| Figuren Shakespeares > Der Kaufmann von Venedig Dies sind die Antworten auf eine umfassende "Beweisführung" 
              in Sachen Shylock. Ich empfehle, mit dem ersten 
              Posting der Reihe anzufangen. Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil A>Hallo Hans-Peter, möchtest Du doch noch einige Fragen beantworten, die Du nicht 
              beantwortet hast?Du schreibtst:
 >Es ist wiedermal die Methode des freien Assoziierens ins Blaue 
              ohne jede sachliche Grundlage, aber mit ungeheurem interpretatorischem 
              Anspruch: Du baust nämlich darauf die schwerwiegende These 
              auf, daß wir hier »unmißverständlich erfahren, 
              daß Antonio beschnitten ist«.
 Antwort:
 Salerio sagt in III.: I would you had won the fleece that he hath 
              lost.
 Er möche also, Graziano hätte das Vlies gewonnen, das 
              Antonio verloren hat.
 Ich interpretiere dies so: sowohl Graziano als Antonio sind beschnitten, 
              denn Graziano brauchte kein Vlies zu gewinnen, das er nicht hat 
              und ebenso wie Antonio verloren hat. Das ist, denke ich, eine ziemlich 
              logische Interpretation. Vielleicht denkst Du es sogar selbst. Statt 
              zu sagen "ins Blaue hinein" hättest du beim Text 
              bleiben und Deine eigene Interpretation liefern können.
 Zweite Frage: Ich grübele darüber, wie man ohne Herzen 
              leben kann. Nach Deiner Darstellung scheint dies möglich zu 
              sein, vorausgesetzt man verläßt Venedig und heißt 
              Antonio. Die Stelle, die metaphorisch zu deuten Du mir vorwirfst, wie anders 
              als metaphorisch kann sie sinnvoll gedeutet werden? Ich wiederhole. 
              in III.1, ganz am Ende, sagt Shylock zu Tubal:"I will have the heart of him if he forfeit, for were he out 
              of Venice I can make what merchandise I will...". Du sagst, 
              Shylock, bekennt sich hier eindeutig dazu, daß er im ganz 
              konkreten Sinne das Herz meint. Aber du läßt den Satz 
              weg "if he were out of Venice". So wie in der Schlegel/Tieck-Übersetzung 
              verstehe ich aus. Vielleicht kann man hier mal Frank fragen, wie 
              er das übersetzt hat oder zu übersetzen gedenkt. ST übersetzt: 
              "wenn er aus Venedig weg ist". Ich verstehe dies nicht: 
              "wäre er tot", was er doch wahrscheinlich wäre, 
              wenn er kein Herz mehr hätte. Bin ich hier zu dreist oder zu 
              dumm mit dieser Annahme? Fälsche ich den Text. Ich verstehe 
              dies so: aus Venedig heraus. Und warum sollte er denn wohl aus Venedig 
              herausfliegen, nachdem er das Pfund Fleisch, das im übrigen 
              von Shakespeares Zeitenossen sehr wohl mit der Beschneidung verbunden 
              worden ist und, wie es den Anschein hat, wahrscheinlich oder doch 
              möglicherweise aufgrund von Shakespeares Stück - das kommt 
              später noch, nicht mehr hier und heute.
 Entweder: Antonio lebt außerhalb von Venedig ohne Herzen weiter 
              oder: Shylock sagt, "aus Venedig weg" und meint "tot"? 
              Meint er "tot"? Ich denke, die Deutung "aus Venedig 
              verbannt" sei hier weniger zu spekulativ. Dann kann Shylock 
              das mit dem Herzen nur metaphorisch meinen.
 Ich komme da aus der Klemme ohne metaphorische Auslegung nicht heraus.
 (Daher meine Lesart von "ban'd" als Elision in "banned" 
              (was vielleicht auch in gewissen Texten so da stand; beileibe keine 
              Schutzbehauptung, das würdest Du doch nicht annehmen, wenn 
              Du weißt, wie unsicher manche Schreibweisen sind, ein einziges 
              "n" gehörte zu den Lappalien; die Abweichungen zwischen 
              Quartos untereinander und Folio sind in der Regel größer).
 Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil BHallo Hans-Peter,Du schreibtst:
 >Es ist ABSOLUT UNERFINDLICH, wieso die Formulierung »nearest 
              to the heart« d.h. schlicht und einfach »nächst 
              dem Herzen« in irgendeiner Weise mit der »Vorhaut des 
              Herzens« oder der »Beschneidung des Herzens« im 
              Zusammenhang stehen soll, wie es z.B. in Deuteronomium 10,16 erwähnt 
              wird:
 >»Ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden und nicht 
              länger halsstarrig sein«. Die Starrsinnigkeit des erwählten 
              Volkes wird dort getadelt, das am Bund mit Jahwe versagt.
 >Was um Gottes willen hat das jetzt mit dem vorliegenden Text 
              zu tun? was hat das hier verhandelte Herausschneiden eines Pfundes 
              Fleisch aus dem Körper des Antonius mit der jüdisch-rituellen 
              Beschneidung des Phallus zu tun? Wo ist im Text in irgendeiner Form 
              auch nur ein einziges Mal von »Beschneidung« die Rede? 
              Wo gibt es im Text irgendeinen Hinweis, daß metaphorisch die 
              jüdische »Beschneidung des Herzens« oder eine »Vorhaut 
              des Herzens« gemeint ist? Woraus entnimmst Du die Grundlage 
              Deiner Behauptung, daß es sich hier um Metaphorisches handelt 
              statt um ein konkretes Stück Menschenfleisch, wie es im Text 
              benannt wird, wie es auf der Titelseite der Quarto als besonderer 
              Horror-Appeal benannt ist, wie es in allen Varianten dieser alten 
              Fabel vom Fleischpfand benannt wird?
 >Du verwechselst grundsätzlich die konkrete Fakten-Arbeit 
              an einem Text mit der Methode des freien, willkürlichen und 
              beliebigen Assoziierens: »Nicht im Herz, sondern so nah wie 
              möglich dem Herzen, das heißt, so steht es in der Bibel: 
              die Vorhaut des Herzens oder : die Beschneidung des Herzens. « 
              Das ist eine Kette rein assoziativer Zuordnungen, »nah am 
              Herzen« -> »Bibel« -> »Vorhaut des 
              Herzens« - aber das ist keine Begründung, keine Beweisführung, 
              keine kausale Ableitung oder logische Verknüpfung. Wenn Dir 
              der Text so, wie er dasteht, nicht paßt, erfindest Du eben 
              einfach assoziativ wilde Zusammenhänge quer durch den kulturellen 
              Kuriositätenladen. Dieses Spiel kann man endlos betreiben – 
              es ist aber sinnlos, weil beliebig. In der Bibel steht viel. Was 
              hat »Demut, Offenheit, Unverstocktheit« mit dem hier 
              verhandelten konkreten juristischen Gefecht um einen dubiosen Schuldschein 
              zu tun? Natürlich kann man mit deiner Methode auch hier wieder 
              irgendeinen Nexus herbeifabulieren, nur hat all das mit Shakespeares 
              Text schon lange nichts mehr zu tun.
