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DRITTE SZENE

Ein Zimmer in Polouius' Hause


Laertes und Ophelia treten auf.

LAERTES
Mein Reisegut ist eingeschifft. Leb wohl!
Und, Schwester, wenn die Winde günstig sind
Und Schiffsgelegenheit sich findet, schlaf nicht,
Laß von dir hören.

OPHELIA
                     Zweifelst du daran?

LAERTES
Was Hamlet angeht und sein Liebsgetändel,
So nimms als Sitte, als ein Spiel des Bluts,
Ein Veilchen in der Jugend der Natur,
Frühzeitig, nicht beständig - süß, nicht dauernd,
Nur Duft und Labsal eines Augenblicks;
Nichts weiter.

OPHELIA
                Weiter nichts?

LAERTES
                                Nur dafür halt es;
Denn die Natur, aufstrebend, nimmt nicht bloß
An Größ und Sehnen zu; wie dieser Tempel wächst,
So wird der innre Dienst von Seel und Geist
Auch weit mit ihm. Er liebt Euch jetzt vielleicht,
Kein Arg und kein Betrug befleckt bis jetzt
Die Tugend seines Willens; doch befürchte,
Bei seinem Rang gehört sein Will ihm nicht;
Er selbst ist der Geburt ja untertan.
Er kann nicht, wie geringe Leute tun,
Für sich auslesen, denn an seiner Wahl
Hängt Sicherheit und Heil des ganzen Staats.
Deshalb muß seine Wahl denn auch beschränkt sein
Vom Beifall und der Stimme jenes Körpers,
Von welchem er das Haupt. Wenn er nun sagt, er liebt dich,
Geziemt es deiner Klugheit, ihm zu glauben,
Soweit er, nach besonderm Recht und Stand,
Tat geben kann dem Wort, das heißt, nicht weiter,
Als Dänemarks gesamte Stimme geht.
Bedenk, was deine Ehre leiden kann,
Wenn du zu gläubig seinem Liede lauschest,
Dein Herz verlierst und deinen keuschen Schatz
Vor seinem ungestümen Dringen öffnest.
Fürcht es, Ophelia, fürcht es, liebe Schwester,
Und halte dich im Hintergrund der Neigung,
Fern von dem Schuß und Anfall der Begier!
Das scheuste Mädchen ist verschwendrisch noch,
Wenn sie dem Monde ihren Reiz enthüllt.
Selbst Tugend nicht entgeht Verleumdertücken,
Es nagt der Wurm des Frühlings Kinder an,
Zu oft noch, eh die Knospe sich erschließt,
Und in der Früh und frischem Tau der Jugend
Ist giftger Anhauch am gefährlichsten.
Sei denn behutsam! Furcht gibt Sicherheit,
Auch ohne Feind hat Jugend innern Streit.

OPHELIA
Ich will den Sinn so guter Lehr bewahren
Als Wächter meiner Brust; doch, lieber Bruder,
Zeig nicht, wie heilvergeßne Prediger tun,
Den steilen Dornenweg zum Himmel andern,
Derweil als frecher, lockrer Wollüstling
Er selbst den Blumenpfad der Lust betritt
Und spottet seines Rats.

LAERTES
                          O fürchte nichts!
Zu lange weil ich - doch, da kommt mein Vater.
Polonius kommt.
Zwiefacher Segen ist ein zwiefach Heil;
Der Zufall lächelt einem zweiten Abschied.

POLONIUS
Noch hier, Laertes? Ei, ei, an Bord, an Bord!
Der Wind sitzt in dem Nacken Eures Segels,
Und man verlangt Euch. Hier mein Segen mit dir -
indem er dem Laertes die Hand aufs Haupt legt
Und diese Regeln präg in dein Gedächtnis:
Gib den Gedanken, die du hegst, nicht Zunge,
Noch einem ungebührlichen die Tat.
Leutselig sei, doch mach dich nicht gemein.
Den Freund, der dein, und dessen Wahl erprobt,
Mit ehrnen Haken klammr ihn an dein Herz.
Doch schwäche deine Hand nicht durch Begrüßung
Von jedem neugeheckten Bruder. Hüte dich,
In Händel zu geraten; bist du drin,
Führ sie, daß sich dein Feind vor dir mag hüten.
Dein Ohr leih jedem, wenigen deine Stimme;
Nimm Rat von allen, aber spar dein Urteil.
Die Kleidung kostbar, wie's dein Beutel kann,
Doch nicht ins Grillenhafte: reich, nicht bunt;
Denn es verkündigt oft die Tracht den Mann,
Und die vom ersten Rang und Stand in Frankreich
Sind darin ausgesucht und edler Sitte.
Kein Borger sei und auch Verleiher nicht;
Sich und den Freund verliert das Darlehn oft,
Und Borgen stumpft der Wirtschaft Spitze ab.
Dies über alles: Sei dir selber treu,
Und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage,
Du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.
Leb wohl! Mein Segen fördre dies an dir!

