Jungfer Anne Page kommt mit Wein; Frau Fluth und Frau Page.
Page.
Nein, Tochter, trag den Wein ins Haus, wir wollen drinnen
trinken (Anne Page geht.)
Schmächtig.
O Himmel! das ist Jungfer Anne Page! -
Page.
Wie geht's, Frau Fluth? -
Falstaff.
Frau Fluth, bei meiner Treu, Ihr kommt recht zur guten Stunde:
mit Eurer Erlaubnis, liebe Frau! (Er küßt sie.)
Page.
Frau, heiß diese Herrn willkommen: - kommt, wir haben
eine warme Wildpastete zu Mittag; kommt, ihr Herrn, ich hoffe,
wir lassen allen Mißmut im Glase.
(Sie gehn hinein; Schaal, Schmächtig und Evans bleiben.)
Schmächtig.
Ich wollte vierzig Schillinge drum geben, wenn ich mein Buch
mit Liedern und Sonetten hier hätte.
Simpel kommt.
Na, Simpel, wo hast du gesteckt? Ich soll mir wohl selbst
aufwarten, sag einmal? Hast du vielleicht das Rätselbuch
bei dir, hast du's?
Simpel.
Das Rätselbuch? Ei, habt Ihr's nicht der Else Kleinsemmel
geliehen auf letzte Allerheiligen, vierzehn Tage vor Michaelis?
Schaal.
Kommt, Vetter, kommt, Vetter, wir warten auf Euch. Ein Wort
mit Euch, Vetter; hört einmal an, Vetter; es ist gleichsam
ein Antrag, eine Art von Antrag im Werk, der von fernher von unserm
Sir Hugh ausgeht; versteht Ihr mich? -
Schmächtig.
Ja, Herr, Ihr sollt mich vernünftig finden; wenn das
ist, werde ich tun, was vernünftig ist.
Schaal.
Nein, versteht nur erst.
Schmächtig.
Das tue ich auch, Sir.
Evans.
Kebt seiner Motion Kehör, Junker Schmächtig, ich
werte Euch tie Sache peschreiplich mache, wann Ihr die Kapazität
dazu pesitzt.
Schmächtig.
Nein, ich werde es machen, wie mein Vetter Schaal sagt, nehmt
mir's nicht vor ungut; denn für mein bescheiden Teil ist
der Friedensrichter in der Grafschaft, seht Ihr.
Evans.
Aber tavon sein nicht die Rete; tie Rete sein in Petreff Eurer
Heurat.
Schaal.
Ja, das ist der Punkt, Sir.
Evans.
Ja, mein Seel, tas sein es auch; ter kanz eigentliche Punkt;
und mit Junkfer Anne Page.
Schmächtig.
Ja, wenn das ist - die will ich heiraten auf irgend vernünftige
Bedingungen.
Evans.
Aber könnt Ihr auch Affektionierungen spüren für
tas Frauenzimmer? Laßt mich tas in Erfahrung pringen, aus
Euerm Mund oder aus Euren Lippen; tann unterschiedliche Philosophe
pehaupte, die Lippe formiere kewissermaßen Pestandteil des
Mundes; teshalb also präzis: könnt Ihr tiesem Mädchen
Eure Neigung zuwerfen?
Schaal.
Vetter Abraham Schmächtig, könnt Ihr sie lieben?
Schmächtig.
Ich hoffe, Vetter, ich werde es zustande bringen, wie es sich
für einen schickt, der gern nach der Vernunft zu Werke geht.
Evans.
Ei, Kotts Erzengel und Holzengel! Ihr müßt wie
ein Positif sprechen; könnt Ihr's tahin für sie pringe,
taß Ihr euer Verlangen auf sie werft?
Schaal.
Das müßt Ihr. Wollt Ihr sie mit einer guten Aussteuer
heiraten?
Schmächtig.
Wenn Ihr mir's vorstellt, Vetter, könnt Ihr mich
zu noch viel größern Dingen bringen, wenn sie nur halbwege
vernünftig sind.
Schaal.
Nein, versteht mich recht, versteht mich recht, mein trautster
Vetter: was ich tue, ist nur Euch zu Gefallen, Vetter; könnt
Ihr das Mädchen lieben?
Schmächtig.