 Moment doch: Gabriel Harvey (nicht der des Blutkreislaufs, sondern 
              ein Gelehrter, ein etwas pedantischer) schreibt in seiner Polemik 
              gegen Thomas Nashe und seinen Kreis (zu dem Shakespere wohl gehörte): 
              Sie sollten ihre Zunge beschneiden. Was ist der Vorhof sonst als 
              der nächste Platz zum Hof, die Haut nahe dem Herzen anders 
              als die Vorhaut des Herzens. Absolut unerfindlich soll diese Deutung 
              sein? Und wie aus Harveys Satz zu entnehmen ist, war diese biblische 
              Vorhaut den Zeitgenossen doch sehr geläufig. So nahe wie möglich 
              beim Herzen ist nicht das Herz selbst. Ich denke, es ist die Vorhaut. 
              Was sonst. Die Leber war es nun doch nicht. Du schreibst: Irgendwo muß es ja stehen, oder woher hast Du sonst diese 
              Einsicht in Shylocks Motivation? - Behaupten kann man alles. Es 
              steht nirgends. Es handelt sich um frei erfundenes Phantasieren 
              und ist deshalb absolut indiskutabel. Zwischen den Zeilen lesen ist indiskutabel. Das steht hiermit fest. 
              "Tongue in cheek" reden ist auch indiskutabel. Arme Sprache! Ich schrieb: >> Und weil nach Shylocks Verständnis ebenjene buchstäbliche 
              Deutung der Beschneidung des Herzens, der Entfernung der Vorhaut 
              des Herzens nicht möglich ist, muss Portia davon ablassen, 
              zu dem Pfund Fleisch zurückkehren (der physischen Beschneidung) 
              und Shylock verbieten, auch nur einige Tropfen Blut von Antonio 
              (genauer von dessen Penis) zu nehmen. Du schreibst: >Grotesk. ( Was, bitte, soll man sich unter der buchstäblichen 
              »Entfernung der Vorhaut des Herzens« vorstellen???) Sagte ich ja doch auch. Shylock kann sich darunter nichts vorstellen. 
              Portia hat es aber gesagt. Du mußt so nahe wie möglich 
              dem Herzen schneiden. Es ist aber eine Komödie. Würde 
              sagen: weg mit dem Puck, ich meine nicht Eishockey, sondern den 
              Puck aus Mittsommernachtstraum. Streut irgendwas über Titania 
              und die verliebt sich in einen Eselskopf. Könnte das kein Bild 
              für die Mutter sein, das allererst wahrgenommene und geliebte 
              Objekt sein? Aber weg mit dem Puck. Was soll der Quatsch? Steut 
              was in die Augen der Titania und die verliebt sich in einen Esel!! 
              Grotesk!! Wie sollte man sich das vorstellen???  Ich bin jetz dort angekommen, wo du ausführlicher Portia zitierst. 
              Und ich meine, Du hast einen Satz weggelassen. Exakt einen Satz. 
              Und ich hatte es erwartet, daß Du den weglässt. Grund 
              den eigenen vielleicht erwartungsgetrübten Augen nicht zu trauen. 
              Bisher habe ich den Satz nicht gefunden. Werde morgen aufstehen, 
              mir die Augen auswischen und Dein Posting noch einmal durchgehen. 
              Bisher habe ich ihn noch nicht entdecken können. Ich weiß 
              noch, dass ich mir über den Satz eine Weile den Kopf zerbrochen 
              habe. Umsonst wohl, wenn Du meinst ihn weglassen zu können. Werde morgen noch einmal Dein Posting, nein zweimal oder dreimal 
              durchgehen. Der Satz ist im Stück drin, aber bisher habe ich 
              ihn nicht in Deinem Posting gefunden.  Ich suche weiter, ich finde diesen Satz nicht. Ich kann es nichtz 
              glauben. Vielleicht träume ich schon. Aber Du hast einen Satz 
              vergessen und ich habe mir über diesen Satz den Kopf zerbrochen. 
              Du hast recht, ich bin unverständlich unverständig. Der 
              Satz wird überflüssig gewesen sein. Auch wenn ihn Shakespeare 
              geschrieben hat.
 Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil CHallo Hans-Peter, Du hast ja mehrere Tatsachenfeststellungen in Großbuchstaben 
              geschrieben, wohl damit es in meinen Kopf eingeht. So auch diese:"Portia fährt in ihrer Urteilsverkündung GEMÄSS 
              DEM IM SCHULDSCHEIN STEHENDEN VERTRAGSTEXT fort:". Heißt 
              das: gemäß den Bedingungen des ihr vorliegenden Vertrages? 
              Der Vertrag besagte doch: "ein Pfund Fleisch an einer Stelle, 
              die Shylock gefallen wird". Hast Du eine Abschrift vom vollständigen 
              Vetragstext? Kannst Du eine Kopie hier im Forum posten? Dann habe 
              ich natürlich nichts mehr zu sagen.
 Aber solange Du mir diesen vollständigen Text nicht mitgeteilt 
              hast, werde ich das Gefühl haben, immer noch irgendwas sagen 
              zu müssen.
 Zu einer anderen Großbuchstabenstelle.
 "Es ist ABSOLUT UNERFINDLICH, wieso die Formulierung »nearest 
              to the heart« d.h. schlicht und einfach »nächst 
              dem Herzen« in irgendeiner Weise mit der »Vorhaut des 
              Herzens« oder der »Beschneidung des Herzens« im 
              Zusammenhang stehen soll, wie es z.B. in Deuteronomium 10,16 erwähnt 
              wird:>»Ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden und nicht 
              länger halsstarrig sein«. Die Starrsinnigkeit des erwählten 
              Volkes wird dort getadelt, das am Bund mit Jahwe versagt.
 >Was um Gottes willen hat das jetzt mit dem vorliegenden Text 
              zu tun? was hat das hier verhandelte Herausschneiden eines Pfundes 
              Fleisch aus dem Körper des Antonius mit der jüdisch-rituellen 
              Beschneidung des Phallus zu tun? Wo ist im Text in irgendeiner Form 
              auch nur ein einziges Mal von »Beschneidung« die Rede? 
              Wo gibt es im Text irgendeinen Hinweis, daß metaphorisch die 
              jüdische »Beschneidung des Herzens« oder eine »Vorhaut 
              des Herzens« gemeint ist? Woraus entnimmst Du die Grundlage 
              Deiner Behauptung, daß es sich hier um Metaphorisches handelt 
              statt um ein konkretes Stück Menschenfleisch, wie es im Text 
              benannt wird, wie es auf der Titelseite der Quarto als besonderer 
              Horror-Appeal benannt ist, wie es in allen Varianten dieser alten 
              Fabel vom Fleischpfand benannt wird?
 >Du verwechselst grundsätzlich die konkrete Fakten-Arbeit 
              an einem Text mit der Methode des freien, willkürlichen und 
              beliebigen Assoziierens: »Nicht im Herz, sondern so nah wie 
              möglich dem Herzen, das heißt, so steht es in der Bibel: 
              die Vorhaut des Herzens oder : die Beschneidung des Herzens. « 
              Das ist eine Kette rein assoziativer Zuordnungen, »nah am 
              Herzen« -> »Bibel« -> »Vorhaut des 
              Herzens« - aber das ist keine Begründung, keine Beweisführung, 
              keine kausale Ableitung oder logische Verknüpfung. Wenn Dir 
              der Text so, wie er dasteht, nicht paßt, erfindest Du eben 
              einfach assoziativ wilde Zusammenhänge quer durch den kulturellen 
              Kuriositätenladen. Dieses Spiel kann man endlos betreiben – 
              es ist aber sinnlos, weil beliebig. In der Bibel steht viel. Was 
              hat »Demut, Offenheit, Unverstocktheit« mit dem hier 
              verhandelten konkreten juristischen Gefecht um einen dubiosen Schuldschein 
              zu tun? Natürlich kann man mit deiner Methode auch hier wieder 
              irgendeinen Nexus herbeifabulieren, nur hat all das mit Shakespeares 
              Text schon lange nichts mehr zu tun."
