigten; von da haben
wir mit einem freundlichen Südwind hieher gekreuzt, um den
Auftrag zu vollziehen, den mir mein Vater an Eu. Majestät
gegeben hatte; mein bestes Gefolge hab ich von euerm Ufer nach
Böhmen vorausgeschikt, um zugleich mit dem guten Erfolg meiner
Reise nach Lybien, auch meine und meiner Frauen glükliche
Ankunft in Sicilien anzukünden.
Leontes.
Mögen die Götter ihre besten Einflüsse auf unsre
Insel herabschütten, so lange ihr euch bey uns aufhaltet.
Ihr habt einen tugendhaften Vater, einen verdienstvollen Mann,
gegen dessen Person so heilig als sie ist, ich gesündiget
habe; Ach! der gerecht-erzürnte Himmel hat mich dafür
bestraft; er hat mich meiner Kinder beraubt, und euern Vater,
wie er's verdiente, mit euch gesegnet, einem Erben der seiner
würdig ist. Was würd' ich gewesen seyn, hätt' ich
izt einen Sohn und eine Tochter vor mir sehen können, die
so liebenswürdige Geschöpfe wären wie ihr beyde!
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