Dritte Szene
Andres Zimmer in Leonatos Hause
Don Juan und Konrad treten auf
Konrad.
Was der Tausend, mein Prinz, warum seid Ihr denn so übermäßig
schwermütig?
Don Juan.
Weil ich übermäßig viel Ursache dazu habe,
deshalb ist auch meine Verstimmung ohne Maß.
Konrad.
Ihr solltet doch Vernunft anhören.
Don Juan.
Und wenn ich sie nun angehört, welchen Trost hätt
ich dann davon?
Konrad.
Wenn auch nicht augenblickliche Hilfe, doch Geduld zum Leiden.
Don Juan.
Ich wundre mich, wie du, der, wie du selbst sagst, unterm
Saturn geboren bist, dich damit abgibst, ein moralisches Mittel
gegen ein tödliches Übel anzupreisen. Ich kann nicht
verbergen, wer ich bin; ich muß ernst sein, wenn ich Ursache
dazu habe, und über niemands Einfälle lachen; essen,
wenn mich hungert, und auf niemands Belieben warten; schlafen,
wenn mich schläfert, und um niemands Geschäfte mich
anstrengen; lachen, wenn ich lustig bin, und keinen in seiner
Laune streicheln.
Konrad.
Ei ja; aber Ihr solltet Euch nicht so zur Schau tragen, bis
Ihr's ohne Widerspruch tun könnt. Erst neulich habt Ihr Euch
mit Eurem Bruder überworfen, und jetzt eben hat er Euch wieder
zu Gnaden aufgenommen; da könnt Ihr unmöglich in seiner
Gunst Wurzel schlagen, wenn Ihr Euch nicht selbst das gute Wetter
dazu macht. Ihr müßt Euch notwendig günstige Witterung
für Eure Ernte schaffen.
Don Juan.
Lieber wollt ich eine Hundsrose im Zaun sein, als eine edle
Rose in seiner Gnade: und für mein Blut schickt sich's besser,
von allen verschmäht zu werden, als ein Betragen zu drechseln
und jemands Liebe zu stehlen. Soviel ist gewiß, niemand
wird mich einen schmeichlerischen Biedermann nennen, niemand soll
mir's aber dagegen absprechen, daß ich ein aufrichtiger
Bösewicht sei. Mit einem Maulkorb trauen sie mir, und mit
einem Block lassen sie mich laufen: darum bin ich entschlossen,
in meinem Käfig nicht zu singen. Hätt ich meine Zähne
los, so würd ich beißen: hätt ich meinen freien
Lauf, so täte ich, was mir beliebt. Bis dahin laß mich
sein, was ich bin, und such mich nicht zu ändern.
Konrad.
Könnt Ihr denn von Eurem Mißvergnügen keinen
Gebrauch machen?
Don Juan.
Ich mache allen möglichen Gebrauch davon, ich brauche
es eben. Wer kommt denn da? Was gibt's Neues, Borachio? -
Borachio kommt.
Borachio.
Ich komme von drüben von einem großen Abendschmaus:
der Prinz, Euer Bruder, wird von Leonato königlich bewirtet,
und ich kann Euch vorläufig erzählen, daß eine
Heirat im Werke ist.
Don Juan.
Könnte mir das nicht ein Fundament werden, irgendein
Unheil drauf zu bauen? Wer ist denn der Narr, der sich an ewige
Unruhe verloben will?
Borachio.
Ei, es ist Eures Bruders rechte Hand.
Don Juan.
Wer? der höchst ausbündige Claudio?
Borachio.
Eben der.
Don Juan.
Ein schmuckes Herrchen! Und wer? und wer? Was sein Absehn? -
Borachio.
Nun Hero, Leonatos Tochter und Erbin.
Don Juan.
Das kaum flügge Märzhühnchen? Wie kommst du
dazu? -
Borachio.
Ich habe das Ausräuchern der Zimmer zu besorgen; und
als ich eben in einem dumpfigen Saal damit beschäftigt bin,
kommen der Prinz und Claudio Hand in Hand, in sehr ernsthafter
Unterredung. Ich duckte mich hinter die Tapete, und da hört
ich, wie sie Abrede nahmen, der Prinz solle um Hero für sich
werben, und wenn er sie bekomme, sie dem Grafen Claudio geben.
Don Juan.
Komm, komm, laß uns hinüber; das kann meinem Grimm
Nahrung werden. Dieser junge Emporschößling hat den
ganzen Ruhm meiner Niederlage; kann ich den nur auf einem Wege
kreuzen, so will ich mich allerwegen glücklich schätzen.
Ihr seid beide zuverlässig und steht mir bei? -
Konrad.
Bis in den Tod, gnädger Herr.
Don Juan.
Gehn wir zu dem großen Gastmahl! Ihre Fröhlichkeit
ist desto größer, weil ich zugrunde gerichtet bin.
Ich wollte, der Koch dächte wie ich! Wollen wir gehn und
sehn, was zu tun ist? -
Borachio.
Wir sind zu Euerm Befehl, mein gnädiger Herr.
(Alle ab.)
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