 Was würdest Du sagen, wenn ich Dir einen Witz schrieb und 
              diesen mit Fußnoten versähe? Du würdest vielleicht 
              sagen: Fußnoten braucht der verkrüppelte Witz, um ein 
              Fortkommen zu haben. Was würdest Du sagen, wenn ich Dir ein 
              Dankesvers schreiben würde und es mit Fußnoten versähe? 
              Etwa: Für den Regen Deiner Worte bin, der ich wie ein einsamer 
              Stein bin, ewig dankbar, und dann als Fußnote: "einsamer 
              Stein" ist hier nicht wörtlich zu verstehen und bedeutet 
              auch nicht, daß sich der Dichter für ein unnachahmliches 
              Denkmal hält. Du würdest sagen: dieser Vers braucht Fußnoten, 
              den auf den eigen Füßen kommt es mächtig ins Stolpern. 
              Oder wenn ich ein Bühnenstück mit Fußnoten schriebe? 
              Daß es ja sonst nicht von der Stelle käme.Nun behaupte ich, daß Shakespeare, hätte er das getan, 
              was Du verlangst, damit ich recht hätte, ein Bühnenstück 
              mit Fußnoten geschrieben. Ich will nicht mal meine eigenen 
              Argumente anführen, da ich deutlich absolut vollkommen offensichtlich 
              nachweislich (im Folgenden kurz: DAVON) keine habe. Ich werde mich 
              im Schutz eines anderen Autors halten: James Shapiro, Shakespeare 
              and the Jews, New York 1996. Er ist am Zustandekommen meiner Analyse 
              maßgeblich beteiligt, aber ich habe mich nicht auf ihn berufen, 
              weil unsere Folgerungen doch an entcheidender Stelle auseinandergehen. 
              Erst kommt nun Shapiro zu Wort und in einem zweiten Teil werde ich 
              darlegen, weshalb ich nur zum Teil einverstanden bin. Den Grund 
              kann ich nennen: damit Shapiros Deutung zutrifft, muß man 
              einen ganzen Teil des Textes unberücksichtigt lassen.
 Shapiro hat in seinem Buch ein ganzes Kapital: "The Pound 
              of Flesh". Er bedankt sich in seinem Vorwort bei einer ganzen 
              Reihe von Leuten, von denen mir nur einer bei meinen Lekktüren 
              begegnet ist: Harold Fisch, ein Bibelexperte. Und Shapiro gibt die 
              Richtung seiner Argumentation an, die ich hier im Englischen belasse: 
              "I am interested here not only in restoring a sense of the 
              fascination and importance circumcision held for Elzabethans but 
              also in arguing that an occluded threat of circumcision informs 
              Shylock's desire to cut a pound of Antonio's flesh" (S. 114). 
              Nicht nur seien die Elisabethaner von dem jüdischen Ritus der 
              Beschneidung fasziniert gewesen, sondern aus Shylocks Wunsch, ein 
              Pfund Fleisch aus Antonios Körper zu schneiden enthalte eine 
              versteckte Beschneidugsdrohung.  Ich könnte nun schlicht auf dies Kapitel verweisen, will aber 
              doch einige Stellen angeben. Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil DHallo Hans-Peter, Shapiro untergliedert seinen Abschnitt über "Das Pfund 
              Fleisch" in vier Paragraphen. Der erste: "Elisabethanische 
              Ansichten zur Beschneidung". "Elisabethanisch" ist 
              nicht allzu eng zu fassen, das erste Drittel, praktisch die Regierungszeit 
              Jakobs I., wird mit einbezogen. So erwähnt er einen gewissen 
              Samuel Purchas mit dem Zitat: "dass durch die Beschneidung 
              einer "zum Juden gemacht wird" (1613). Diese Vorstellung 
              ist absurd, aber nicht so absurd, dass sie nicht ernsthaft geäußert 
              werden könnte. Das ist einer der Gründe, weshalb ich das Stück als Komödie 
              betrachte. Denn nach meiner Auffassung schreibt Shakespeare diese 
              Auffassung auch Shylock zu. Allerdings - und das ist auch an Jürgen 
              und Andreas gerichet - kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, 
              dass Shakespeare hier nicht den jüdischen Glauben verspottet, 
              sondern das, was einige Zeitgenossen dafür hielten. Und wenn 
              man diese Dimension für eine Aufführung wiederherstellen 
              könnte - schwierig dürfte es sein, wenn man bedenkt, dass 
              selbst das albernste Vorurteil dem restlos Voreingenommenen noch 
              als Legimitation vorkommt - wäre das Stück auch als Komödie 
              spielbar.
 Shapiro führt auch Thomas Coryat "Coryats Crudities" 
              an, ein Werk, das, nach dem was ich darüber gelesen habe, eher 
              ironisch gemeint ist. Es wird darfauf hingewiesen, dass unter den 
              Abbildungen auch die eines Juden ist, der ein Messer zum Beschneiden 
              schwingt (wiederum ein Klischee, das Shakespeare in der Gerichtsszene 
              übernommen hat, allerdings in einer mir sehr komödiantisch 
              anmutenden Situation). Coryats Werk (etwa 1611) begleiten einige 
              Lobverse nach dem Motto: wenn du in die Hände eines Juden gerätst, 
              schneiden die ein Stück von deinen Penis und du bist Jude. 
              Ich zitiere nur zwei, beide, vor allem das erstere, mit deutlichem 
              ironischen Nebenton: "Ulysses heard no Syren sing: nor Coryate 
              /The Jew, lest his prepuce might prove excoriate". Der Jude, 
              dem man die Vorahut genommen, könnte sich als abgeschält 
              oder der ehemalige Coryat erweisen (excoriate, ex-Coryate). Das 
              zweite: "And yet but for one petty poor misprision, /He was 
              nigh made one of the circumcision" (etwas frei: Und doch mit 
              einem einzigen Schnittchen nur,/Hätt' er fast feiern müssen 
              Jom Kippur"). Auf mich wirkt das eher als Männerwitz denn 
              als wirklicher Antisemitismus. Aber Shapiro hat doch wohl recht, 
              wenn er diese und weitere Beispiele als Beweis dafür ansieht, 
              wie Shakespeares Zeitgenossen von der Beschneidung fasziniert waren.
