Dritte Scene.
Philipp.
Meine Ehre steht nun auf einem bessern Fuß als zuvor, aber
mein Vermögen hat sich um manchen Fuß Landes verschlimmert.
Sey es dann; izt kan ich doch ein jedes Gretchen zu einer Lady
machen - - »Guten Tag, Sir Richard« - - Grossen Dank,
Camerad - - und wenn er Görge heißt, kan ich ihn Peter
nennen; denn neugebakner Adel vergißt der Leute Nahmen;
man würde zuviel vergeben, wenn man noch auf solche Kleinigkeiten
acht haben wollte, und solche Leute sind nicht fein genug für
eure Gesellschaft. Izt ist der gereißte Mann* meiner Gnaden
Tisch-Genosse, er und sein Zahnstocher; und wenn mein ritterlicher
Magen angefüllt ist, nun dann saug' ich an meinen Zähnen,
und catechisire meinen Spizbart aus fremden Ländern - -
Mein werther Herr, (so fang ich auf meinen Ellenbogen gestüzt
an,) darf ich euch bitten - - das ist nun die Frage; und
dann kommt gleich die Antwort wie ein ABC-Buch: O mein Herr,
sagt die Antwort, ich bin gänzlich zu euerm Befehl,
zu euern Diensten, ganz der Eurige, mein Herr - - Nein, mein Herr,
sagt die Frage, ich, mein werthester Herr, bin der Eurige;
und so, eh die Antwort recht gehört hat was die Frage
will, wartet sie euch schon mit einem Dialogus von Complimenten
auf, spricht dann von Alpen und Apenninen, von den Pyrenäen
und dem Flusse Po, und weiß das Gespräch so lange hinaus
zu ziehen, bis es vom Abend-Essen abgebrochen wird. Das ist polite
Gesellschaft, die sich für einen emporstrebenden Geist, wie
der meinige, schikt! Denn der ist nur ein Bastard der Zeit, der
die Kunst nicht versteht sich beliebt zu machen, und nicht nur
in seiner äusserlichen Gestalt, in seinem Aufzug und in seinen
Manieren, dem Geschmak seiner Zeit schmeichelt; sondern auch aus
einer innerlichen Quelle den süssen, süssen, süssen
Gift, der den Gaumen der Leute so reizend küzelt, von sich
zu geben weiß. Eine Kunst, die ich zwar nicht ausüben
will, um andre zu betrügen, aber die ich zu lernen gedenke,
damit ich von andern nicht betrogen werde. Sie soll die Stuffen
meiner Erhöhung mit Blumen bestreuen. Aber wer kommt hier
so eilfertig, in Reit-Kleidern? Was für ein weiblicher Courier
ist diß? Hat sie keinen Mann, der die Müh nehmen mag,
ein Horn vor ihr her zu blasen? Himmel, es ist meine Mutter! Nun,
meine werthe Lady, was bringt euch so eilfertig nach Hofe?
* Es ist bekannt, daß damals alle Welt auf Abentheuer
ausgieng, und gereißte Leute in größtem Ansehn
stuhnden, und, wie bey unsern Nachbarn die Beaux-Esprits, das
Recht hatten, sich bey grossen Herren zu Gaste zu laden.
|