LAERTES
In Ehrerbietung nehm ich Abschied, Herr.

POLONIUS
Euch ruft die Zeit; geht, Eure Diener warten.

LAERTES
Leb wohl, Ophelia, und gedenk an das,
Was ich dir sagte.

OPHELIA
Es ist in mein Gedächtnis fest verschlossen,
Und Ihr sollt selbst dazu den Schlüssel führen.

LAERTES
Lebt wohl!
Ab.

POLONIUS
Was ists, Ophelia, das er Euch gesagt?

OPHELIA
Wenn Ihr erlaubt, vom Prinzen Hamlet wars.

POLONIUS
Ha, wohl bedacht!
Ich höre, daß er Euch seit kurzem oft
Vertraute Zeit geschenkt, und daß Ihr selbst
Mit Eurem Zutritt sehr bereit und frei wart.
Wenn dem so ist - und so erzählt man mirs,
Und das als Warnung zwar -, muß ich Euch sagen,
Daß Ihr Euch selber nicht so klar versteht,
Als meiner Tochter ziemt und Eurer Ehre.
Was gibt es zwischen euch? Sagt mir die Wahrheit!

OPHELIA
Er hat seither Anträge mir getan
Von seiner Zuneigung.

POLONIUS
Pah, Zuneigung! Ihr sprecht wie junges Blut,
In solchen Fährlichkeiten unbewandert.
Und glaubt Ihr den Anträgen, wie Ihrs nennt?

OPHELIA
Ich weiß nicht, Vater, was ich denken soll.

POLONIUS
So hörts denn: Denkt, Ihr seid ein dummes Ding,
Daß Ihr für bar Anträge habt genommen,
Die ohn Ertrag sind. Nein, betragt Euch klüger,
Sonst, um das arme Wort nicht tot zu hetzen,
Trägt Eure Narrheit noch Euch Schaden ein.

OPHELIA
Er hat mit seiner Lieb in mich gedrungen,
In aller Ehr und Sitte.

POLONIUS
Ja, Sitte mögt Ihrs nennen; geht mir, geht!

OPHELIA
Und hat sein Wort beglaubigt, lieber Herr,
Beinah durch jeden heilgen Schwur des Himmels.

POLONIUS
Ja, Sprenkel für die Drosseln. Weiß ich doch,
Wenn das Blut kocht, wie das Gemüt der Zunge
Freigebig Schwüre leiht. Dies Lodern, Tochter,
Mehr leuchtend als erwärmend, und erloschen
Selbst im Versprechen, während es geschieht,
Nehmt keineswegs für Feuer! Kargt von nun an
Mit Eurer jungfräulichen Gegenwart
Ein wenig mehr; schätzt Eure Unterhaltung
Zu hoch, um auf Befehl bereit zu sein!
Und was Prinz Hamlet angeht, traut ihm so:
Er sei noch jung und habe freiern Spielraum,
Als Euch vergönnt mag werden. Kurz, Ophelia,
Traut seinen Schwüren nicht; denn sie sind Kuppler,
Nicht von der Farbe ihrer äußern Tracht,
Fürsprecher sündlicher Gesuche bloß,
Gleich frommen, heiligen Gelübden atmend,
Um besser zu berücken. Eins für alles:
Ihr sollt mir, grad heraus, von heute an
Die Muße keines Augenblicks so schmähn,
Daß Ihr Gespräche mit Prinz Hamlet pflöget.
Seht zu, ich sags Euch! Geht nun Eures Weges.

OPHELIA
Ich will gehorchen, Herr.
Beide ab.

 

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