 Im zweiten Paragraphen geht Shapiro dann kurz auf das Thema der 
              Beschneidung in der christlichen Theologie ein. Tenor das paulinische 
              Thema: die Juden nehmen den Buchstaben, das Zeichen für den 
              bezeichneten Begriff, so de Mornay, Calvin und andere. Wie hätte 
              das Thema bei der intensiven Beschäftigung mit der Bibel auch 
              vermieden werden können. Nach Genesis 17 war ja die Beschneidung 
              unabdingbar für den Bund zwischen Gott und dem jüdischen 
              Volk. John Donne, erst Dichter, danach auch Prediger, hat sich mit 
              der Stelle in der Bibel herumgeschlagen. Zitiere auf Englisch: "Why, 
              Abraham, must have wondered, "does God command me so base a 
              thing...". Die Antwort: "... this rebellious part is the 
              root of all sin".  Im dritten Abschnitt beschäftigt er sich mit Shakespeares 
              Quellen. Ich zitiere seine Anmerkung: "It is not immediately 
              clear how for an Elizabethan audiene an allusion to a Jew cutting 
              off a man's "fair flesh" would invoke images of a threat 
              to the victim's heart, especially when one calls to mind the identification 
              of Jews as circumcisors and emascualtors. On a philological level, 
              too, the choice of the word <> here carries with it the strong 
              possibility that Shylock has a different part of Antonio's anatomy 
              in mind. In the late sixteenth century the wor <> was CONSISTENTLY 
              USED, ESPECIALLY IN THE BIBLE, IN PLACE OF <>. Readers of 
              the Geneva Bible would know from examples like Genesis 17.11 ... 
              and the discussions of exuality and disease in Leviticus always 
              use the word <> when speaking of the penis." (S. 121-122). Sicher, Hans-Peter, Du hast recht, wenn Du sagst, von Beschneidung 
              stünde im Stück nichts drin. Aber das wäre ja bei 
              dem bibelkundigen Publikum de 16. Jahrhunderts die Fußnote 
              zum Bühnenstück gewesen, das zu erwähnen. Du schreibst, 
              aus den Höhen des den Grundkurs absolvierenden Literaturwissenschaftstudenten: 
              "Daß so etwas unzulässig ist, lernt man im ersten 
              Semester im Grundkurs "Literaturwissenschaftliches Arbeiten". 
              Du hättest wirklich besser gewartet. Vielleicht kommt in den 
              späteren Semestern noch ein Leistungskurs, in dem man lernt, 
              ein Werk auch im historischen Kontext zu betrachten. Sicher, du 
              meinst das alles sehr gut, sehr wohl, und eine Invektive ist das 
              nicht und ich sollte mich nicht verletzt fühlen. Nicht verletzt 
              fühlen? Schlimmer, getötet fühle ich mich durch diese 
              langsam allzu langweilig werdende Bramarbasiererei. Shapiro geht nun noch weiter. Er weist auf den Meister selbst hin, 
              nicht im "Kaufmann von Venedig", sondern in "Romeo 
              und Julia", I.1. und II.4. Erstes Beispiel, der Dialog zwischen 
              Samson und Gregory: S: "Me shall feel while I am able to stand, 
              and 'tis known I am pretty piece of flesh". G: 'Tis well thou 
              art no fish". Und in II.4 im Duett Benvolio und Mercutio. B: 
              "Here comes Romeo, here comes Romeo!". Merc.: "Without 
              his roe, like a dried herring. O flesh, how art thou fishified!". 
             Ein weiteres Beispiel aus der englischen Übersetzung eines 
              Werkes, Alexander Sylvains "The Orator", das als Quelle 
              für "Der Kaufmann von Venedig" gilt. Dort fragt sich 
              ein Jude ob er "should cut off his privy members, supposing 
              that the same would altogether weigh a just pound" (S. 122). 
              Also: ein Jude fragt sich, ob er die Gechlechtsteile eines Christen 
              abschneiden sollte, vorausgesetzt, sie wiegen genau ein Pfund. Ein 
              anderes ähnliches Beispiel dürfte direkt auf Shakespeares 
              Stück bezogen sein. Mit Blick auf die Wiederaufnahme der Gerichtsszene will ich noch 
              eine andere Bemerkung Shapiros hinzufügen.
 Shapiro bemerkt: "Why, one wonders, is Antonio's breast the 
              spot most pleasing to Shylock? And why, for the sake of accuracy, 
              wouldn't Shylock rather cut out rather than "cut off" 
              a pound of flesh if it were to come from "nearest" Antonio's 
              heart? Moreover, why don't we learn of this crucial detail until 
              Shylock's final appearance in the play?" (S. 121). Shapiro 
              scheint also nicht anzunehmen, daß Shylocks Satz in III.i. 
              "I will have the heart of him" anders als metaphorisch 
              gemeint wäre. Und aus guten biologischen Gründen. "Cut 
              off", das läßt sich von der Entfernung der Vorhaut 
              sagen, aber in der Umgebung des Herzen wäre ja doch "cut 
              out" angebracht. Ist Shapiro ungenau? Ist es Shakespeare? Ich 
              glaube nicht. Die Beibehaltung des "cut off" suggeriert 
              die Verlegung der physischen Beschneidung in die metaphorische Ebene.
 Der 4. Abschnitt handelt von der Beschneidung des Herzens, der 
              einzigen Beschneidung, nach dem Geist, nicht nach dem Buchstaben, 
              die für Paulus Gültigkeit hat. Hugo Grotius sieht in der 
              geistigen Beschneidung des Herzens die einzige gültige Beschneidung 
              (er liegt womöglich so falsch nicht; auch unter Juden war und 
              ist die Beschneidung in regelmäßigen Abständen umstritten 
              gewesen; im 19. Jahrhundert wollten reformatorische Juden nur noch 
              die hygienische Funktion betonen; ein für mich aufschlußreiches 
              Buch dazu, das ich hier empfehlen möchte ist das von Lawrence 
              Hofman, The Covenant of Blood - brachte mich übrigens auf den 
              Gedanken, dass Shylock die symbolische Zweitbeschneidung im Sinn 
              gehabt haben muss, was außer dem Genuß der Kapriole 
              auch noch den der logischen Konsistenz des Stückes erwirkt). 
              Im gleichen Sinne wie Grotius wiederum John Donne.
 Natürlich hatte die mit dem Protestantismus einsetzende Rückbesinnung 
              auf die Wurzeln, das Alte Testament, zur Folge, dass die Beschneidung 
              zu einem wichtigen Thema wurde.
 Und geantwortet wurde immer im Sinne des Paulus: Es ist die Beschneidung 
              des Herzens, die zählt. Die beiden Beschneidungen, die konkrete 
              des Penis, des Fleisches, und die metaphorische des Herzens, waren 
              zuzeiten Shakespeares so eng miteinander verknüpft, daß 
              es keiner weiteren Erklärungen bedurfte. Ich wiederhole, den 
              Zusammenhang mehr als nur anzudeuten, hätte bedeutet, ein Stück 
              mit Fußnoten und somit kein Stück zu schreiben.
 Shapiro erklärt dann Shylocks Entschluß, das Herz zu 
              beschneiden, derart, daß Shylock den Christen Antonio dort 
              treffen will, wo dieser sich dem Juden moralisch überlegen 
              fühlt, sich dann aber durch seinen Buchstabismus verblenden 
              läßt. "Shylock's decision to exact his pound of 
              flesh from near Antonio's heart can be seen as the height of the 
              literalism that informs all his actions in the play, a literalism 
              that when imitated by Portia leads to his demise. Also echoing through 
              the trial scene of "The Merchant" are the words of Galatians 
              6.13: "For they themselves which are circumcised keep not the 
              Law, but desire to have you circumcised, that they might rejoice 
              in your flesh," that is to say (as the gloss to this line in 
              the Geneva Bible puts it) "that they have made you Jews." 
