Zurück zur Startseite Zurück zur Homepage
Zurück zur Startseite
Shakespeares Biographie
Alle Dramen
Schülerwissen
Die Sonette
Verfilmungen
Fragen & Antworten
Shakespeare in Englisch
Elizabethanisches Zeitalter
Shakespeare im Internet
Gästebuch
Impressum



    

Erste Szene

Das englische Lager zu Azincourt

König Heinrich, Bedford und Gloster

König Heinrich.
Wahr ist es, Gloster, die Gefahr ist groß,
Um desto größer sei denn unser Mut! -
Guten Morgen, Bruder Bedford! - Großer Gott!
Es ist ein Geist des Guten in dem Übel,
Zög ihn der Mensch nur achtsam da heraus.
Früh aufstehn lehren uns die schlimmen Nachbarn,
Was teils gesund und gute Wirtschaft ist:
Dann sind sie unser äußerlich Gewissen
Und Prediger uns allen, die uns warnen,
Daß wir zu unserm End uns wohl bereiten.
So können wir vom Unkraut Honig lesen
Und machen selbst den Teufel zur Moral.

Erpingham tritt auf.

Guten Morgen, guter Thomas Erpingham!
Ein sanftes Kissen für das weiße Haupt
Wär besser als der harte Rasen Frankreichs.

Erpingham.
Nicht so, mein Fürst; dies Lager dünkt mir besser:
Ich liege wie ein König, sag ich nun.

König Heinrich.
's ist gut, daß Beispiel gegenwärtge Plagen
Uns lieben lehrt; so wird der Geist erleichtert;
Und, lebt erst das Gemüt auf, so erstehn
Auch die zuvor erstorbenen Organe
Aus dumpfem Grab und regen sich aufs neu
Mit abgstreifter Hüll und frischem Schwung.
Sir Thomas, leih mir deinen Mantel! - Brüder,
Empfehlt den Prinzen unsers Lagers mich;
Bringt meinen guten Morgen, und sogleich
Bescheidet alle hin zu meinem Zelt.

Gloster.
Das wollen wir, mein Fürst.

(Gloster und Bedford ab.)

Erpingham.
Begleit ich Eure Hoheit?

König Heinrich.
Nein, mein wackrer Ritter,
Mit meinen Brüdern geh zu Englands Herrn.
Ich und mein Busen müssen uns beraten,
Da wünsch ich andere Gesellschaft nicht.

Erpingham.
Dich segne Gott im Himmel, edler Heinrich!

(Erpingham ab.)

König Heinrich.
Gott dank dirs, edles Herz! Du sprichst erfreulich.

Pistol tritt auf.

Pistol.
Qui va là?

König Heinrich.
Gut Freund!

Pistol.
Erläutre mir: bist du ein Offizier?
Wie? oder schlecht, gering und aus dem Volk?

König Heinrich.
Ich bin der Führer einer Kompanie.

Pistol.
Schleppst du den mächtgen Speer?

König Heinrich.
Jawohl.- was seid Ihr?

Pistol.
Ein Edelmann, so gut als wie der Kaiser.

König Heinrich.
So seid Ihr ja vornehmer als der König.

Pistol.
Der König ist ein Goldherz und ein Schatz,
Ein Wonnejung und Ruhmessproß,
Von guten Eltern und höchst tapfrer Faust.
Ich küsse seinen schmutzgen Schuh und liebe
Den lieben Eisenfresser ganz und gar
Von meines Herzens Grund. Wie ist dein Name?

König Heinrich.
Heinrich le Roi.

Pistol.
Le Roi? Ein corn'scher Nam': stammst du aus Cornwalls Brut?

König Heinrich.
Nein, ich bin ein Welscher.

Pistol.
Kennst du Fluellen?

König Heinrich.
Ja.

Pistol.
Sag ihm, ich will sein Lauch ihm um den Kopf
Am Davidstage schlagen.

