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DRITTER AKT

ERSTE SZENE

Fores, Saal im Schlosse


Banquo tritt auf.

BANQUO
Du hasts nun, König, Cawdor, Glamis, alles,
Wie's angezeigt die Zauberfraun - ich fürchte,
Du spieltest schändlich drum. Doch ward gesagt,
Es solle nicht bei deinem Stamme bleiben;
Ich aber sollte Wurzel sein und Vater
Von vielen Köngen. Kommt von ihnen Wahrheit,
Wie, Macbeth, ihre Wort an dich bestätgen,
Warum, bei der Erfüllung, die dir ward,
Solln sie nicht mein Orakel gleichfalls sein
Und meine Hoffnung kräftgen? Still, nichts weiter.
Trompeten, es treten auf Macbeth als König und Lady Macbeth als Königin; Lenox, Rosse, Lords, Ladies und Gefolge.

MACBETH
Hier unser höchster Gast.

LADY MACBETH
                           Ward er vergessen,
Wars wie ein Riß in unserm großen Fest
Und alles ungeziemend.

MACBETH
                        Herr, wir halten
Ein feierliches Mahl heut abend, und
Ich bitt um Eure Gegenwart.

BANQUO
                              Eur Hoheit
Hat zu befehlen; unauflöslich bleibt
Für immer meine Pflicht an Euch gebunden.

MACBETH
Verreist Ihr noch den Nachmittag?

BANQUO
                                    Ja, Herr.

MACBETH
So hätten wir wohl Euren Rat gewünscht,
Der stets voll Einsicht und ersprießlich war,
Im Staatsrat heut; doch gönnt ihn morgen uns.
Geht Eure Reise weit?

BANQUO
                       So weit, mein König,
Daß sie die Zeit von jetzt bis Abend ausfüllt;
Hält nicht mein Pferd sich gut, so muß ich wohl
Noch von der Nacht 'ne dunkle Stunde borgen.

MACBETH
Fehlt nicht bei unserm Fest!

BANQUO
                              Mein Fürst, ich komme.

MACBETH
Wir hören, unsre blutgen Vettern weilen
In England und in Irland; nicht bekennend
Den grausen Vatermord, mit seltnen Märchen
Die Hörer täuschend. Doch das sei für morgen,
Da außerdem das Staatsgeschäft uns alle
Zusammenruft. Säumt länger nicht: lebt wohl,
Bis wir zu Nacht uns sehn. Geht Fleance mit Euch?

BANQUO
Ja, teurer Herr; die Zeit mahnt uns zur Eil.

MACBETH
Den Rossen wünsch ich schnellen, sichern Lauf;
Besteigt sie alsobald und reiset glücklich! -
Banquo geht ab.
Ein jeder sei nun Herr von seinen Stunden
Bis sieben Uhr; uns die Geselligkeit
Zu würzen, sind wir bis zum Abendessen
Mit uns allein. Bis dahin Gott befohlen!
[Alle gehen ab; Macbeth bleibt.] Lady Macbeth, Lords, Ladies und Gefolge ab.
Du da, ein Wort: sind jene Männer hier?
[Der Diener tritt ein.]

DIENER
Sie harren vor dem Schloßtor, mein Gebieter.