              Shylock will cut his Christian adversary in that part of the body 
              where the Christians believe themselves to be truly circumcised: 
              the heart." (S. 127).
 Diese Erklärung scheint in sich logisch. In sich. Legt man 
              Shakespeares Text als Maßstab an, so muß man wohl feststellen: 
              ab irgendeinem Punkt stellt sich diese Erklärung quer zum Text. Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil EHallo Hans-Peter, ich habe den Satz, um den es mir geht, der mich damals bewogen 
              hat, den Text noch einige Male zu überdenken, erst mit der 
              Suchfunktion gefunden. Dass ich ihn beim Lesen dauernd übergangen 
              habe, liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht Dein Satz ist, sondern 
              mei Satz, den Du zitierst, und übergehst. Hier die Stelle: 
              Zitat und Deine Antwort. >>>Noch später wiederholt Portia das, was ausdrücklich 
              im Schuldschein steht: "The words expressly are "a pound 
              of flesh". Wohlgemerkt, den letzten Satz spricht sie, nachdem 
              sie vorher die Stelle bestimmt hat und nachdem sie gesagt hat, dass 
              Shylock dort schneiden MUSS.
 >Das hatten wir schon weiter oben – Portia hat zuvor die 
              Stelle NICHT bestimmt und hat Shylock NICHT befohlen, daß 
              er dort schneiden MUSS, sondern sie hat sich schlicht und einfach 
              juristisch auf den exakten Wortlaut des Schuldscheins berufen. Deine 
              Darstellung des Textes manipuliert den Sinn.
 Ich will Dir nicht unterstellen, daß Du den Text manipulierst, 
              wie Du mir vorwirfst. Nachdem Du eine solch erhabene Haltung gegenüber 
              Manipulatoren von Texten bezeugt hast, wird das niemand mehr tun 
              können. Ich gehe davon aus, daß ich einen unvollständigen 
              Text habe und auch davon, daß alle anderen keinen vollständigeren 
              Text als ich besitzen, außer Dir. In meiner Fassung steht 
              nichts über den exakten Wortlaut des Schuldscheins, nur zwei 
              Angaben: ein Pfund Fleisch und das Abschneiden (eher als Heraussschneiden) 
              in der Nähe des Herzens. Deshalb nohmals meine Bitte, diesen 
              vollständigen Vertragstext hier im Forum zu veröffentlichen. 
              Nach meiner Fassung wird der genaue Wortlaut der Bedingung gerade 
              an dieser Stelle (Zeile 303 Ardenausgabe) von Portia angegeben: 
              "The words expressly are 'a pound of flesh'". Ich gebe 
              die Übersetzung aus ST an: "Die Worte sind ausdrücklich 
              : ein Pfund Fleisch".
 Du schreibst "Das hatten wir schon mal". Nein, nein, das 
              ist doch ein wenig anders. Er darf jetzt keinen Tropfen Blut vergießen, 
              während er beim Abschneiden nahe dem Herzen (es steht ja "cut 
              off") schon etwas Blut vergießen durfte. Du hast, so 
              scheint es mir, diesen Widerspruch gesehen und hast Dich dann zu 
              einer hastigen Selbstsicherheit gesteigert: das habe ich schon erklärt. 
              Von der falschen Voraussetzung ausgehend, daß mein Text unvollständig 
              ist, ist auch meine Folgerung falsch, daß Du die Weigerung, 
              das einmal zu bedenken, durch rhetorischen Schall zu verdecken suchst.
 Noch einmal die Frage: ist es nicht so, daß er Blut vergießen 
              darf, wenn er nahe dem Herzen schneidet, aber kein Tropfen Blut 
              vergießen darf, wenn es nachher wieder um das Pfund Fleisch 
              geht?
 Sicher, Portia hat vorher das Herz bestimmt. Sie hält zu dieser 
              Zeit den Schuldschein in den Händen. Es gibt keine Regieanweisung, 
              daß sie den Schuldschein zurückgibt. Anscheinend hält 
              sie ihn bis zum Schluß bei sich. Es gibt auch keine Regieanweisung, 
              daß Shylock im Schuldschein nachschaut. Er fragt zweimal nach. 
              Zunächst als Portia gesagt hat, dass Syhlock nahe dem Herzen 
              schneiden soll. Er fragt!!Ay, his breast,
 So says the bond, doth it noble judge?
 "Nearest his heart", those are the very words. (248-50)
 Portia antwortet:It is so, - are thee balances here to weigh
 The flesh.
 (251-2).
 Portia bejaht, will dann noch etwas sagen, bricht jedoch den Satz 
              ab und fährt fort. Durch ihren Satz: "The words expressly 
              are " a pound of flesh" widerruft sie dies. Sie bestätigt 
              nicht, daß die "very words" seien: "nearest 
              his heart", sondern daß der Schuldschein ausdrücklich 
              von einem Pfund Fleisch spricht. Nochmals: "The words expressly 
              are". Daß es hier eine Schwierigkeit gibt, werden alle 
              merken, auch Du hast es gemerkt, aber Du bist vor dem Widerspruch 
              unter Ausstoßung einiger DAVONs, apodiktischer Sätze 
              weggerannt.
 Da ist ein Widerspruch, man könnte meinen eine Sorglosigkeit 
              des Dicherts oder ein Pfuschen der Herausgeber (keines von beiden 
              trifft m.E. zu). Als Portia bestimmt - nun will ich doch darauf hinweisen, daß 
              es Portia ist, die dabei ist den Vertrag auszulegen (und vorweg: 
              ich kann nicht die Meinung derjenigen teilen, die glauben, Shakespeare 
              hätte hier einen echten Prozeß wiedergeben wollen; die 
              Gerichtssitzung hat viel mehr einige Gemeinsamkeiten mit einem Inquisitionsprozeß, 
              aber auch diese Ähnlichkeit sollte man nicht allzu sehr strapazieren; 
              eine andere Ähnlichkeit ist größer: die mit einem 
              theologischen Streitgespräch), als Portia bestimmt - und, nochmals, 
              es ist Portia, die gekommen ist, um den Vertrag zu deuten, und auch 
              dies: Shylock hat den Vertrag selbst abgefaßt, er müßte 
              eigentlich doch wissen was drin ist, was er nicht wissen kann, ist 
              der genaue juristische Sachverhalt (in der Realität ist er 
              klar: der Vertrag ist ungültig, denn der Vertragsgegenstand 
              ist rechtswidrig), deshalb ist Portia ja gekommen - oder?Daß sie nicht dabei ist den Vertrag zu verlesen, sondern ihn 
              auszulegen, wird, denke ich, in den nächsten Zeilen klar, als 
              sie verordnet, einen Chirurgen zu holen, um den Blutverlust so gering 
              wie möglich zu halten.
 Shylock fragt:
 Is it so nominated in the bond? (255)
 Portia antwortet:
 It is not so express'd, but what of that?
 'Twere good you do so much for charity. (256-257)
 Shylock:
 I cannot find it, 'tis not in the bond. (258).
 Alles hintereinander, kein Raum dazwischen, auch keine Regieanweisung, 
              daß Portia den Schuldschein ausgehändigt hätte. 
              Und warum fragt Shylock überhaupt nach? Er hat den Schuldschein 
              selbst erstellt. Man kommt nun wirklich aus den Widersprüchen 
              heraus, wenn man annimmt, daß er hier nicht von "bond" 
              redet, sondern von "covenant", vom "Bund mit Jahwe". 
