Fünfte Scene.
Ein andres Zimmer in Olivias Haus.
Sebastian allein.
Diß ist die Luft, diß ist die strahlende Sonne;
diese Perle gab sie mir, ich fühle sie und sehe sie, und
obgleich alles um mich her lauter Wunder ist, so ist es doch nicht
Wahnwiz. Wo ist denn Antonio? Ich konnt' ihn im Elephanten nicht
finden; alles was ich erfahren konnte war daß er da gewesen
und wieder ausgegangen sey, mich überall in der Stadt aufzusuchen.
Sein Rath könnte mir izt den grössesten Dienst thun
- - Denn wenn gleich meine Vernunft gegen meine Sinnen behauptet,
daß diß alles irgend ein Irrthum seyn könne,
ohne daß es Einbildungen oder Tollheit seyn müsse;
so geht doch dieser Zufall und ein so ausserordentliches Glük
so weit über alles, was man sich vorstellen kan, oder was
jemals erhört worden ist; daß ich bereit bin, ein Mißtrauen
in meine eigne Augen zu sezen, und mit meiner Vernunft zu streiten,
wenn sie mich bereden will, irgend etwas anders zu glauben, als
daß ich toll sey oder daß es diese junge Dame sey;
und doch, wenn das leztere wäre, würde sie ihr Haus
regieren, ihren Bedienten Befehle geben, Geschäfte annehmen
und auftragen, und das alles mit einer so guten Art, mit einem
so sanften, vernünftigen, gesezten Wesen, wie ich sehe, daß
sie thut? In der That, es ist etwas unbegreifliches in dieser
Sache. Aber da kommt sie ja selbst.
Olivia mit einem Priester.
Olivia.
Tadelt nicht, daß ich zu hastig sey; wenn eure Absicht ehrlich
ist, so kommt mit mir und diesem heiligen Mann in die Capelle,
und unter ihrer geweyhten Umwölbung schwöret mir da,
vor ihm, das Gelübd eurer Treue zu, damit meine noch immer
mißtrauische, noch immer zweifelnde Seele beruhigt werde.
Er soll es geheim halten, bis es euch selbst gefallen wird, die
Zeit zu einer öffentlichen Feyer, die meiner Geburt gemäß
sey, zu bestimmen. Was sagt ihr hiezu?
Sebastiano.
Ich will diesem heiligen Manne folgen und euch begleiten; und
die Treue, die ich euch schwören werde, will ich ewig halten.
Olivia.
So geht dann voran, ehrwürdiger Vater, und der Himmel schaue
mit Beyfall auf mein Vorhaben herab!
(Sie gehen ab.)
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