MACBETH
Führ sie Uns vor! -
Diener geht ab.
                          Das so zu sein, ist nichts,
Doch sicher so zu sein. - In Banquo wurzelt
Tief Unsre Furcht; in seinem Königssinn
Herrscht was, das will gefürchtet sein. Viel wagt er,
Und außer diesem unerschrocknen Geist
Hat Weisheit er, die Führerin des Muts,
Zum sichern Wirken. Außer ihm ist keiner,
Vor dem ich zittern muß; und unter ihm
Beugt sich mein Genius scheu, wie, so erzählt man,
Vor Cäsar Mark Anton. Er schalt die Schwestern
Gleich, als sie mir den Namen König gaben,
Und hieß sie zu ihm sprechen; dann prophetisch
Begrüßten sie ihn Vater vieler Könge.
Mein Haupt empfing die unfruchtbare Krone;
Das dürre Zepter reichten sie der Faust,
Daß eine fremde Hand es mir entwinde,
Kein Sohn von mir es erbe. Ist es so?
Hab ich für Banquos Stamm mein Herz befleckt,
Für sie erwürgt den gnadenreichen Duncan,
In meinen Friedensbecher Gift gegossen
Einzig für sie und mein unsterblich Kleinod
Dem Erzfeind aller Menschen preisgegeben,
Zu krönen sie, zu krönen Banquos Brut!
Eh das geschieht, komm, Schicksal, in die Schranken
Und fordre mich auf Tod und Leben! - Holla!
Der Diener kommt mit zwei Mördern.
Geh vor die Tür und warte, bis Wir rufen. -
Der Diener geht ab.
Wars gestern nicht, da wir einander sprachen?

ERSTER MÖRDER
So war es, Majestät.

MACBETH
                       Gut denn, habt ihr
Nun meinen Reden nachgedacht? So wißt,
Daß er es ehmals war, der euch so schwer
Gedrückt, was, wie ihr wähntet, ich getan,
Der völlig schuldlos. Dies bewies ich euch
In unsrer Unterredung, macht' euch klar,
Wie man euch hinterging und hemmte; nannt euch
Die Werkzeug auch und wer mit ihnen wirkte,
Und alles sonst, was selbst 'ner halben Seele
Und blödstem Sinne zurief: Das tat Banquo!

ERSTER MÖRDER
So habt Ihrs uns erklärt.

MACBETH
Ich tat es und ging weiter; deshalb nun
Hab ich euch wieder her beschieden. Fühlt ihr
Geduld vorherrschend so in eurem Wesen,
Daß ihr dies hingehn laßt? Seid ihr so fromm,
Zu beten für den guten Mann und sein
Geschlecht, des schwere Hand zum Grab euch beugte,
Zu Bettlern machte euch und eure Kinder?

ERSTER MÖRDER
Mein König, wir sind Männer.

MACBETH
Ja, im Verzeichnis lauft ihr mit als Männer,
Wie Jagd- und Windhund, Blendling, Wachtelhund,
Spitz, Pudel, Schäferhund und Wolfshund, alle
Der Name Hund benennt. Das Rangregister
Scheidet dann erst den schnellen, trägen, klugen,
Den Hausbewacher und den Jäger, jeden
Nach seiner Eigenschaft, die ihm Natur
Liebreich geschenkt, wodurch ihm wird besondre
Bezeichnung aus der Schar, die alle gleich
Benamt, und so ists mit dem Menschen auch.
Habt ihr nun einen Platz im Rangregister,
Und nicht den schlechtsten in der Mannheit, sprecht;
Und solches Werk vertrau ich eurem Busen,
Dessen Vollstreckung euren Feind entrafft,
Herzinnig fest an Unsre Lieb euch schmiedet;
Da Unser Wohlsein kränkelt, wenn er lebt,
Und nur in seinem Tod gesundet.

ZWEITER MÖRDER
                                 Herr,
Mit hartem Stoß und Schlag hat mich die Welt
So aufgereizt, daß michs nicht kümmert, was
Der Welt zum Trotz ich tu.

ERSTER MÖRDER
                             Und ich bin einer,
So matt von Elend, so zerzaust vom Unglück,
Daß ich mein Leben setz auf jeden Wurf,
Es zu verbessern oder loszuwerden.

MACBETH
Ihr wißt es beide, Banquo war eur Feind.

[ZWEITER] BEIDE MÖRDER
Gewiß, mein Fürst.

MACBETH
                     So ist er meiner auch,
Und in so blutger Näh, daß jeder Pulsschlag
Von ihm nach meinem Herzensleben zielt.
Und wenngleich meine Macht mit offnem Antlitz
Ihn löschen könnt aus meinem Blick und frei
Mein Wort die Tat gestehn; doch darf ichs nicht,
Um manchen, der mir Freund ist so wie ihm,
Des Lieb ich nicht kann missen; seinen Fall
Muß ich beklagen, den ich selbst erschlug;
Und darum sprech ich euch um Beistand an,
Dem Pöbelauge das Geschäft verlarvend
Aus manchen wichtgen Gründen.