              Die beiden Bedeutungen liegen nahe beieinander. Willst Du das abstreiten? 
              Im Roget's der bedeutungsverwandten Wörter stehen sie direkt 
              nebeneinander. In Deiner Interpretation ist Shylock ein habgieriger Jude, der 
              nicht einmal einen Chirurgen holen will, um das Leiden seines Opfers 
              zu stillen. Aber wenn man auf einer solchen realistischen Ebene 
              bleibt: was würde denn einen Chirurgen nutzen, wenn er ins 
              Herz schneidet oder gar das Herz ausschneidet?  In meiner Interpretation ist er ein geschäftstüchtiger 
              und zugleich frommer Jude (er hält sich auf jeden Fall dafür), 
              der aus Antonio wieder einen Juden machen will. Darüber bald 
              mehr. Es geht nicht darum, daß ich den menschlicheren Juden 
              in Anspruch nehmen kann, während Du ihn zu einem Mörder 
              machst.  Es geht darum: reden wir die Widersprüche nicht weg, die im 
              Text stecken. Portia gibt zwei verschiedene Interpretationen. Aber im einen Fall, 
              als sie bestätigt, daß wirklich im Schuldschein steht, 
              Shylock muß, sie sagt sehr wohl, daß Shylock muß 
              - und verzeihe mir, ich werde nicht noch einmal zitieren, wie Du 
              auf diesen Satz geantwortetet hast. Du hast die Urteile aneinandergereiht, 
              den Paternoster Deiner Urteile heruntergeleiert. Komm mir bitte nicht damit, daß Du geantwortet hättest. 
              Geh zum Text. Wie löst Du diese Widersprüche? ########################### Shylock beharrt auf strikter Gesetzesanwendung. Historisch duchaus 
              richtig (Antonio gibt in III.iii.27-30 die Begründung: Venedig 
              ist wegen der Abhängigkeit vom Außenhandel und den ausländischen 
              Kaufleuten auf Rechtssicherheit angewiesen). Und das weiß 
              auch Shylock:If you deny me, fie upon your law!
 There is no force in the decrees of Venice:
 I stand for judgment, - answer, shall I have it? (101-103).
 Portia wird diesem Standpunkt zunächst beitreten:It must not be, there is no power in Venice
 Can alter a decree established:
 'Twill be recorded for a precedent,
 And many an error by the same example
 Wíll rush into the state, - it cannot be. (214-8)
 Aber redet Shylock ausschließlich vom venezianischen Gesetz? 
              Offenbar doch nicht:
 An oath, an oath, I have an oath in heaven,-
 Shall I lay perjury upon my soul?
 Not for Venice. (224-6)
 Er hat einen Schwur bei Jakob geleistet. Er ist durch diesen Schwur 
              verpflichtet. Er besteht nicht nur auf dem venezianischen Gesetz, 
              sondern auf dem religiösen jüdischen Gesetz, und zwar 
              auf dem Ritualgesetz. Davon hat er auch gegenüber Bassanio 
              geredet (dort waren es die Reinheitsgebote - I.iii). Hat er den 
              Schwur geleistet, einen Christen umzubringen? Hat Shakespeare dies 
              gemeint: daß der Jude das Blut der Christen sucht. Sehr blutdürstig 
              gebärdet sich Shylock allerdings nicht. Graziano und Bassanio 
              behaupten das zwar, auch Antonio behauptet, Shylock wolle ihn umbringen, 
              aber Shylock bleibt ziemlich ruhig, wenn auch beharrlich. Wenn er 
              einen Schwur geleistet hat, ist er durch das jüdische Gesetz 
              gebunden. Wenn er Gratiano antwortet:Repair thy wit good youth, or it will fall
 To cureless ruin. I stand here for law. (141-2)
 könnte er beides gleichzeitig meinen, aber doch wohl eher das 
              letztere, das jüdische Gesetz. Wie liest sich das bei Schlegel/Tieck:
 Stell deinen Witz her, guter junger Mensch
 Sonst fällt er rettungslos in Trümmern dir:
 Ich stehe hier für Recht.
 Aber die Verbindung zwischen Unheil und Gesetz, die Androhung von 
              Unheil, geistiger Verwirrung wegen Nichtbefolgung des Gesetzes deutet 
              darauf hin, daß er in diesem Fall eher an das jüdische 
              religiöse Gesetz als an das venezianische denkt. Daß 
              er dies gegenüber Gratiano sagt, hat eigentlich nur Sinn, wenn 
              dieser selbst dem Judentum angehört hat. Gratianos Verwünschungen 
              wiederum lassen sich als Übereifer des Konvertiten wie als 
              Abreagieren am patriarchalisch auftretenden Shylock begreifen. Auch 
              das Bestehen auf den Reinheitsvorschriften gegenüber Bassanio 
              deutet darauf hin, wenn auch weniger. Und Bassan(i)o wie Graz/tiano 
              waren in Italien nun einmal typische jüdische Namen, wie Cecil 
              Roth schreibt (auf dessen Urteil in diesem Fall Verlaß ist, 
              da er die Geschichte der Juden in Venedig eingehend untersucht hat. 
              Außerdem haben wir auch noch den Hinweis, daß wie Antonio 
              auch Gratiano beschnitten ist. Was ich hier nicht wiederhole.
 Was hat Shylock nun bei Jakob geschworen? Vielleicht kann man aus 
              der Sicht der Christen annehmen, er hätte wirklich Antonios 
              Tod geschworen. Aber wir erhalten eine andere Information: daß 
              er Antonios Fleisch haben werde, sagt Jessica (III.ii.285). Also 
              das Fleisch, das in der Bibel ja immer für Penis oder für 
              die Vorhaut steht. Jemanden zu ermorden, kann er nach jüdischer 
              Ethik nicht geschworen haben. Man müße unterstellen, 
              Shakespeare machte sich hier die wilden Vorurteile seiner Zeit zu 
              eigen. Aber Jessica sagt uns, daß er Antonios Fleisch will. 
              Ist das nach der biblischen Verwendung dieses Wortes nicht deutlich 
              genug. Und wenn er damit die Vorhaut meint, dann hat er damit nur 
              geschworen, daß er Antonio zum alten Bund zurückbringen 
              werde - was nach dem jüdischen Gesetz ein frommer Eid ist, 
              Mord dagegen keineswegs. Praktisch würde das unter den historischen 
              Bedingungen in Venedig heißen, daß Antonio, wie man 
              es nannte, "judaisierte", also zum Judentum zurückgekehrt 
              war, worauf Verbannung stand. Was Shylock ja in III.i. auch gesagt 
              hatte: "out of Venice".
 Shylock spricht nicht nur vom bürgerlichen Gesetz Venedigs, 
              er hat sich durch seinen Eid auch gegenüber dem jüdischen 
              Gesetz gebunden, wozu die Beschneidung gehört.  Jessica sagt uns, daß er dies geschworen hat. Antonios Fleisch 
              zu haben. Aber das kann er nicht, denn Antonio ist bereits beschnitten. 
