Dritte Scene.
(Ein allegorisches Schauspiel.)
Iris tritt auf.
Iris.
Ceres,* huldreiche Göttin, deine goldnen Felder voll Waizen,
Gerste, Haber, Wiken und Bohnen, deine kräuterreichen Berge,
mit grasenden Schaafen bedekt, und deine ebnen Wiesen, wo sie
in strohbedekten Hürden ligen, deine mit Blumen eingelegte
und mit Tulpen bordirte Bänke, vom schwammichten Aprill auf
deinen Befehl so geschmükt, um für kalte Nymphen keusche
Kränze zu machen, und deine braunen Lauben, deren Schatten
der von seinem Mädchen abgewiesene Junggeselle liebt; deine
eingezäunte Weinberge, und deine unfruchtbaren Seebänke
und Felsen, auf denen du dich zu verlüften pflegst: Alles
dieses befiehlt dir die Königin des Himmels, deren Dienerin
ich bin, zu verlassen, und auf diesem grünen Plaz ihrer gebietenden
Majestät Gesellschaft zu leisten. Ihre Pfauen sind in vollem
Anzug. Nähere dich, reiche Ceres, sie zu unterhalten.
Ceres tritt auf.
Ceres.
Heil dir, vielfarbichte Bötin und Aufwärterin der Gemahlin
des Jupiters, die du von deinen saffrangelben Schwingen honigtriefende,
erfrischende Regen auf meine Blumen schüttest, und mit jedem
Ende deines blauen Bogens, einer reichen Schärpe für
meine stolze Erde, meine schwellenden Felder und meine nakten
Sandhügel bekrönst; warum hat deine Königin mich
hieher beruffen?
Iris.
Ein Bündniß treuer Liebe zu begehen, und die glüklichen
Liebhaber mit einem freywilligen Geschenke zu begaben.
Ceres.
Sage mir, himmlischer Bogen, ist dir nicht bekannt, ob Venus oder
ihr Sohn die Königin begleiten? Denn seitdem sie dem düstern
Pluto Vorschub gethan haben, meine Tochter zu entführen,
hab' ich ihre und ihres blinden Buben ärgerliche Gesellschaft
verschworen.
Iris.
Fürchte dich nicht vor ihrer Gesellschaft. Ich begegnete
ihrer Deität, wie sie die Wolken gegen Paphos zu durchschnitt,
sie und ihr Sohn, von Dauben mit ihr gezogen; sie bildeten sich
ein, durch irgend ein leichtfertiges Zauberwerk diesen Jüngling
und diß Mädchen zu bethören, die das Gelübde
gethan haben, sich der Rechte des Ehebettes zu enthalten, bis
Hymens Fakel ihnen angezündet wird; aber die heisse Buhlerin
des Kriegs-Gottes ist unverrichter Dingen zurük gekommen,
und ihr wespen-mässiger Sohn hat seinen Bogen zerbrochen,
und schwört, er wolle keinen Pfeil mehr anrühren, sondern
mit Spazen spielen und geradezu ein kleiner Junge seyn.
Ceres.
Die hohe Königin des Götter-Staats, die grosse Juno
kommt; ich erkenne sie an ihrem Gang.
Juno steigt von ihrem Wagen und tritt auf.
Juno.
Wie befindet sich meine mildreiche Schwester? Komm mit mir, dieses
Paar zu segnen, daß sie glüklich seyn, und eine ehrenvolle
Nachkommenschaft sehen mögen.
(Juno und Ceres singen ein Lied, worinn jede die Verlobten
mit ihren eignen Gaben beschenkt.)
Ferdinand.
Diß ist ein höchst majestätisches Gesicht, und
eine bezaubernde Harmonie; und darf ich kühnlich glauben,
daß es Geister sind?
Prospero.
Geister, die ich durch meine Kunst aus ihren Bezirken hiehergerufen
habe, meine Phantasien auszuführen.
Ferdinand.
O! laßt mich hier ewig leben; ein so wundervoller Vater,
und ein solches Weib machen diesen Ort zu einem Paradiese.
Prospero.
Stille, mein Wehrter! Juno und Ceres lispeln einander ganz ernsthaft
etwas in die Ohren; es wird noch etwas zuthun seyn; husch, seyd
stumm, oder unser Spiel wird verdorben.
(Juno und Ceres reden leise mit einander, und schiken Iris
mit einem Auftrag ab.)
Iris.
Ihr Nymphen der schlängelnden Bäche, Najaden genannt,
mit euern Schilf-Kränzen und immer freundlichen Bliken, verlaßt
eure kräuselnden Canäle und kommt, Juno befiehlt's,
auf diese grüne Flur. Kommt, keusche Nymphen, und helft ein
Bündniß treuer Liebe zu feyern; säumt euch nicht!
(Eine Anzahl Nymphen treten auf.)
Iris (fahrt fort.)
Ihr von der Sonne verbrannten Schnitter, des Augusts müde,
kommt aus euern Furchen, und theilet unsre Lust. Macht Feyertag,
sezt eure Strohhüte auf, und jeder gebe einer von diesen
frischen Nymphen die Hand zum ländlichen Tanz.
* Dieses ganze Spiel ist im Original in Reimen.
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