Vierte Scene.
Verwandelt sich in eine Strasse.
Antipholis von Syracus tritt auf.
Antipholis.
Das Gold, das ich dem Dromio gab, ist im Centaur sicher verwahrt;
und der allzu sorgfältige Tropf ist weggegangen, um mich
zu suchen, aus Besorgniß, es möchte mir etwas zugestossen
seyn. Wenn ich die Umstände der Zeit und meines Wirths Erzählung
mit einander vergleiche, so kan ich den Dromio nicht gesprochen
haben, seitdem ich ihn zuerst vom Markte fortschikte. Ha, hier
kömmt er eben recht.
Dromio von Syracus tritt auf.
Wie gehts, junger Herr? Seyd ihr noch so spaßhaft? Wenn
ihr Liebhaber von Ohrfeigen seyd, so treibt wieder den Narren
mit mir. Ihr wißt nichts vom Centaur? Ihr habt kein Gold
empfangen? Eure Frau schikte euch, mich zum Mittag-Essen nach
Hause zu ruffen? Mein Haus war zum Phönix? Warst du toll,
daß du mir so unsinnige Antworten gabst?
Dromio von Syracus.
Was für Antworten, Herr? Wenn sagt' ich dergleichen?
Antipholis.
Nur eben, nur eben, es ist noch keine halbe Stunde.
Dromio von Syracus.
Hab ich euch doch bis izt mit keinem Auge gesehen, seitdem ihr
mich mit dem Golde, so ihr mir gabt, in den Centaur schiktet.
Antipholis.
Galgenschwengel, du leugnetest ja, daß du das Gold empfangen
habest, und redtest mir von einer Frau, und von einem Mittag-Essen;
doch ich hoffe, du hast gefühlt, wie wohl es mir gefallen
hat.
Dromio von Syracus.
Es erfreut mich, euch in so gutem Humor zu sehen. Was soll dieser
Scherz bedeuten, ich bitte euch, Herr, sagt mir's?
Antipholis.
Wie, du spottest mir noch ins Gesicht? denkst du ich spasse? Halt,
nimm das, und das.
(Er giebt ihm Schläge.)
Dromio von Syracus.
Haltet ein, Herr, ums Himmels willen, izt fühl' ich's, daß
aus euerm Spaß Ernst wird, aber warum gebt ihr mir diese
Schläge, wenn man fragen darf?
Antipholis.
Weil ich zuweilen vertraulich genug mit dir umgehe, dich für
meinen Lustigmacher zu gebrauchen, und Spaß mit dir treibe,
so treibst du die Unverschämtheit so weit, meine Gütigkeit
zu mißbrauchen, und mir deine Possen auch in meinen ernsthaften
Stunden aufzudrängen. Wenn die Sonne scheint, mögen
gaukelnde Müken ihre Kurzweile treiben; aber sie sollen in
Spalten kriechen, wenn sie ihre Stralen verbirgt: Wenn du mit
mir spassen willst, so sieh erst wie ich aussehe, und richte dein
Betragen nach meinen Bliken ein; oder ich will dir diese Methode
auf eine andre Art einpleuen.*
Dromio.
Ich will euch diese Mühe gern ersparen, wenn ihr mir nur
in gutem Ernst sagen wollt, warum ihr mich geschlagen habt.
Antipholis.
Weist du's noch nicht?
Dromio.
Nichts, Herr, als daß ihr mich geschlagen habt.
Antipholis.
Soll ich dir sagen warum?
Dromio.
Ja, Herr, und weßwegen? Denn man pflegt zu sagen, jedes
Warum hat sein Weßwegen.
Antipholis.
Für's erste, Warum, weil du meiner gespottet hast; und dann
Weßwegen, weil du es mir das zweyte mal weggeläugnet
hast.
Dromio von Syracus.
Ich begreiffe weder euer Warum noch euer Weßwegen, noch
eure Ohrfeigen - - Nun gut, Herr, ich danke euch.
Antipholis.
Du dankst mir? Wofür?
Dromio von Syracus.
Mein Six, Herr, für das Etwas so ihr mir um Nichts gegeben
habt.
Antipholis.
Ich will es mit nächsten wieder gut machen, und dir Nichts
für etwas geben. Aber sag', ist es Mittagessens-Zeit?
Dromio von Syracus.
Nein, Herr, ich glaub', es fehlt dem Essen etwas das ich habe.
Antipholis.
Mit Erlaubniß, was mag das seyn?
Dromio von Syracus.
Daß es nicht genug beträuft ist.**
Antipholis.
Gut, Bursche, so wird es troken seyn.
Dromio von Syracus.
Wenn es so ist, so bitt' ich euch, esset nichts davon.
Antipholis.
Warum?
Dromio von Syracus.
Weil es euch cholerisch machen, und mir noch eine andre Tracht
Schläge zuziehen würde.
Antipholis.
Gut, junger Herr, lernt eure Zeit wol in Acht nehmen, wenn ihr
spassen wollt; ein jedes Ding hat seine Zeit.
* Hier sind im Original einige Wortspiele, die man lieber weggelassen
hat, da sie an sich selbst frostig genug sind; und wenn sie auch
noch das Verdienst des Doppelsinns, den sie nur in der Original-Sprache
haben, verliehren, unerträglich werden. Man hat es mit dem
grösten übrigen Theil dieser Scene eben so gemacht,
wo Dromio alle seine ungeheure Menge Wiz in Wortspielen ausläßt,
die seinen Herrn, und vermuthlich auch die Zeitgenossen unsers
Poeten eben so sehr belustigten, als sie unserm verwöhnten
Geschmak albern und ekelhaft vorkommen.
** Der Einfall ligt im Original in der Zweydeutigkeit des Worts
basting, welches zugleich eine Tracht Schläge, und
das Beträuffen, dessen was am Spieß gebraten wird,
bedeutet.
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