              Das kann er nur durch diese andere Form der Beschneidung, die praktiziert 
              wird, wenn jemand ohne Vorhaut geboren ist oder jemand, der bereits 
              beschnitten ist, zum Judentum übertritt: einen kleinen Schnitt 
              in den Penis, so daß einige Tropfen Blut als Symbol des Bundes 
              fließen (ausführlicher, wie bereits erwähnt, behandelt 
              in Lawrence Hofmann, The Covenant of Blood - allerdings ohne Bezugnahme 
              auf Shakespeares Stück). Ich werde nachher den Dialog unter diesen beiden Voraussetzungen 
              noch einmal durchgehen, die sind: Shylock spricht nicht nur vom 
              bürgerlichen Gesetz, sondern auch vom religiös jüdischen, 
              nicht nur von "bond", sondern auch vom "covenant" 
              ("Bund"), und der Eid, den er geschworen hat, besteht 
              darin, daß er Antonio beschneiden will, so daß dieser 
              aus Venedig verbannt wird; da aber diese Beschneidung schon einmal 
              vollzogen worden ist, bleib ihm dafür die Möglichkeit, 
              einige Tropfen Blut fließen zu lassen, wie es das jüdische 
              Gesetz, der "Bund" bestimmt. Portias Aufgabe wird es dann sein, eine Auslegung zu finden, die 
              Antonio die peinliche Situation erspart: die Offenbarung seiner 
              jüdischen Herkunft, der rituelle Vorgang, der ihn wieder zum 
              Juden macht, die Verbannung. Diese Auslegung hebt das Stück als primär eine Komödie 
              heraus. Verschwinden dadurch die Widersprüche. Let us see. Shylock, der jüdische Kaufmann, Antworten Detobel, Teil FHallo Hans-Peter, In meiner Sicht ist Shylocks Absicht keineswegs eine mörderische, 
              sondern ein Plan, der von Chuzpe zeugt. Er verbindet eine ungute 
              Tat mit einer guten Tat. Die ungute Tat besteht darin, daß 
              er das Gesetz Venedigs dazu benutzen will, um Antonio zu beschneiden 
              und aus Venedig verbannen zu lassen. Die gute Tat besteht darin, 
              daß er Antonio nach dem jüdischen religiösen Gesetz 
              beschneiden und dadurch zum alten Bund zurückholen will. Portia muß dieses Vorhaben unterbinden. Sie muß verhindern, 
              daß Antonio vor dem Gericht die Hosen herunterlassen muß. 
              Sie muß verhindern, die beiden Tropfen Blut fließen 
              zu lassen, die Shylock plant.
 Nachdem sie vergeblich an Shylocks Milde appelliert hat - aber Shylock 
              kann keine Milde zeigen, denn er hat eine Schwur geleistet - übernimmt 
              sie völlig seine Interpretation: Für Venedig als Handelsstaat 
              sind Rechtssicherheit und Rechtstransparenz unabdingbar; wird ein 
              Präzedenzfall geschaffen, ist die Tür für weitere 
              Rechtswillkür geöffnet (durch diese juristische Tür 
              läßt sie Shakespeare in den Prozeß einsteigen, 
              der dann letzten Endes doch was ganz anderes wird). Sie übernimmt 
              damit Shylocks Vertrauen und damit hat Shylock den ersten Schritt 
              zu seiner Niederlage gesetzt. Er bewundert den jungen Richter Balthasar 
              als einen neuen Daniel, gemeint ist der Daniel aus der apokryphen 
              Bibelgeschichte "Die keusche Susannah", Portia tritt auch 
              unter dem Namen Dr. Balthasar auf. Beltschazar war der Name, den 
              der Prophet Daniel am Hofe Nebukadnezars erhielt, der Name wurde 
              häufigst als Balthasar geschrieben. In seiner Begeisterung 
              überläßt er Portia die Interpretationshoheit. Darauf 
              führe ich sein wiederholtes Nachfragen zurück: "So 
              says the bond, doth it not noble judge?" (249) und "Is 
              it so nominated in the bond?" (255). Was ich bei Deiner und 
              anderen Deutungen vermisse, ist die Beantwortung der Frage, warum 
              Shylock hier nachfragt. Er, Shylock, hat doch den Schuldschein selbst 
              abgefaßt. Warum läßt ihn hier sein Gedächtnis 
              im Stich? Wäre das nicht eine etwas schwache dramatische Konstruktion, 
              daß Shylock plötzlich das Gedächtnis versagt?
 Wenn man aber bedenkt, daß es ihm nicht nur um den bloßen 
              Schuldschein geht, sondern auch um den Eid, den er bei Jakob geleistet 
              hat und was seine Absicht mit dem jüdischen Gesetz, speziell 
              mit dem Ritualgesetz der Beschneidung verknüpft - und Genesis 
              17 ist da nun eindeutig: der Bund wird durch die Beschneidung des 
              Fleisches besiegelt - kann man hie auch fragen, ob er bei seinen 
              Fragen nicht eher an den "Bund" denkt als an den Schuldschein.
 Vielleicht können Theaterfachleute wie Jürgen und Andreas 
              sagen, was sie von der Interpretation der nächsten drei Zeilen 
              (248-50) unter diesem Gesichtspunkt halten:
 Ay, his breast
 So says the bond, doth it noble judge?
 "Nearest his heart", those are the very words.
 Es sind nicht die "very words" des Schuldscheins. Das 
              bestätigt Portia später: ausdrücklich steht nur "ein 
              Pfund Fleisch". Wenn Shylock hier aber an den "Bund" 
              statt an den "bond" denkt, dann erhalten wir eine plausible 
              Antwort. Denn als gläubiger Jude kennt Shylock natürlich 
              den Ausdruck: "Beschneidung des Herzens". Und er erkennt 
              auch die Verbindung, die Portia herstellt, aber, er tut gerade das 
              nicht, was Portia ihm unterstellt. Und auch nicht was James Shapiro 
              meint, dessen Fazit ich hier wiederhole (und widerlegen werde): 
              "Shylock's decision to exact his pound of flesh from near Antonio's 
              heart can be seen as the height of the literalism that informs all 
              his actions in the play...". So ganz dem Buchstaben verfallen 
              ist Shylock keineswegs. In Akt II geht er doch zu Bassanio, obwohl 
              er in Akt I gesagt hat, er würde nicht mit ihm essen. Und wo 
              Shapiro den Höhepunkt seines Buchstabenglaubens vermutet, schildert 
              Shakespeare doch wohl das Gegenteil. Shylock versteht die Beschneidung 
              des Herzens rein metaphorisch.  Ich stelle mir bei diesen drei Zeilen einen Shylock vor, der etwas 
              verwundert ist und darüber grübelt, was der kluge junge 
              Richter Balthasar wohl gemeint haben könnte? Es sind nicht 
              die "very words", die ausdrücklichen Worte des Schuldscheins, 
              aber wohl jene Worte, wie sie an zahlreichen Stellen der Bibel zu 
              finden sind, Beschneidung des Herzens, manchmal auch zusammen mit 
              der Beschneidung des Fleisches, oft jedoch für sich, wie denn 
              überhaupt die vorexilischen Propheten wie Jeremia und Jesaja 
              nur von der Beschneidung des Herzens, nicht des Fleisches sprechen. Bald zum nächsten Abschnitt.Gruß
 Robert
 Hallo Hans-Peter, ich komme zum Abschluß.Wenn wir annehmen, daß Shylock den Plan hegt, Antonio zu beschneiden, 
              und zwar, da Antonio schon beschnitten ist, notgedrungen nach der 
              für solche Fälle vom jüdischen Ritualgesetz vorgesehene 
              Weise, durch einen kleinen Schnitt und einige Tropfen Blut, dann 
              verschwindet doch zunächst der Widerspruch, dass Shylock zwar 
              eine Menge Blut vergießen darf, wenn er nahe dem Herzen schneidet, 
              aber, als wieder vom Fleisch die Rede ist, wie es "expressly 
              stated" ist, nicht einen einzigen Tropfen. Wenn wir annehmen, 
              dass Shylock die "Beschneidung es Herzens" nicht konkret, 
              sondern nur im übertragenen Sinne verstehen kann, folglich 
              immer noch davon ausgeht, das zu tun, was er vor hat, dann wird 
              es auch verständlich, warum Portia nicht mehr darauf besteht, 
              dass er nahe dem Herzen zu schneiden hat, denn das steht ja nicht 
              im Schuldschein. Portia bestätigt dies nicht, sie bricht den 
              Satz, der es bestätigen soll, abrupt ab. "It is so - are 
              there".
