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Benedikt und Claudio.

Claudio.
Benedikt, hast du Leonatos Tochter wohl ins Auge gefaßt?

Benedikt.
Ins Auge habe ich sie nicht gefaßt, aber angesehn habe ich sie.

Claudio.
Ist sie nicht ein sittsames, junges Fräulein?

Benedikt.
Fragt Ihr mich wie ein ehrlicher Mann um meine schlichte, aufrichtige Meinung? Oder soll ich Euch nach meiner Gewohnheit als ein erklärter Feind ihres Geschlechts antworten?

Claudio.
Nein, ich bitte dich, rede nach ernstem, nüchternem Urteil.

Benedikt.
Nun denn, auf meine Ehre: mich dünkt, sie ist zu niedrig für ein hohes Lob, zu braun für ein helles Lob, zu klein für ein großes Lob; alles, was ich zu ihrer Empfehlung sagen kann, ist dies: wäre sie anders, als sie ist, so wäre sie nicht hübsch, und weil sie nicht anders ist, als sie ist, so gefällt sie mir nicht.

Claudio.
Du glaubst, ich treibe Scherz: nein, sage mir ehrlich, wie sie dir gefällt.

Benedikt.
Wollt Ihr sie kaufen, weil Ihr euch so genau erkundigt?

Claudio.
Kann auch die ganze Welt solch Kleinod kaufen?

Benedikt.
Jawohl, und ein Futteral dazu. Aber sprecht Ihr dies in vollem Ernst? Oder agiert Ihr den lustigen Rat und erzählt uns, Amor sei ein geübter Hasenjäger und Vulkan ein trefflicher Zimmermann? Sagt doch, welchen Schlüssel muß man haben, um den rechten Ton Eures Gesanges zu treffen?

Claudio.
In meinem Aug ist sie das holdeste Fräulein, das ich jemals erblickte.

Benedikt.
Ich kann noch ohne Brille sehn, und ich sehe doch von dem allem nichts. Da ist ihre Muhme. wenn die nicht von einer Furie besessen wäre, sie würde Hero an Schönheit so weit übertreffen, als der erste Mai den letzten Dezember. Aber ich hoffe, Ihr denkt nicht daran, ein Ehemann zu werden: oder habt Ihr solche Gedanken? -

Claudio.
Und hätt ich schon das Gegenteil beschworen, ich traute meinem Eide kaum, wenn Hero meine Gattin werden wollte.

Benedikt.
Nun wahrhaftig, steht es so mit Euch? Hat die Welt auch nicht einen einzigen Mann mehr, der seine Kappe ohne Verdacht tragen will? Soll ich keinen Junggesellen von sechzig Jahren mehr sehn? Nun, nur zu; wenn du denn durchaus deinen Hals unters Joch zwängen willst, so trage den Druck davon und verseufze deine Sonntage. Sich, da kommt Don Pedro und sucht dich.

Don Pedro kommt zurück.

Don Pedro.
Welch Geheimnis hat euch hier zurückgehalten, daß ihr nicht mit uns in Leonatos Haus gingt?

Benedikt.
Ich wollte, Eure Hoheit nötigte mich, es zu sagen.

Don Pedro.
Ich befehle dir's bei deiner Lehnspflicht.

Benedikt.
Ihr hört's, Graf Claudio: ich kann schweigen wie ein Stummer, das könnt Ihr glauben; aber bei meiner Lehnspflicht - seht Ihr wohl, bei meiner Lehnspflicht - er ist verliebt. In wen? (so fragt Eure Hoheit jetzt) und nun gebt acht, wie kurz die Antwort ist: in Hero, Leonatos kurze Tochter.

Claudio.
Wenn dem so wäre, wär es nun gesagt.

Benedikt.
Wie das alte Märchen, mein Fürst: es ist nicht so und war nicht so, und wolle Gott nur nicht, daß es so werde!

Claudio.
Wenn meine Leidenschaft sich nicht in kurzem ändert, so wolle Gott nicht, daß es anders werde.

Don Pedro.
Amen! wenn Ihr sie liebt, denn das Fräulein ist dessen sehr würdig.

Claudio.
So sprecht Ihr nur, mein Fürst, mich zu fangen.

Don Pedro.
Bei meiner Treu, ich rede, wie ich's denke.

Claudio.
Das tat ich ebenfalls, mein Fürst, auf Ehre.

Benedikt.
Und ich, bei meiner zwiefachen Ehre und Treue, mein Fürst, ich gleichfalls.

Claudio.
Daß ich sie liebe, fühl ich.

Don Pedro.
Daß sie es wert ist, weiß ich.

Benedikt.
Und daß ich weder fühle, wie man sie lieben kann, noch weiß, wie sie dessen würdig sei, das ist eine Überzeugung, welche kein Feuer aus mir herausschmelzen soll; darauf will ich mich spießen lassen.

Don Pedro.
Du warst von jeher ein verstockter Ketzer in Verachtung der Schönheit.

Claudio.
Und der seine Rolle nie anders durchzuführen wußte, als indem er seinem Willen Gewalt antat.

Benedikt.
Daß mich ein Weib geboren hat, dafür dank ich ihr; daß sie mich aufzog, auch dafür sag ich ihr meinen demütigsten Dank: aber daß ich meine Stirn dazu hergebe, die Jagd darauf abzublasen, oder mein Hifthorn an einen unsichtbaren Riem aufhänge, das können mir die Frauen nicht zumuten. Weil ich ihnen das Unrecht nicht tun möchte, einer von ihnen zu mißtrauen, so will ich mir das Recht vorbehalten, keiner zu trauen; und das Ende vom Liede ist (und zugleich gewiß auch das beste Lied), daß ich ein Junggesell bleiben will.

