Zweyte Scene.
Malvolio trift Viola, in ihrer Verkleidung als Cäsario
an, und richtet den Auftrag bey ihr aus, den ihm Olivia vorhin
gegeben, und da Viola den Ring nicht annehmen will, wirft er ihn
endlich vor ihre Füsse und geht ab.
Viola (allein.)
Ich ließ keinen Ring bey ihr ligen; was meynt diese
Dame damit? Das Unglük wird doch nicht wollen, daß
ihr meine Gestalt in dieser Verkleidung gefährlich gewesen!
Sie schien mich mit günstigen Augen anzusehen, in der That,
so sehr, daß ihre Augen ihre Zunge verhext und gelähmt
zu haben schienen; denn sie sprach sehr zerstreut und ohne Zusammenhang
- - Sie liebt mich, so ist es; und der Auftrag den sie diesem
plumpen Abgesandten gemacht, ist ein Kunstgriff, mir ihre Liebe
auf eine feine Art zu erkennen zu geben - - Sie will keinen Ring
von meinem Herrn; wie? er schikte ihr ja keinen; ich bin der Mann
- - Wenn es so ist, (und es ist so) das arme Fräulein! so
wär es noch besser für sie, in ein blosses Phantom verliebt
zu seyn. Verkleidungen sind, wie ich sehe, eine Gelegenheit, deren
Satan sich wol zu bedienen weiß. Wie wenig es braucht, um
in ein wächsernes Weiber-Herz Eindruk zu machen! Himmel!
daran hat unsre Gebrechlichkeit Schuld, nicht wir; wenn wir so
gemacht sind, was können wir dafür, daß wir so
sind? - - Aber wie wird sich das zusammen schiken? Mein Herr liebt
sie aufs äusserste; ich, arme Mißgestalt, bin eben
so stark von ihm bethört; und sie, durch den Schein betrogen,
seufzt um mich. Was wird aus diesem allem werden? In so fern ich
ein Mann bin, könnte meine Liebe zu Orsino in keinem verzweifeltern
Zustand seyn; in so fern ich ein Mädchen bin, wie viele vergebliche
Seufzer wird die arme Olivia aushauchen! Hier ist lauter Hoffnunglose
Liebe, auf allen Seiten. O Zeit, du must diß entwikeln,
nicht ich; es ist ein Knoten, der zu hart verschlungen ist, als
daß ich ihn auflösen könnte.
(Sie geht ab.)
Dritte Scene.
Verwandelt sich in Olivias Haus.
Sir Tobias und Sir Andreas, nebst dem Narren.
Vierte Scene.
Maria, und endlich auch Malvolio zu den Vorigen.
Diese beyden Zwischen-Scenen sind der Uebersezung unwürdig,
und eines Aufzugs unfähig.
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