 Wenn nun Portia ahnt, was Shylock wirklich vor hat, dann muss sie 
              eine Rechts- oder vielmehr eine theologische Interpretation finden, 
              die verhindert, dass Antonio vor Gericht die Hosen herunterlassen 
              muss. Den findet sie durch eine Verschiebung und die paulinische 
              Unterstellung, die Juden würden das Gesetz nur nach dem Buchstaben, 
              der tötet, verstehen, nicht nach dem Geist. Da Antonio schon 
              beschnitten ist, bleibt nur noch die Beschneidung des Herzens. Also 
              bestimmt sie, dass Shylock nach dem Gesetz (hier ist nicht mehr 
              vom bürgerlichen Gesetz die Rede) nahe am Herzen "abschneiden" 
              (Cut off), nicht herausschneiden (cut out) soll, ja muss. Die Genehmigung 
              von Shylocks Forderung: "ein Pfund Fleisch" drückt 
              sie als Erlaubnis aus. Achten wir doch noch einmal genau auf die 
              beiden Formulierungen:
 Zunächst:A pound of that same merchant's flesh is thine,
 The court awards it, and the law doth give it.
 Shylock gehört ein Pfund Fleisch. Das spricht das Gericht 
              ihm zu und steht ihm von Rechts wegen zu. Er soll dies an einer 
              Körperstelle tun können, die ihn beliebt. Man müsste 
              demnach erwarten, dass nun Shylock selbst bestimmt, wo er dies tun 
              soll. Es wird nichts darüber gesagt, wo er dies zu tun gedenkt. 
              Aber er kommt nicht dazu, selbst die Stelle zu bestimmen. And you must cut this flesh from off his breast,The law allows it, and the court awards it.
 Shylock antwortet darauf: Most learned judge! a sentence, come prepare.
 Sicher muß man hier auf den ersten Blick annehmen, dass Shylock 
              diesmal wirklich verstanden habe, er sollte nahe dem Herzen schneiden. 
              Aber warum fiel denn Portia nicht vorher ein, als sie bestimmte, 
              nahe dem Herzen zu schneiden, daß "This bond doth give 
              thee here no jot of blood". Das war nun eindeutig nicht der 
              Fall. Und das wird verständlich, wenn wir annehmen, dass Shylock 
              die "Beschneidung des Herzens", die ja nach jüdischem 
              Gesetzesverständnis anders als im übertragenen Sinne eine 
              Absurdität ist, immer noch nicht buchstäblich zu verstehen 
              vermag, und immer noch an das Pfund Fleisch, an Beschneidung denkt, 
              was unter den gegebenen Umständen nur bedeuten kann: Beschneidung 
              der zweiten Art, einige Tropfen Blut. Was Portia merkt, weshalb 
              sie flugs Kehrt macht, das Verbot auch dieser zweiten Art ausspricht 
              und folglich auch wieder von der Beschneidung des Fleisches redet. 
              Da aber Shylock nicht verstanden hat, was das mit der Beschneidung 
              des Herzens soll, hat er auch nicht widerlegt. Und so kann Portia 
              ihm rabulistisch vorhalten, Antonios Tod in Kauf genommen zu haben.
 Ganz zum Abschluß gehe ich noch auf den am Anfang Deines 
              Postings gemachten Einwand ein. Du schreibst : "Shylock sagt 
              nicht "im Herzen", sondern "nearest to his heart" 
              (IV.i.250) und gibst eine Antwort, von der ich nicht erkennen kann, 
              was sie beantworten soll: "davon abgesehen steht dies aber 
              explizit auch in den tradierten vorshakespeareanischen Texten, die 
              Fleischpfandgeschichte des unbarmherzigen Juden erzählen, dann 
              kommt die Ballade des Gernutus - darüber nachher mehr. Einmal sagt Shyxlock dies natürlich, aber als Nachfrage, zumindest 
              interpretiere ich so das Fragezeichen. Ich weiß nicht, wie 
              anders man Fragezeichen verstehen soll, als daß einer nicht 
              weiß, was gemeint ist, oder nicht sicher ist, was gemeint 
              ist. Dann weiß ich wirklich nicht, was Du da gegen meine Postings 
              einzuwenden hast. Ich entnehme Deinem Posting, dass ich leugne, 
              Shylock wolle wirklich kein "Pfund Fleisch". Ich habe 
              nur gesagt: das steht als Metapher für Beschneidung. Die vorshakespeareanische 
              Geschichte von Alexandre Sylvain hast Du nicht zitiert. "The 
              Ballad of Gernutus" ist wohl kein so gutes Beispiel. Es ist 
              dort, wie Du schreibst, ein Pfund Fleisch an einer Stelle, unten 
              auf der rechten Seite: "from under his right side". Das 
              ist doch die Hüfte, nicht wahr? In den Targumen, den annotierten 
              Bibeln in aramäischer Sprache, kommt einmal ausgerechnet dieses 
              Bild des Beschneidens der Hüfte als Euphemismus für die 
              Beschneidung des Phallos vor. Ob der Balladendichter dies gewußt 
              hat, weiß ich nicht. Aber mindestens zwei plausible Erklärungen 
              sind möglich. Erstens: es gab irgendeine frühere Fassung 
              vom "Kaufmann von Venedig", in der statt vom Herzen von 
              der Hüfte die Rede war. Zweitens: die Metonymie ist ja nach 
              Roman Jakobson eine grundlegende Sprachschöpfungskategorie, 
              die Bezeichnung von etwas, das benachbart ist, das mit dem Gemeinten 
              in einem Kontiguitätsverhältnis steht; was dasselbe ist 
              wie die Freudsche Verschiebung. Also könnte unsere Balladendichter 
              einfach eine Metonymie benutzt haben.
 Ich würde bei den Euphemismen noch einen Schritt weiter zu 
              gehen wagen, bis zu Adams Rippe - da höre ich auf. War vermutlich 
              auch nur ein Euphemismus für etwas anders. Ich würde fast 
              wetten, dass dieses Bild in einigen Bibelübersetzungen durch 
              "Hüfte" übersetzt ist.
 Und nebenbei: Shylock gebärdet sich alles andere als barbarisch 
              im Gerichtssaal. Liebe GrüßeRobert
 Und wieder gab es eine Antwort von Klaus 
              Peter, eine Letzte...   |