ZWEITER MÖRDER
                               Wir vollziehn,
Was Ihr befehlt.

ERSTER MÖRDER
                  Wenn unser Leben auch -

MACBETH
Aus euren Augen leuchtet euer Mut.
In dieser Stunde spätstens meld ich euch,
Wo ihr euch stellt, bericht euch aufs genauste
Den Augenblick; denn heut nacht muß es sein,
Und etwas ab vom Schloß - stets dran gedacht,
Daß ich muß rein erscheinen! Und mit ihm,
Um nichts nur halb und obenhin zu tun,
Muß Fleance, sein Sohn, der ihm Gesellschaft leistet,
Des Wegsein mir nicht minder wichtig ist
Als seines Vaters, das Geschick mit ihm
Der dunkeln Stunde teilen.
Entschließt euch nun für euch; gleich komm ich wieder.

[ZWEITER] BEIDE MÖRDER
Wir sind entschlossen, Herr.

MACBETH
                              So ruf ich euch
Alsbald; verweilt da drin!
Die Mörder ab.
                            Es ist entschieden.
Denkst, Banquo, du den Himmel zu gewinnen,
Muß deine Seel heut nacht den Flug beginnen.
Alle ab.




ZWEITE SZENE

Daselbst, ein anderes Zimmer


Lady Macbeth tritt auf mit einem Diener.

LADY MACBETH
Ist Banquo fort vom Hof?

DIENER
Ja, Herrin, doch er kommt zurück heut abend.

LADY MACBETH
Dem König meld, ich lasse ihn ersuchen
Um wenge Augenblicke.

DIENER
                       Ich gehorche.
Er geht ab.

LADY MACBETH
Nichts ist gewonnen, alles ist dahin,
Stehn wir am Ziel mit unzufriednem Sinn:
Viel sichrer, das zu sein, was wir zerstört,
Als daß Zerstörung schwankend Glück gewährt.
Macbeth tritt auf.
Nun, teurer Freund, was bist du so allein
Und wählst nur trübe Bilder zu Gefährten?
Gedanken hegend, die doch tot sein sollten,
Wie jen', an die sie denken. Was unheilbar,
Vergessen sei's! Geschehn ist, was geschehn.

MACBETH
Verwundet ward die Schlange, nicht getötet;
Sie heilt und bleibt dieselb, indes ihr Zahn
Wie sonst gefährdet unsre arme Bosheit.
Doch ehe soll der Dinge Bau zertrümmern,
Die beiden Welten schaudern, eh wir länger
In Angst verzehren unser Mahl und schlafen
In der Bedrängnis solcher grausen Träume,
Die uns allnächtlich schütteln. Lieber bei
Dem Toten sein, den, Frieden uns zu schaffen,
Zum Frieden wir gesandt, als auf der Folter
Der Seel in ruheloser Qual zu zucken.
Duncan ging in sein Grab,
Sanft schläft er nach des Lebens Fieberschauern.
Sein Ärgstes tat Verrat: nicht Gift noch Dolch,
Einheimsche Bosheit, fremder Anfall, nichts
Kann ferner ihn berühren.

LADY MACBETH
                           O laß gut sein,
Mein liebster Mann, nun glätte deine Miene,
Sei froh und munter heut mit deinen Gästen!

MACBETH
Das will ich, Liebe, und sei's bitte auch!
Vor allem wend auf Banquo deine Sorgfalt
Und schenk ihm Auszeichnung mit Wort und Blick.
Unsicher noch sind wir genötigt, so
Zu baden unsre Würd in Schmeichelströmen;
Daß unser Antlitz Larve wird des Herzens,
Verbergend, was es ist.

LADY MACBETH
                         Du mußt das lassen!