Ich will sie heiraten, Sir, wenn Ihr's verlangt, und wenn
sich dann auch anfänglich keine große Liebe einfindet,
so wird der Himmel sie schon bei näherer Bekanntschaft diminuieren
lassen, wenn wir erst Mann und Frau sind und mehr Gelegenheit
haben, uns einander kennenzulernen. Ich hoffe, mit der Vertraulichkeit
wird sich auch die Geringschätzung einstellen. Wenn Ihr mir
aber sagt, heirate sie, so heirate ich sie; dazu bin ich
völlig dissolviert und ganz dissolut.
Evans.
Tas ischt kanz überkelegte Antwort, pis auf ten Schnitzer
im Peiwort tissolut; das Peiwort heißt nach unserm
Petünke: resolut; allein tie Meinung ischt kuth.
Schaal.
Freilich, ich denke, der Vetter meint es gut.
Schmächtig.
Ja wahrhaftig, sonst wollte ich mich ebensogern hängen
lassen.
Anne Page kommt wieder.
Schaal.
Da kommt die schöne Jungfer Anne; ich wollt, ich wäre
noch jung, um Euretwillen, Jungfer Anne! -
Anne.
Das Essen steht auf dem Tisch; mein Vater bittet um Euer Gestrengen
Gesellschaft.
Schaal.
Ich werde ihm aufwarten, schöne Jungfer Anne!
Evans.
Kott heiliges Kepot! Ich darf nicht auspleipen, wann's zum
Kratias keht.
(Schaal und Evans gehn hinein.)
Anne.
Wollen Euer Gestrengen nicht hineinkommen?
Schmächtig.
Nein, ich bedanke mich recht schönstens, mein Seel, ich
bin sehr wohl so.
Anne.
Das Essen wartet auf Euch, Junker.
Schmächtig.
Ich bin nicht hungrig, ich bedanke mich meiner Seel. Geh,
Kerl, obgleich du eigentlich mein Bedienter bist, geh und warte
meinem Vetter Schaal auf. (Simpel geht ab.) Ein Friedensrichter
kann schon einmal seinem Freunde Dank wissen für einen Bedienten.
- Ich halte jetzt nur drei Kerls und einen Jungen, bis meine Mutter
tot sein wird; aber was tut's? ich lebe doch wie ein armer geborner
Edelmann.
Anne.
Ich darf nicht ohne Euer Gestrengen hineinkommen, sie werden
sich nicht setzen, bis Ihr kommt.
Schmächtig.
Meiner Treu, ich esse doch nichts; ich dank Euch ebenso, als
hätt ich's genossen.
Anne.
Bitt Euch, Junker, spaziert doch hinein.
Schmächtig.
Ich spaziere lieber hier draußen, ich danke Euch; ich
ward neulich am Schienbein getroffen, als ich mit dem Oberfechtmeister
auf Degen und Dolch rapierte, drei Gänge um eine Schüssel
geschmorte Pflaumen, und auf Ehre, ich kann seitdem den Geruch
von warmem Essen nicht ausstehen. Warum bellen Eure Hunde so?
Sind Bären in der Stadt?
Anne.
Ich glaube ja, Sir; ich hörte davon reden.
Schmächtig.
Die Bärenhetze ist mein Leibspaß; aber ich gerate
so schnell darüber in Händel, als jemand in England.
Ihr fürchtet Euch wohl vor dem Bären, wenn Ihr ihn los
seht? nicht wahr?
Anne.
Ja freilich, Junker.
Schmächtig.
Das ist nun Essen und Trinken für mich, seht Ihr, den
Sackerson habe ich wohl zwanzigmal los gesehn, und habe ihn bei
der Kette angefaßt; aber das muß wahr sein, die Weiber
haben so gequiekt und geschrien, daß es eine Art hatte;
aber die Weiber können sie überhaupt nicht ausstehn;
es sind recht garstige rauhe Dinger.
Page kommst wieder.
Page.
Kommt, lieber Junker Schmächtig, wir warten auf Euch.
Schmächtig.
Ich mag nicht essen, ich dank Euch, Herr.
Page.
Ei was tausend, Ihr müßt; kommt, Junker.
Schmächtig.
Nun, so bitt ich Euch, geht voran.
Page.
Nur zu, Junker.
Schmächtig.
Jungfer Anne, Ihr müßt vorangehn.
Anne.
Nicht doch, Junker, ich bitte Euch, geht nur.
Schmächtig.
Gewiß und wahrhaftig, ich will nicht vorangehn, nein,
wahrhaftig, ich will Euch nicht so zu nah tun.
Page.
Ich bitte sehr!
Schmächtig.
So will ich denn lieber unhöflich als beschwerlich sein;
Ihr tut Euch selbst zu nah, wahrhaftig! -
(Sie gehn hinein.)
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