Vierte Scene.
Man blaßt zum Angriff; beyde Armeen werden handgemein,
Gefecht; endlich tritt der Herold von Frankreich mit Trompeten
vor das Stadt-Thor.
Französischer Herold.
Ihr Männer von Angiers, öffnet eure Thore weit, und
laßt den jungen Arthur, Herzog von Bretagne, ein, der durch
Frankreichs Hand an diesem Tag manchen Englischen Müttern
Stoff zu Thränen gegeben hat; ihre Söhne ligen auf dem
blutigen Grunde verzettelt, und mancher Wittwe Mann krümmt
sich im Staub, und umfaßt mit kalten Armen die blutgefärbte
Erde; indeß daß der wohlfeil-erkaufte Sieg um die
tanzenden Paniere der Franzosen scherzt, die in triumphierender
Unordnung bey der Hand sind, als Sieger einzuziehen, und Arthur
von Bretagne zu Englands und euerm König auszuruffen.
Ein Englischer Herold tritt mit Trompeten auf.
Englischer Herold.
Freuet euch, ihr Männer von Angiers, läutet eure Gloken;
König Johann, euer und Englands König, ist im Anzug,
als Meister von diesem heissen blutigen Tage. Die Rüstungen
derer, die diesen Morgen in so hellem Silberglanz vor euch vorbeyzogen,
kehren alle in Französischem Blute vergüldet zurük;
nicht ein einziger Federbusch, der auf einem Englischen Helme
winkte, ist von einem Französischen Speer abgeschlagen worden;
unsre Fahnen kommen in den nemlichen Händen wieder, die sie
entfalteten als wir auszogen, und gleich einem lustigen Truppen
Jäger, kommen unsre frölichen Engländer, alle mit
bepurpurten Händen zurük, in dem Lebensblut ihrer sterbenden
Feinde gefärbt. Oeffnet eure Thore, und laßt die Sieger
einziehen.
Bürger.
Ihr Herolde, wir haben von unsern Thürmen euerm ganzen Gefecht,
vom Angriff bis zum Abzug zusehen können; unsre schärfsten
Augen haben keinen Vorzug oder Vortheil auf einen von beyden Partheyen
entdeken können; Blut hat Blut erkauft, und Streiche haben
Streichen geantwortet; Stärke, Muth, Dapferkeit und Glük
waren auf beyden Seiten gleich. So sind auch wir gegen beyde,
bis einer der Grösseste bleibt; so lange sie so im Gleichgewicht
stehen, halten wir unsre Stadt für keinen, sondern für
beyde.
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