MACBETH
Oh, von Skorpionen voll ist mein Gemüt!
Du weißt, Geliebte, Banquo lebt und Fleance.

LADY MACBETH
Doch gilt nicht ewig ihres Lebens Lehnsbrief.

MACBETH
Ja, das ist Trost: man kann noch an sie kommen;
Drum sei du fröhlich! Eh die Fledermaus
Geendet ihren klösterlichen Flug,
Eh, auf den Ruf der dunkeln Hekate,
Der hornbeschwingte Käfer, schläfrig summend,
Die nächtge Schlummerglocke hat geläutet,
Ist eine Tat geschehn furchtbarer Art.

LADY MACBETH
Was hast du vor?

MACBETH
Unschuldig bleibe, Kind, und wisse nichts,
Bis du der Tat kannst Beifall rufen. Komm
Mit deiner dunklen Binde, Nacht, verschließe
Des mitleidvollen Tages zartes Auge,
Streich durch mit unsichtbarer, blutger Hand
Und reiß in Stücke jenen großen Lehnsbrief,
Der meine Wangen bleicht! - Das Licht wird trübe,
Die Kräh erhebt den Flug zum dunstigen Wald;
Zum Schlaf duckt sich des Tages gute Welt,
Indes schwarz Nachtzeug seine Beut anfällt.
Du staunst mich an? Still! - Sündentsproßne Werke
Erlangen nur durch Sünden Kraft und Stärke.
So bitte, geh mit mir!
Sie gehn ab.




DRITTE SZENE

Daselbst, ein Park oder Rasen mit einem Tor, das zum [beim] Schloß führt


Drei Mörder treten auf.

ERSTER MÖRDER
Wer aber hieß dich zu uns stoßen?

DRITTER MÖRDER
                                   Macbeth.

ZWEITER MÖRDER
Man braucht ihm nicht zu mißtraun; denn er kennt
Unser Geschäft, das man uns aufgetragen,
Und weiß genau Bescheid.

ERSTER MÖRDER
                           So bleib bei uns.
Der West glimmt noch von schwachen Tagesstreifen,
Der Reiter spornt nun eilger durch die Dämmrung,
Zur Schenke noch zu kommen, und schon naht
Der, den wir hier erwarten.

DRITTER MÖRDER
                             Pferde! - Horcht!

BANQUO
hinter der Szene.
Heda, bringt Licht!

ZWEITER MÖRDER
                     Er muß es sein; die andern,
Die noch erwartet wurden, sind schon alle
Im Schloß.

ERSTER MÖRDER
            Die Pferde machen einen Umweg.

DRITTER MÖRDER
Fast eine Meile; und er geht gewöhnlich,
Wie jeder tut, von hier bis an das Schloßtor
Zu Fuß.
[Banquo und Fleance treten auf, ein Diener mit einer Fackel voran.]

ZWEITER MÖRDER
         Ein Licht!

DRITTER MÖRDER
                     Er ist es.

ERSTER MÖRDER
                                 Macht euch dran!
Banquo und Fleance treten mit einer Fackel auf.

BANQUO
's kommt Regen noch zu Nacht.

ERSTER MÖRDER
                               So mag er fallen!
Ersticht Banquo.

BANQUO
Weh mir! Verrat! Flieh, guter Fleance, flieh, flieh!
Du kannst mein Rächer sein. - O Schurke!
Banquo stirbt. Fleance entkommt [und der Diener fliehn].

DRITTER MÖRDER
Wer schlug das Licht aus?

ERSTER MÖRDER
                           Wars nicht wohl getan?

DRITTER MÖRDER
Nur einer liegt; der Sohn entfloh.

ZWEITER MÖRDER
                                    So ist
Die beste Hälfte unsrer Müh verloren.

ERSTER MÖRDER
Gut, gehn wir denn und melden, was getan.
Sie gehn ab.




VIERTE SZENE

Daselbst. Prunksaal im Schloß, gedeckte Tafel


Es treten auf Macbeth, Lady Macbeth, Rosse, Lenox, Lords, Gefolge.

