Achte Scene.
Autolicus tritt auf dem vordern Theil des Theaters auf.
Autolicus.
Ha, ha, was für eine Närrin die Ehrlichkeit ist! und
Treuherzigkeit, ihre getreue Gefährtin, eine sehr einfältige
Dame! Ich habe meinen ganzen Plunder verkauft; nicht ein einziges
falsches Steinchen, nicht ein einziges Stük Band, Sak-Spiegel,
Pommade-Kugel, Halsschnur, Schreib-Tafel, Lied, Messer, Handschuh,
Borte, Armband, mit einem Wort nicht eines Hellers werth haben
sie in meinem Pak übrig gelassen; sie drangen sich, wer das
Erste seyn sollte, nicht anders als ob meine Schnurpfeiffereyen
lauter Reliquen und Heiligthümer gewesen wären, und
dem Käuffer einen sonderbaren Segen zugezogen hätten;
bey dieser Gelegenheit machte ich meine Beobachtungen, und bemerkte,
wessen Beutel die beste Mine hatte; und was ich bemerkte, das
schrieb ich, zu gelegenheitlichem Gebrauch, in mein Gedächtniß.
Mein guter Hans (dem nur etwas weniges mangelt, um ein ganz vernünftiger
Bursche zu seyn) wurde so gewaltig in den Gesang der zwoo Mädchen
verliebt, daß er keine Ruhe gab, bis er beydes Worte und
Melodie hatte; und dieses zog den ganzen übrigen Hauffen
so aufmerksam um mich her, daß alle ihre Sinnen in den Ohren
stekten; man hätte einen Unterrok wegzwaken können ohne
daß es jemand gemerkt hätte; ich wollte einen Bund
Schlüssel an einer Kette weggefingert haben; sie hörten
und fühlten nichts als meinen Gassenhauer, und bewunderten
mit offnen Mäulern das Nichts ihres Inhalts. So daß
ich während dieser Betäubung, worinn die guten Leute
waren, den grösten Theil ihrer festlichen Beutel wegschnappte;
und wäre nicht der alte Mann und mit Ach und Weh über
seine Tochter und des Königs Sohn dahergekommen, und hätte
meine Dolen aus dem Stroh gescheucht, es sollte mir kein lebendiger
Beutel in der ganzen Armee übrig geblieben seyn.
(Camillo, Florisell und Perdita kommen besser hervor.)
Camillo.
Seyd ruhig; meine Briefe, welche durch diesen Canal so bald anlangen
werden, als ihr selbst, sollen diesem Zweifel schon begegnen.
Florisell.
Und diejenige, die ihr mir vom König Leontes verschaffen
wollt - -
Camillo.
Sollen euern Vater zufrieden stellen.
Perdita.
Heil euch und euerm Vorhaben! Alles was ihr sagt giebt Hoffnung
zu einem glüklichen Ausgang.
Camillo wird indem den Autolicus gewahr, der seines Orts nicht
wenig besorgt ist, man möchte seinen schönen Monologe
gehört haben; Camillo beredet ihn, seine schlechte Kleider
mit der Kleidung des Prinzen zu vertauschen; Perdita soll sich
gleichfalls so unkenntlich machen als möglich, und beyde
sich ohne Verzug zu Schiffe begeben. Sie gehen also mit einander
ab, und Camillo bleibt nur noch so lange zurük, um zu sich
selbst, oder vielmehr zu den Zuschauern zu sagen, daß er
nun gerades Weges zum Könige gehen, und ihm von dieser Flucht
und dem Ort wohin sie gerichtet sey, Nachricht geben wolle; er
hofft ihn ohne Müh zum Nachsezen zu bewegen, und also in
dessen Gesellschaft Sicilien wieder zu sehen, wornach, wie er
sagt, er den Gelüsten einer schwängern Frauen habe.
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