Zweyte Scene.
Florisell und Perdita treten auf.
Florisell.
Wie reizend seyd ihr in diesem ungewöhnlichen Puz! Keine
Schäferin, sondern Flora selbst, mitten unter dem schimmernden
Gefolge des Frühlings! - - Für andre mag dieß
unser Fest eine Schaf-Schur heissen; in meinen Augen ist es eine
Zusammenkunft der Liebes-Götter, um euch, ihrer Königin,
zu huldigen.
Perdita.
Mein gnädigster Herr, eure Ausschweiffungen zu tadeln, kommt
mir nicht zu: O verzeihet, daß ich ihnen diesen Namen geben
muß - - aber wie soll ich es anders nennen - - euer hohes
Selbst, den grossen Erben dieses Reichs habt ihr durch eine Schäfer-Kleidung
verdunkelt; und mich armes schlechtes Mädchen wie eine Göttin
herausgepuzt. Glaubet mir, wenn unsre Leute nicht gewohnt wären,
bey einem solchen Fest allerley kurzweilige Thorheiten zu sehen,
ich würde erröthen, wenn ich euch in diesem Aufzug ansähe;
versichert, ich denk' ich schaue in einen Spiegel der mir zeigt,
wie niedrig ich bin, da ihr euch so weit herablassen müsset,
um mir gleich zu werden.
Florisell.
Gesegnet sey die Stunde, da mein guter Falke seinen Flug über
deines Vaters Matten nahm.
Perdita.
Nun, der Himmel mög euch Ursache geben diese Stunde zu segnen!
Mich macht diese Verwandlung zittern; wenn ihr gleich zu groß
seyd, um zu wissen was Furcht ist - - Eben in diesem Augenblik
zittre ich vor dem Gedanken, daß irgend ein Zufall euern
Vater so gut als euch hieher führen könnte: Gütiger
Himmel! Was würde er für Augen machen, seinen Prinzen,
auf den er stolz seyn müßte, so unanständig verkleidet
zu sehen! Was würde er sagen! Oder wie könnte ich in
diesem geborgten fluttrichten Aufzug das Herz haben, die Strenge
seines Anbliks auszuhalten?
Florisell.
Weg mit diesen Grillen, meine Schöne; bilde dir nichts als
Scherze und Frölichkeit ein: Die Götter selbst haben
sich nicht geschämt, wenn es die Liebe wollte, ihre Gottheiten
in thierische Gestalten zu verbergen. Jupiter brüllte als
Stier; Neptunus blökte als Schafbok; und der goldne Apollo
wurde ein armer gemeiner Schäfer, wie ich izt zu seyn scheine.
Keiner unter ihnen allen konnte seine Verwandlung mit einer so
schönen Ursache rechtfertigen; keiner liebte mit einer so
reinen, so tugendhaften Liebe - - Meine Absichten - -
Perdita.
Ach, was vermögen diese Absichten gegen den unwiderstehlichen
Willen des Königs? Denn daß er sie billigen könnte,
ist unmöglich - - Was wird die Folge davon seyn? - - Eines
von diesen beyden unfehlbar - - entweder ihr werdet aufhören
zu lieben, oder ich zu leben - -
Florisell.
Allerliebste Perdita, ich bitte dich, verfinstre die Frölichkeit
unsers Fests nicht mit diesen selbstgemachten Schrekbildern; entweder
will ich dein seyn, meine Schönste, oder mein Vater hat keinen
Sohn. Denn ich müßte nur aufhören ich selbst zu
seyn, wenn ich nicht dein seyn sollte. Das ist eine ausgemachte
unabänderliche Sache, wenn gleich das Schiksal selbst Nein
dazu sagen wollte. Sey aufgeräumt, meine Liebe! Erstike solche
Gedanken, denk' eher an alles andre - - Unsre Gäste kommen
schon - - Zeig ihnen ein fröliches Gesicht; bilde dir ein
daß dieser Tag der Hochzeit-Tag sey, den wir beyde einander
zugeschworen haben, daß er kommen soll.
Perdita.
O Dame Fortuna, sieh uns mit günstigen Augen an!
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