MACBETH
Ihr kennt selbst euren Rang: nehmt Platz! Willkommen
Seid ein für allemal!

LORDS
                            Dank Euer Hoheit!

MACBETH
Wir wollen Uns in die Gesellschaft mischen
Als aufmerksamer Wirt. Die Wirtin nahm
Schon ihren Sitz; doch mit Vergünstigung
Ersuchen Wir um ihren Gruß und Willkomm.

LADY MACBETH
Sprich ihn für mich zu allen unsern Freunden;
Denn herzlich heiß ich alle sie willkommen.
[Der erste Mörder tritt zur Seitentür ein.]

MACBETH
Sieh, ihres Herzens Dank kommt dir entgegen.
Gleich voll sind beide Seiten. Hier will ich
Mich in die Mitte setzen.
Der erste Mörder tritt zur Tür ein.
                           Ungehemmt
Sei nun die Lust; gleich soll der Becher kreisen. -
[Geht zur Tür.]
Auf deiner Stirn ist Blut.

MÖRDER
                             So ist es Banquos.

MACBETH
Viel besser draußen an dir, als in ihm drinnen!
So ist er abgetan?

MÖRDER
                    Herr, seine Kehle
Ist durchgeschnitten. Das tat ich für ihn.

MACBETH
Du bist der beste Kehlabschneider; doch
Auch der ist gut, der das für Fleance getan;
Warst du's, so hast du deinesgleichen nicht.

MÖRDER
Mein königlicher Herr, Fleance ist entwischt.

MACBETH
So bin ich wieder krank; sonst wär gesund ich
Und stark wie Marmor, fest wie Fels gegründet,
Weit, allgemein, wie Luft und Windeshauch;
Doch jetzt bin ich umschränkt, gepfercht, umpfählt,
Geklemmt von niederträchtger Furcht und Zweifeln.
Doch Banquo ist uns sicher?

MÖRDER
Ja, teurer Herr, im Graben liegt er sicher:
In seinem Kopfe zwanzig tiefe Wunden,
Die kleinst ein Lebenstod.

MACBETH
                            Nun, Dank! Da liegt
Die ausgewachsne Schlange; das entflohne
Gewürm ist giftig einst, nach seiner Art;
Doch zahnlos jetzt. - Nun mach dich fort; auf morgen
Vernehm ich mehr.
Mörder geht ab.

LADY MACBETH
                   Mein königlicher Herr,
Ihr seid kein heitrer Wirt. Das Fest ist feil,
Wird nicht das Mahl durch Freundlichkeit gewürzt,
Durch Willkomm erst geschenkt. Man speist am besten
Daheim; doch auswärts macht die Höflichkeit
Den Wohlgeschmack der Speisen; nüchtern wäre
Gesellschaft sonst.

MACBETH
                     Du holde Mahnerin! -
Nun, auf die Eßlust folg ein gut Verdauen,
Gesundheit beiden!

LENOX
Gefällt es Eurer Hoheit, sich zu setzen?
Banquos Geist kommt und setzt sich auf Macbeths Platz.

MACBETH
Beisammen wär uns hier des Landes Adel,
Wenn unser Freund nicht, unser Banquo, fehlte;
Doch möcht ich lieber ihn unfreundlich schelten,
Als eines Unfalls wegen ihn bedauern.

LENOX
Da er nicht kommt, verletzt er sein Versprechen.
Gefällts Eur Majestät, uns zu beglücken,
Indem Ihr Platz in unsrer Mitte nehmt?

MACBETH
Die Tafel ist voll.

LENOX
                     Hier ist ein Platz noch.

MACBETH
                                                Wo?

LENOX
Hier, teurer König. Was erschreckt Eur Hoheit?

MACBETH
Wer von euch tat das?

LORDS
                       Was, mein guter Herr?

MACBETH
Du kannst nicht sagen, daß ichs tat! O schüttle
Nicht deine blutgen Locken gegen mich!

ROSSE
Steht auf, Ihr Herrn, dem König ist nicht wohl.

