Achte Scene.
Der Herzog allein.
Herzog.
Wer das Schwerdt des Himmels tragen will, soll eben so heilig
und unverwerflich seyn als er streng ist. Schaam über den,
dessen tyrannische Hand die Verbrechen an andern bestraft, die
er sich selbst nachsieht; dreyfache Schaam über Angelo, der
andrer Laster ausreutet, und die seinigen wachsen läßt.
O! was für Unrath kan in einem Menschen verborgen seyn, wenn
er von aussen gleich ein Engel scheint! Wie leicht ist's dem Laster,
unter dieser Gestalt, die Welt und die Zeit selbst zu betrügen,
und mit schwachen Spinnenfaden die gewichtigsten Dinge, Reichthum,
Macht und Ehre, an sich zu ziehen. Ich muß List gegen Laster
gebrauchen. Diese Nacht soll seine ehmalige verlaßne und
verschmähte Braut bey dem Angelo ligen, um durch einen unschuldigen
Betrug die keusche Unschuld zu befreyen, und einen alten Eheverspruch
gültig zu machen.
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