Zurück zur Startseite Zurück zur Homepage
Zurück zur Startseite
Shakespeares Biographie
Alle Dramen
Schülerwissen
Die Sonette
Verfilmungen
Fragen & Antworten
Shakespeare in Englisch
Elizabethanisches Zeitalter
Shakespeare im Internet
Gästebuch
Impressum



    

Zweyte Scene.

Verwandelt sich in eine Küste von Wales.

Trummeln und Trompeten.
König Richard, Aumerle, der Bischoff von Carlisle, und Soldaten treten auf.

König Richard.
Barkloughly-Castle nennt ihr jenes dort?

Aumerle.
Ja, Gnädigster Herr; wie findet Eure Majestät die Landluft, nach den Beschwerlichkeiten der See?

König Richard.
Sie muß mir wol angenehm seyn - - Freuden-Thränen erfüllen meine Augen, da ich noch einmal wieder den Boden meines Königreichs betrete. Theure Erde, ich umarme dich, obgleich Aufrührer dich mit den Hufen ihrer Pferde verwunden. Wie eine lang von ihrem Kinde getrennte Mutter, beym Wiedersehn lächelnd in zärtliche Thränen zerfließt, so grüß' ich dich, zugleich weinend und lächelnd, meine Erde, und drüke dich an meine Königliche Brust. O, nähre nicht deines Königs Feind, holde Erde, und labe nicht mit deinen Erquikungen seinen raubgierigen Muth: Sende die Schlangen, die deinen Gift in sich saugen, und schwellende Kröten in ihren Weg, ihre verräthrischen Füsse zu verwunden, die mit gewaltthätigen Tritten dich stampfen; und wenn sie eine Blume von deinem Busen pflüken wollen, so bewaffne sie, ich bitte dich, mit einer laurenden Natter, deren zweygespizte Zunge den Tod in die Adern der Feinde deines Herrn sprize. Spottet nicht, Milords, daß ich leblose Dinge beschwöre; diese Erde wird ein Gefühl haben, und diese Steine werden zu bewaffneten Kriegern werden, eh ihr gebohrner König unter den Waffen schändlicher Empörer fallen soll.

Bischoff.
Fürchtet euch nicht, Gnädigster Herr; diese Gewalt, die euch zum Könige schuf, hat Macht genug, euch troz aller Welt als König zu erhalten. Aber wir müssen die Mittel ergreiffen, die uns der Himmel anbietet.

Aumerle.
Seine Meynung ist, daß wir zu schläfrig sind, Gnädigster Herr, und dem Bolingbroke Zeit lassen, durch unsre Sicherheit immer stärker zu werden.

König Richard.
Untröstlicher Vetter, weißst du nicht, daß wenn das forschende Auge des Himmels hinter unsrer Halbkugel verborgen ist und der Unterwelt leuchtet, daß dann Diebe und Mörder ungesehn herumschleichen und Räubereyen und blutige Gewalt verüben; aber sobald die wiederkehrende Sonne die stolzen Gipfel der östlichen Hügel glühen macht, und ihr Licht durch jede verbrecherische Gruft blizt, daß dann Mord und Verrath und jede schändliche Sünde, aus der Finsterniß schwarzem Mantel hervorgezogen, bloß und nakend da stehn, und über sich selbst erzittern? So, wenn dieser Räuber, dieser verräthrische Bolingbroke, der während dieser ganzen Nacht, da wir unsern Lauf bey den Antipoden vollbrachten, ungestört herumschwärmte, uns unsern Thron im Osten besteigen sehen wird, werden seine Verräthereyen, in seinem schaamglühenden Angesicht enthüllt, den Tag nicht ertragen können, der sie vor ihrer eignen grauenvollen Gestalt erzittern machen wird. Alle Wasser der ungestümen See sind nicht fähig, das geheiligte Oel von einem gesalbten Könige wegzuwaschen; und der Athem sterblicher Menschen kan denjenigen nicht entsezen, den der Herr zu seinem Statthalter ernannt hat. Für einen jeden Mann, den Bolingbroke aufgetrieben hat, sein Schwerdt gegen unsre Crone zu ziehen, hat der Himmel für seinen Richard einen glorreichen Engel in himmlischem Sold, und wo Engel fechten, da müssen schwache Menschen fallen. - -

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

 

 

© 1997 - 2004 Andriz. Keine Vervielfältigung ohne erfolgte Genehmigung von Andriz oder den jeweiligen Autoren.