LADY MACBETH
Bleibt sitzen, Herrn, der König ist oft so
Und wars von Jugend an - o steht nicht auf!
Schnell geht vorbei der Anfall, augenblicks
Ist er dann wohl. Beachtet Ihr ihn viel,
So reizt Ihr ihn, und länger währt das Übel.
Eßt, seht ihn gar nicht an. - Bist du ein Mann?

MACBETH
Ja, und ein kühner, der das wagt zu schauen,
Wovor der Teufel blaß wird.

LADY MACBETH
                                   Schönes Zeug!
Das sind die wahren Bilder deiner Furcht;
Das ist der luftge Dolch, der, wie du sagtest,
Zu Duncan dich geführt! - Ha, dieses Zucken,
Dies Starrn, Nachäffung wahren Schrecks, sie paßten
Zu einem Weibermärchen am Kamin,
Bestätigt von Großmütterchen. - O schäm dich!
Was machst du für Gesichter, denn am Ende
Schaust du nur auf 'nen Stuhl.

MACBETH
Ich bitt dich, sieh, blick auf, schau an! - Was sagst du?
Ha, meinethalb! Wenn du kannst nicken, sprich auch!
Wenn Grab und Beingewölb uns wiederschickt,
Die wir begruben, sei der Schlund der Geier
Uns Totengruft!
Der Geist geht fort.

LADY MACBETH
                 Was! Ganz entmannt von Torheit!

MACBETH
So wahr ich leb, ich sah ihn!

LADY MACBETH
                              O der Schmach!

MACBETH
Blut ward auch sonst vergossen, schon vor alters,
Eh menschlich Recht den frommen Staat verklärte,
Ja, auch seitdem geschah so mancher Mord,
Zu schrecklich für das Ohr: da wars doch so,
Daß, war das Hirn heraus, der Mann auch starb,
Und damit gut. Doch heute stehn sie auf,
Mit zwanzig Todeswunden an den Köpfen,
Und stoßen uns von unsern Stühlen: Das
Ist wohl seltsamer noch als solch ein Mord.

LADY MACBETH
Mein König, Ihr entzieht Euch Euren Freunden.

MACBETH
Ha, ich vergaß!
Staunt über mich nicht, meine würdgen Freunde;
Ich hab ein seltsam Übel, das nichts ist
Für jene, die mich kennen. Allen Wohlsein
Und Lieb! Ich will mich setzen. Wein! Füllt voll!
[Der Geist kommt.]
So trink ich auf das Wohl der ganzen Tafel,
Und Banquos, unsers Freunds, den wir vermissen.
Wär er doch hier! Sein Wohlergehen wie aller
Trink ich: Ihm, Euch!

LORDS
                       Wir danken pflichtergeben.
Der Geist erscheint wieder.

MACBETH
Aus meinen Augen! - Weg! - Die Erd verberg dich!
Marklos ist dein Gebein, dein Blut ist kalt,
Du hast kein Anschaun mehr in diesen Augen,
Mit denen du so stierst.

LADY MACBETH
                          Nehmt dies, Ihr Herrn,
Als was Alltägliches, nichts weiter ists;
Nur daß es uns des Abends Lust verdirbt.

MACBETH
Was einer wagt, wag ich!
Komm du mir nah als zottger russischer Bär,
Geharnischt Nashorn, Tiger aus Hyrkanien,
Nimm jegliche Gestalt, nur diese nicht -
Nie werden meine festen Nerven beben.
Oder sei lebend wieder, fordre mich
In eine Wüst aufs Schwert; verkriech ich mich
Dann zitternd, ruf mich aus als Dirnenpuppe!
Hinweg, gräßlicher Schatten,
Unkörperliches Blendwerk, fort!
Geist entweicht.
                                 Ha, so!
Du nicht mehr da, nun bin ich wieder Mann. -
Ich bitte, steht nicht auf!

LADY MACBETH
                             Ihr habt die Lust
Verscheucht und die Geselligkeit gestört
Durch höchst fremdartge Grillen.

