Dritte Scene.
Glendower mit Lady Mortimer und Lady Percy, zu den Vorigen.
Mortimer.
Das ist ein Umstand, der mir oft tödtlichen Verdruß
macht, mein Weib kann nicht englisch reden, und ich nicht welsch.
Glendower.
Meine Tochter weint, sie will nicht von euch scheiden, sie will
auch ein Soldat werden, sie will in den Krieg.
Mortimer.
Milord, sagt ihr, sie und meine Tante Percy sollen uns in kurzem
folgen.
(Glendower spricht welsch mit ihr, und sie antwortet ihm
darinn.)
Glendower.
Sie will sich nicht trösten lassen; eine kleine eigensinnige
Hexe, bey der keine Ueberredung anschlagen will.
Mortimer.
Ich versteh' deine Blike, ich bin ein Meister in diesem anmuthigen
Welsch, das du aus diesen zween schwellenden Himmeln hervorathmest,
und, wären wir nicht in Gesellschaft, ich wollte dir in der
nemlichen Sprache antworten; ich verstehe deine Küsse, und
du die meinige, in dieser fühlbaren Unterredung haben wir
keinen Dollmetscher nöthig; aber ich will nicht ruhen, Liebe,
bis ich deine Sprache gelernt habe; denn von deinen Lippen tönt
das Welsche so anmuthig als aus einer Sommerlaube der süsse
Gesang einer Feen-Königin, von den entzükenden Griffen
ihrer goldnen Laute beseelt.
Glendower.
O! wenn du in Zärtlichkeit schmilzst, so wird sie gar unsinnig
werden.
(Die Lady redt wieder welsch.)
Mortimer.
Ach! hierinn bin ich die Unwissenheit selbst.
Glendower.
Sie bittet, daß ihr euch niederlegen und euer holdes Haupt
auf ihrem Schooß ruhen lassen sollt, und sie will euch den
Gesang singen, den ihr so gerne hört, und euer Blut in eine
angenehme Schwermuth wiegend, den Gott des Schlafs auf euern Augliedern
krönen; euch in dieses zauberische Mittel zwischen Schlaf
und Wachen senken, das dem Gemische von Nacht und Tag ähnlich
ist, eine Stunde eh der Gott des Lichts seinen goldnen Lauf aus
Osten beginnt.
Mortimer.
Von Herzen gerne will ich mich sezen, und sie singen hören;
inzwischen, denk' ich, werden unsre Papiere fertig werden.
Glendower.
Thut das, und obgleich die Musicanten, die euch dazu aufspielen
sollen, tausend Meilen weit von hier in der Luft hangen, so sollen
sie doch in einem Wink zugegen seyn. Sezt euch, und horcht.
Hot-Spur.
Komm, Käthe, du bist eine Meisterin im Niederligen; komm,
geschwind, geschwind, daß ich meinen Kopf auf deine Schooß
legen kan.
Lady.
Geht, alberne Gans.
(Die Musik fängt an.)
Hot-Spur.
Nun merk' ich, daß der Teufel welsch versteht; bey unsrer
Frauen, er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, daß
er so wunderliche Launen hat.
Lady Percy.
Wenn es die Launen ausmachten, so müßtet ihr über
und über musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hört
die Lady welsch singen.
Hot-Spur.
Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irländisch heulen
hören.
Lady.
Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen?
Hot-Spur.
Nein.
Lady.
Nun, so lig still.
Hot-Spur.
Das auch nicht, das schikt sich nur für eine Lady.
Lady.
Nun, so helf dir Gott!
Hot-Spur.
In der welschen Lady Bette.
Lady.
Was sagtest du?
Hot-Spur.
Still, sie singt.
(Lady Mortimer singt ein welsches Lied.)
Hot-Spur.
Komm, Käthe, du must mir auch eins singen.
Lady Percy.
Ich gewiß nicht, bey meiner Treu.
Hot-Spur.
Bey deiner Treu? du schwörst ja wie ein Zukerbekers-Weib!
Nicht du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich
Gott, und, so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so
armselig schwören hört, so dächte man, du seyst
nie weiter als bis nach Finsbury gekommen. Schwör mir wie
eine Lady, Käthe, die du bist, einen hübschen den Mund
ausfüllenden Schwur, und überlaß das meiner Treu
und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkrämerische Blümchen,
den ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr hübsches Kleid anziehen.
- - Komm, sing.
Lady.
Ich will nicht singen.
Hot-Spur.
Und ich will gehen; wenn die Aufsäze fertig sind, so können
wir in zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt.
(Er geht ab.)
Glendower.
Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, däucht mich, so träge
zum Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden
fertig seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde.
Mortimer.
Von Herzen gerne.
(Sie gehen ab.)
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