Dritte Scene.
Des Herzogs von York Palast.
York und seine Herzogin treten auf.
Herzogin.
Milord, ihr wolltet fortfahren, mir den Einzug unsrer beyden Vettern
in London zu erzählen, als ihr durch Thränen genöthigt
wurdet, eure Geschichte zu unterbrechen.
York.
Wo blieb ich stehen?
Herzogin.
Bey dem kläglichen Absaz, Milord, da ruchlose unmenschliche
Hände aus einem Fenster Staub und Auskehricht auf König
Richard herunter schütteten.
York.
Der Herzog, der grosse Bolingbroke, von einem heissen feurigen
Hengst getragen, der, als ob er seinen emporstrebenden Reuter
kenne, mit langsamem aber stolzem Schritt dahergieng, sezte also,
wie ich sagte, seinen Zug fort, indem alle Zungen ihm entgegenriefen:
Gott erhalte dich, Bolingbroke! Unzähliche weitoffne Augen
schossen ihre verlangende Blike nach ihm, und das Zujauchzen war
so groß, daß ihr gedacht hättet, die Mauren selbst
mit den Bildern womit sie übermahlt sind, hätten auf
einmal zu ruffen angefangen: Gott erhalte dich, willkommen, Bolingbroke!
Indeß daß er, sich immer von einer Seite zur andern
drehend, mit entblößtem Haupt, und alle Augenblike
bis unter seines stolzen Rosses Kopf sich bükend, ihnen antwortete:
Ich danke euch, meine Mitbürger; und so zog er langsam die
Strasse durch.
Herzogin.
O Jammer! Armer Richard! Wie gieng es ihm indessen?
York.
Wie in einem Schauspiel die Augen der Leute, wenn ein beliebter
Schauspieler die Scene verläßt, sich unachtsam von
demjenigen wegwenden, der zunächst auftritt, in der Einbildung,
daß sie nichts als ein langweiliges Gewäsche von ihm
zu erwarten haben; eben so, oder noch verächtlicher, runzelte
sich jede Stirne, da Richard kam; niemand rief. Gott erhalte ihn!
Keine erfreute Zunge hieß ihn in seiner Hauptstadt willkommen;
sondern Staub wurde auf sein geheiligtes Haupt geschüttet,
den er mit einem so sanftmüthigen Schmerz und mit einem Gesicht,
worinn Thränen und Lächeln, auf eine so herzrührende
Art kämpften, von sich abschüttelte, daß, hätte
nicht Gott, aus irgend einer furchtbaren Ursache, die Herzen der
Menschen verhärtet, sie nothwendig hätten schmelzen,
und Barbarey selbst ihn hätte beweinen müssen. (Aber
der Himmel hat seine Hand in diesen Begebenheiten, und in seinen
hohen Willen müssen wir den unsrigen ergeben. Wir sind nun
Bolingbroks Unterthanen, und ihm hab' ich nun auf ewig meine Treue
angelobt.)
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