MACBETH
                                  Kann solch Wesen
An uns vorüberziehn wie Sommerwolken,
Ohn unser mächtig Staunen? Ihr entfremdet
Mich meinem eignen Selbst, bedenk ich jetzt,
Daß ihr anschaut Gesichte solcher Art,
Und doch die Röte eurer Wangen bleibt,
Wenn Schreck die meinen bleicht.

ROSSE
                                   Was für Gesichte?

LADY MACBETH
Ich bitt Euch, sprecht nicht; er wird schlimm und schlimmer;
Fragen bringt ihn in Wut. Gut Nacht mit eins!
Beim Weggehn haltet nicht auf Euern Rang,
Geht all zugleich!

LENOX
                    Wir wünschen Eurer Hoheit
Gut Nacht und beßres Wohl.

LADY MACBETH
                            Gut Nacht Euch allen!
Alle Lords nebst Gefolge gehn ab.

MACBETH
Es fordert Blut, sagt man; Blut fordert Blut.
Man sah, daß Fels sich regt' und Bäume sprachen,
Auguren haben durch Geheimnis-Deutung
Von Elstern, Krähn und Dohlen ausgefunden
Den tief verborgnen Mörder. - Wie weit ist die Nacht?

LADY MACBETH
Im Kampf fast mit dem Tag, ob Nacht, ob Tag.

MACBETH
Was sagst du, daß Macduff zu kommen weigert
Auf unsre Ladung?

LADY MACBETH
                   Sandtest du nach ihm?

MACBETH
Ich hörts von ungefähr; doch will ich senden.
Kein einzger, in des Haus mir nicht bezahlt
Ein Diener lebte. Morgen will ich hin
Und in der Frühe zu den Zauberschwestern;
Sie sollen mehr mir sagen, denn gespannt
Bin ich, das Schlimmst auf schlimmstem Weg zu wissen.
Zu meinem Vorteil muß sich alles fügen;
Ich bin einmal so tief in Blut gestiegen,
Daß, wollt ich nun im Waten stillestehn,
Rückkehr so schwierig war als durchzugehn.
Seltsames glüht im Kopf, es will zur Hand
Und muß getan sein, eh noch recht erkannt.

LADY MACBETH
Dir fehlt die Würze aller Wesen, Schlaf.

MACBETH
Zu Bett! - Daß selbstgeschaffnes Graun mich quält,
Ist Furcht des Neulings, dem die Übung fehlt.
Wahrlich, wir sind zu jung nur.
Sie gehen ab.

FÜNFTE SZENE

Die Heide, Donner


Hekate kommt, die drei Hexen ihr entgegen.

ERSTE HEXE
Was gibt es, Hekate, warum so zornig?

HEKATE
Ihr garstgen Vetteln, hab ich denn nicht recht?
Da ihr euch, dreist und unverschämt, erfrecht

Und treibt mit Macbeth euren Spuk,
In Rätselkram, in Mord und Trug?
Und ich, die Meistrin eurer Kraft,
Die alles Unheil wirkt und schafft,
Mich bat man nicht um meine Gunst,
Zu Ehr und Vorteil unsrer Kunst?
Und, schlimmer noch: was ihr getan,
Nützt nur dem eigensinnigen Mann,
Voll Tück und Grimm. Wie alle Welt
Ers nur mit sich, mit euch nicht hält.
Das bessert nun! Macht euch davon,
Und an dem Pfuhl des Acheron
Trefft morgen früh mich! Er kommt hin,
Zu hören seines Schicksals Sinn.
Mit Hexenspuk und Sprüchen seid
Und jedem Zauberkram bereit.
Ich muß zur Luft hinauf; die Nacht
Wird auf ein Unheilswerk verbracht;
Groß Werk vor Mittag werden soll.
Ein Tropfen, giftger Dünste voll,
An einem Horn des Mondes blinkt,
Den fang ich, eh er niedersinkt;
Der, destilliert mit Zauberflüchen,
Ruft Geister, die mit listgen Sprüchen
Ihn mächtig täuschen, daß Betörung
Ihn treibt zu eigener Zerstörung.
Schicksal und Tod soll er verachten,
Nicht kennen Furcht, nach Gnad nicht trachten.
Ihr wißt es ja, daß Sicherheit
Des Menschen Erbfeind jederzeit.

