Sechste Scene.
Perdita (für sich.)
Es ist unnöthig, ich bin schon verlohren - - (zu den
übrigen) ich war nicht sehr erschroken; denn es war mir
ein oder zweymal auf der Zunge, daß ich ihm sagen wollte,
die nemliche Sonne, die seinen Hof bestralt, verberge ihr Antliz
nicht vor unsrer Hütte, sondern schaue sie eben so freundlich
an - - Wollt ihr euch nun gefallen lassen zu gehen, mein Herr?
Ich sagte euch vor, daß es so kommen werde. Ich bitte euch,
seyd für eure eigne Wohlfahrt besorgt: Ich bin nun aus meinem
Traum erwacht; ich will ihm keinen Augenblik mehr nachhängen,
sondern meine Schafe melken und weinen.
Camillo.
Nun, wie ists, alter Vater; rede noch einmal eh du stirbst.
Schäfer.
Ich kan weder reden noch denken; ich darf nicht an das denken
was ich weiß. O Herr, ihr habt einen Mann von drey und achtzig
Jahren zu Grunde gerichtet, der sich im Frieden in sein Grab zu
legen hoffte; ja, auf dem nemlichen Bette zu sterben, wo mein
Vater starb; zunächst an seinen redlichen Gebeinen zu liegen;
nun wird mich irgend ein Henker in mein Grabtuch wikeln, und mich
dahin legen, wo kein Priester die erste Schauffel voll Erde auf
mich werfen wird. (zu Perdita.) O unglükselige! Du
wußtest daß es der Kron-Prinz war, und wagtest es
dennoch dich so weit mit ihm einzulassen. Alles verlohren! Alles
verlohren!
|