Eilfte Scene.
Ein Stallknecht kommt herein.
Stalknecht.
Heil, königlicher Herr!
König Richard.
Grossen Dank, edler Pair. Der Wohlfeilste von uns beyden ist um
zehn Groschen zu theuer. Wer bist du? Wie kommst du hieher? Wohin
niemand kommt, als ein schwermüthiger Sclave, der mir zu
essen bringt; um mein Unglük zu verlängern.
Stalknecht.
Ich war ein armer Stallknecht in deinem Marstall, König,
wie du noch ein König warst; und da ich unlängst nach
York reisen mußte, so hab' ich um die Erlaubniß angesucht,
meinen ehmaligen Herrn sehen zu dürfen. O wie weh that mir's
im Herzen, wie ich in den Strassen von London, an dem Krönungs-Tag
zusehen mußte, wie Bolingbroke auf dem weiß- und roth
getüpfelten Barber, euerm Leibpferd, ritt; auf diesem Pferd
das ihr so oft geritten, und das ich mit so grosser Sorgfalt abgerichtet
hatte.
König Richard.
Ritt er auf meinem Barber? Sag mir, mein guter Freund, wie gieng
er unter ihm?
Stalknecht.
So stolz, als ob er den Boden aus Verachtung nicht berühren
wolle.
König Richard.
So stolz, weil er Bolingbrok auf seinem Rüken hatte? Die
Schindmähre hat Brodt aus meiner königlichen Hand gefressen;
diese Hand hat ihn so oft durch streicheln stolz gemacht. Und
er stolperte nicht? Er fiel nicht, und brach diesem übermüthigen
Mann den Hals, der seinen Rüken usurpirte? Um Vergebung,
du gutes Pferd! du verdienst mein Schelten nicht; du warst dazu
geschaffen, dem Menschen unterthan zu seyn, und zum Tragen gebohren.
Ich war zu keinem Pferd gemacht, und doch trag' ich die Last eines
Esels, und lasse mich von dem trottenden Bolingbroke mit Sporrn
zerfleischen und zuschanden reiten.
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