Don Pedro.
Ich erlebe es noch, dich einmal ganz blaß vor Liebe zu sehen.

Benedikt.
Vor Zorn, vor Krankheit oder Hunger, mein Fürst; aber nicht vor Liebe. Beweist nur, daß ich jemals aus Liebe mehr Blut verliere, als ich durch eine Flasche Wein wieder ersetzen kann, so stecht mir die Augen aus mit eines Balladenschreibers Feder, hängt mich auf über der Tür eines schlechten Hauses und schreibt darunter: «Zum blinden Cupido».

Don Pedro.
Nun ja, wenn du je von diesem Glauben abfällst, so mach dir keine Rechnung auf unsre Barmherzigkeit.

Benedikt.
Wenn ich das tue, so hängt mich in einem Faß auf wie eine Katze und schießt nach mir; und wer mich trifft, dem klopft auf die Schulter und nennt ihn Adam.

Don Pedro.
Nun wohl, die Zeit wird kommen, «Wo sich der wilde Stier dem Joche fügt».

Benedikt.
Das mag der wilde Stier; wenn aber der verständige Benedikt sich ihm fügt, so reißt dem Stier seine Hörner aus und setzt sie an meine Stirn, und laßt mich von einem Anstreicher abmalen, und mit so großen Buchstaben, wie man zu schreiben pflegt: «Hier sind gute Pferde zu vermieten», setzt unter mein Bildnis: «Hier ist zu sehn Benedikt, der Ehemann.»

Claudio.
Wenn das geschähe, so würdest du hörnertoll sein.

Don Pedro.
Nun, wenn nicht Cupido seinen ganzen Köcher in Venedig verschossen hat, so wirst du in kurzem für deinen Hochmut beben müssen.

Benedikt.
Dazu müßte noch erst ein Erdbeben kommen.

Don Pedro.
Gut, andre Zeiten, andre Gedanken. Für jetzt, lieber Signor Benedikt, geht hinein zu Leonato, empfehlt mich ihm und sagt ihm, ich werde mich zum Abendessen bei ihm einfinden; denn wie ich höre, macht er große Zurüstungen.

Benedikt.
Diese Bestellung traue ich mir allenfalls noch zu, und somit befehle ich Euch - -

Claudio.
«Dem Schutz des Allerhöchsten: gegeben in meinem Hause (wenn ich eins hätte) - -

Don Pedro.
Den sechsten Juli: Euer getreuer Freund Benedikt».

Benedikt.
Nun, spottet nicht, spottet nicht: der Inhalt Eurer Gespräche ist zuweilen mit Lappen verbrämt und die Verbrämung nur sehr schwach aufgenäht: eh Ihr so alte Späße wieder hervorsucht, prüft Euer Gewissen, und somit empfehle ich mich Euch. (Benedikt ab.)

Claudio.
Eur Hoheit könnte jetzt mich sehr verpflichten.

Don Pedro.
Sprich, meine Lieb ist dein: belehre sie,
Und du sollst sehn, wie leicht sie fassen wird
Die schwerste Lehre, die dir nützlich ist.

Claudio.
Hat Leonato einen Sohn, mein Fürst?

Don Pedro.
Kein Kind, als Hero, sie ist einzge Erbin.
Denkst du an sie, mein Claudio?

Claudio.
O mein Fürst,
Eh Ihr den jetzt beschloßnen Krieg begannt,
Sah ich sie mit Soldatenblick mir an,
Dem sie gefiel: allein die rauhe Arbeit
Ließ Wohlgefallen nicht zur Liebe reifen.
Jetzt kehr ich heim, und jene Kriegsgedanken
Räumten den Platz; statt ihrer drängen nun
Sich Wünsche ein von sanfter, holder Art
Und mahnen an der jungen Hero Reiz,
Und daß sie vor dem Feldzug mir gefiel.

Don Pedro.
Ich seh dich schon als einen Neuverliebten,
Und unser Ohr bedroht ein Buch von Worten.
Liebst du die schöne Hero, sei getrost,
Ich will bei ihr und ihrem Vater werben,
Du sollst sie haben: war es nicht dies Ziel,
Nach dem die feingeflochtne Rede strebte?

Claudio.
Wie lieblich pflegt Ihr doch des Liebeskranken,
Des Gram Ihr gleich an seiner Blässe kennt.
Nur daß zu plötzlich nicht mein Lieben schiene,
Wollt ich durch längre Rede es beschönen.

Don Pedro.
Wozu die Brücke breiter als der Fluß?
Die Not ist der Gewährung bester Grund.
Sieh, was dir hilft, ist da: feststeht, du liebst,
Und ich bin da, das Mittel dir zu reichen.
Heut abend, hör ich, ist ein Maskenball,
Verkleidet spiel ich deine Rolle dann,
Der schönen Hero sag ich, ich sei Claudio,
Mein Herz schütt ich in ihren Busen aus
Und nehm ihr Ohr gefangen mit dem Sturm
Und mächtgen Angriff meiner Liebeswerbung.
Sogleich nachher sprech ich den Vater an,
Und dieses Liedes End ist, sie wird dein.
Nun komm und laß sogleich ans Werk uns gehn. -

(Beide ab.)

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