Siebende Scene.
Der Hof.
König Richard, Bagott, Green, u. s. w. treten zu einer,
und Lord Aumerle zu der andern Thür herein.
König Richard (zu Bagott.)
In der That, wir bemerkten es auch - - Vetter Aumerle, wie
weit habt ihr den hohen Hereford begleitet?
Aumerle.
Ich begleitete den hohen Hereford, wenn ihr ihn so nennen wollt,
nicht weiter als bis an die nächste Landstrasse, und dort
verließ ich ihn.
König Richard.
Und saget, sind viele Thränen beym Abschied vergossen worden?
Aumerle.
Meiner Treue, von mir keine, ausser daß der Nord-Ostwind,
der uns sehr scharf ins Gesicht blies, mir ein wenig Wasser aus
den Augen preßte, und dadurch von ungefehr unsern kalten
Abschied mit einer Thräne zierte.
König Richard.
Was sagte euer Vetter, wie ihr Abschied nahmt?
Aumerle.
Leb wohl! - - und weil sich mein Herz nicht überwinden konnte,
meine Zunge dieses Wort so entheiligen zu lassen, so stellte ich
mich, als ob ich so betrübt sey, daß ich vor Schmerz
nicht reden könne. Auf meine Ehre, wenn das Wort Lebwohl
die Stunden hätte verlängern und Jahre zu seiner Verbannungs-Zeit
hinzu thun können, er sollte eine ganze Last Lebewohl bekommen
haben; aber weil das nicht war, so kriegte er keines von mir.
König Richard.
Er ist unser Anverwandter, Vetter, aber es ist zweifelhaft, ob
er, wenn ihn die Zeit aus seiner Verbannung einst zurük beruft,
als unser Freund wieder kommen wird. Wir selbst, und Bagot hier,
und Buschy, und Green, haben beobachtet, wie er dem gemeinen Volke
den Hof machte; wie er mit demüthiger und vertraulicher Höflichkeit
sich in ihren Herzen unterzutauchen schien; was für Reverenze
er auf der Strasse vor Sclaven hinwarf; wie er das Mitleiden der
ärmsten Handwerksleute durch die Zauberey seines Lächelns
und die scheinbare Geduld, womit er sich seinem Unglük unterzog,
zu erschleichen suchte. Als ob er verlangte, daß sie ihre
Liebe und ihre Wünsche mit ihm verbannen sollten. Er zog
seinen Hut vor einem Austern-Mensch ab, und ein paar Karrenzieher,
die ihm zurieffen: Gott geleit ihn! empfiengen den Tribut seiner
biegsamen Knie mit - - grossen Dank, meine Landsleute, meine lieben
Freunde; gleich als wäre England sein künftiges Erbtheil,
und er die nächste Hoffnung unsrer Unterthanen.
Green.
Gut, er ist nun fort, und diese Gedanken mögen mit ihm gehen;
eine wichtigere Sorge ist izt, Gnädigster Herr, wie den Aufrührern
in Irland zu begegnen sey, eh ein längerer Aufschub ihnen
mehr Mittel zu ihrem Vortheil und Eurer Majestät Schaden
darbietet.
König Richard.
Wir wollen diesem Krieg in Person beywohnen; und weil unsre Kisten
durch den Aufwand eines zu grossen Hofes, und durch unsparsame
Freygebigkeit in etwas leicht worden sind, so sehen wir uns genöthiget,
unsre Cron-Einkünfte zu verpachten; die Summen die uns dadurch
eingehen, werden für die gegenwärtigen Angelegenheiten
zureichen; und wenn sie auch ausgehen, so wollen wir unsern Substituten
in England Vollmachten geben, alle reichen Leute, die ihnen bekannt
werden, nach Proportion um beträchtliche Summen Gelds zu
taxieren, und uns selbige nachzuschiken; denn wir wollen uns ungesäumt
nach Irland erheben.
Buschy zu den Vorigen.
König Richard.
Buschy, was giebt's?
Buschy.
Der alte Johann von Gaunt ist krank, Gnädigster Herr, hat
einen plötzlichen Anstoß bekommen, und sendet einen
Boten in gröster Eil hieher, Euer Majestät zu bitten,
ihn mit einem Besuch zu begnadigen.
König Richard.
Wo ligt er?
Buschy.
Zu Ely-House.
König Richard.
Nun gieb doch, gütiger Himmel, seinen Aerzten in den Sinn,
ihm ungesäumt in sein Grab zu helfen; das Futter von seinen
Kisten schikt sich vortreflich, unsern Soldaten für diesen
Irländischen Krieg Röke daraus zu machen. Kommt, meine
Herren, wir wollen ihn besuchen; Gott gebe, daß wir eilen
und zu späte kommen!
(Sie gehen ab.)
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