Musik hinter der Szene. Gesang: »Komm hinfort, komm hinfort« etc.
[Fort jetzt] Hört zu! Dort sitzt mein kleiner Geist, o schaut,
In einer dunkeln Wolk und ruft mich laut.

[Gesang hinter der Szene:

Komm herbei, komm herbei!
[Hekate, o komm herbei!

HEKATE

Ich komm, ich komm, ich komme!
So schnell ich immer kann!
So schnell ich immer kann!

Ab.

ERSTE HEXE
Fort, laßt uns eilen; bald kommt sie zurück.
Ab.




SECHSTE SZENE

Fores, im Schloß


Lenox und ein Lord treten auf.

LENOX
Mein Wort berührt nur leicht, was Ihr gedacht;
Sinnt ferner drüber nach. Ich sage nur,
Seltsam gings zu: der gnadenreiche Duncan
Ward von Macbeth beklagt. Nun, er war tot!
Der wackre Banquo ging zu spät noch aus.
Wollt Ihr, so könnt Ihr sagen: Fleance erschlug ihn,
Denn Fleance entfloh. Man muß so spät nicht ausgehn.
Wer kann wohl anders, als es schändlich finden,
Daß Donalbain und Malcolm töteten
Den gnadenreichen Vater? Höllsche Untat!
Wie grämte Macbeth sich! Erschlug er nicht
In frommer Wut die beiden Täter gleich,
Die weinbetäubt und schlaf versunken waren?
Wars edel nicht getan? Ja, klüglich auch;
Denn jedes Menschen Seel hätt es empört,
Ihr Leugnen anzuhören. Also sag ich,
Alles verfügt' er wohl. So denk ich auch,
Hätt Duncans Söhn er hinter Schloß und Riegel
- Was, mit des Himmels Hülfe, nie geschehn soll -,
Sie würden fühlen, was es sagen will,
Den Vater zu ermorden; so auch Fleance.
Doch still, für dreiste Wort, und weil er ausblieb
Beim Feste des Tyrannen, fiel Macduff
In Ungunst, wie ich hör. Wißt Ihr, wo Malcolm
Sich aufhält?

LORD
               Duncans Sohn, durch den Tyrannen
Beraubt des Erbrechts, lebt an Englands Hof,
Wo ihn der fromme Eduard aufgenommen,
So huldreich, daß des Glückes Bosheit nichts
Ihm raubt an Achtung. Dorthin will Macduff,
Des heilgen Königs Hülfe zu erbitten,
Daß er Northumberland und Siward sende,
Damit durch ihren Beistand, nächst dem Schutz
Des Himmels, wir von neuem schaffen mögen
Den Tafeln Speis und unsern Nächten Schlaf,
Fest und Bankett befrein von blutgen Messern,
Mit Treuen huldgen, freie Ehr empfangen,
Was alles uns jetzt fehlt; und diese Nachricht
Hat so den König aufgeregt, daß er
Zum Kriege rüstet.

LENOX
                     Sandte er zu Macduff?

LORD
Ja; doch mit einem kurzen »Herr, nicht ich«
Schickt er den finstern Boten heim; der murmelt,
Als wollt er sagen: Ihr bereut die Stunde,
Die mich beschwert mit dieser Antwort.

LENOX
                                        Dien ihm
Als Warnung das, so fern zu bleiben, wie
Ihm seine Weisheit rät. Ein heilger Engel
Flieg zu dem Hof von England und verkünde
Die Botschaft, eh er kommt, daß Segen schnell
Dies Land erfreue, von verfluchter Hand
So hart gedrückt!

LORD
                   Auch mein Gebet sei mit ihm!
Sie gehn ab.



Dritter Aufzug

 

 

 

 

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