Zweyte Scene.
Ariel zu den Vorigen.
Ariel.
Was befiehlt mein mächtiger Gebieter? hier bin ich.
Prospero.
Du und deine geringern Mitgesellen haben vorhin ihren Dienst aufs
beste versehen, und ich will euch izt zu einem andern Spiel gebrauchen.
Geh, bring die Geisterschaar, über die ich dir Gewalt gegeben
habe, an diesen Ort; Muntre sie zu schnellen Bewegungen auf, denn
ich muß die Augen dieses jungen Paars mit irgend einer Eitelkeit
meiner Kunst belustigen; ich hab' es versprochen und sie erwarten's
von mir.
Ariel.
Sogleich?
Prospero.
Ja, in einem Augenblik.
Ariel.
Eh ihr sagen könnt, komm und geh, zweymal athmen, und ruffen,
so, so; soll jeder auf den Zehen tripplend hier seyn, und seine
Künste machen. Liebt ihr mich nun, mein Gebieter?*
Prospero.
Höchlich, mein sinnreicher Ariel; komm nicht zurük,
bis ich dich ruffe.
Ariel.
Gut, ich verstehe dich.
(Geht ab.)
Prospero zu Ferdinand.
Vergiß du nicht dein Wort zu halten; treibe den Scherz
nicht zu weit; die stärksten Eide sind nur Stroh für
das Feuer in unserm Blute; halte besser an dich, oder gute Nacht,
Gelübde!
Ferdinand.
Ich versichre euch, mein Herr, dieser weisse kalte jungfräuliche
Schnee an mein Herz gedrükt, kühlt die Hize meiner Leber
ab.
Prospero.
Gut; komm izt, mein Ariel; bringe lieber einen Geist zuviel, als
daß einer mangle; erscheine uns munter - - Redet ihr kein
Wort, seyd lauter Auge; Still!
(Man hört eine angenehme Musik.)
* Ariel sagt dieses im Original in kleinen Versen, die sich
alle in O reimen, und, weil sie alle ihre Artigkeit daher haben,
sich nicht in Reime übersezen lassen.
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