König Heinrich.
So tragt nur Euren Dolch nicht an der Mütze, damit er den nicht um den Eurigen schlägt.

Pistol.
Bist du sein Freund?

König Heinrich.
Auch sein Verwandter.

Pistol.
So biet ich figo dir.

König Heinrich.
Ich dank Euch: Gott geleit Euch!

Pistol.
Mein Name heißt Pistol. (Ab.)

König Heinrich.
Er paßt gut zu Eurem Trotz.

Fluellen und Gower kommen von verschiedenen Seiten.

Gower.
Kapitän Fluellen!

Fluellen.
Nun, im Namen Jessu Christi, sprecht doch leiser! Es ist das allerverwunderlichste in der sämtlichen Welt, wenn die wahren und uralten Prifilegien und Gesetze des Krieges nicht beobachtet sein. Wenn Ihr Euch nur die Mühe nehmen wolltet, die Kriege von Pompejus dem Großen zu untersuchen, so würdet Ihr finden, dafür stehe ich Euch, daß im Lager des Pompejus kein Schnickschnack und Wischewasche ist; ich stehe Euch dafür, Ihr werdet finden, daß die Zärimonien des Krieges, und die Sorgfalt in selbigem, und die Sitten in selbigem, und die Nüchternheit in selbigem, und die Pescheidenheit in selbigem ganz anders sein.

Gower.
Ei, der Feind ist laut, man hat ihn die ganze Nacht hören können.

Fluellen.
Wenn der Feind ein Esel ist, und ein Narr, und ein plappernder Hasenfuß, denkt Ihr, es sei schicklich, daß wir auch - seht Ihr - ein Esel und ein Narr und ein plappernder Hasenfuß sein? Ich frage Euch auf Euer Gewissen.

Gower.
Ich will leiser sprechen.

Fluellen.
Ich pitte Euch und ersuche Euch, daß Ihrs tut.

(Gower und Fluellen ab.)

König Heinrich.
Erscheint es gleich ein wenig aus der Mode,
Der Welsche hat viel Sorgsamkeit und Mut.

Bates, Court und Williams kommen.

Court.
Bruder Johann Bates, ist das nicht der Morgen, was da anbricht?

Bates.
Ich denke, er ist's; aber wir haben nicht viel Grund, die Annäherung des Tages zu verlangen.

Williams.
Wir sehen dort den Anbruch des Tages, aber ich denke, wir werden niemals sein Ende sehen. - Wer geht da?

König Heinrich.
Guter Freund.

Williams.
Unter welchem Hauptmann dient Ihr?

König Heinrich.
Unter Sir Thomas Erpingham.

Williams.
Ein guter alter Anführer und ein sehr lieber Herr. Ich bitte Euch, wie denkt er von unserm Zustande?

König Heinrich.
Grade wie Menschen, die auf einer Sandbank gescheitert sind und erwarten, von der nächsten Flut weggewaschen zu werden.

Bates.
Hat er seinen Gedanken dem Könige nicht gesagt?

König Heinrich.
Nein, und er muß es auch nicht tun. Denn, ob ich es Euch schon sage, ich denke, der König ist nur ein Mensch, wie ich bin. Die Viole riecht ihm, wie sie mir tut, das Firmament erscheint ihm wie mir, alle seine Sinne stehen unter menschlichen Bedingungen; seine Zeremonien beiseite gesetzt, erscheint er in seiner Nacktheit nur als ein Mensch, und wiewohl seine Neigungen einen höheren Schwung nehmen als unsre, so senken sie sich doch mit demselben Fittich, wenn sie sich senken. Daher, wenn er Ursache zur Furcht sieht, wie wir tun, so ist seine Furcht ohne Zweifel von derselben Beschaffenheit wie unsre; doch sollte vernünftigerweise kein Mensch ihn mit einem Schein von Furcht einnehmen, damit er nicht, indem er sie verrät, seine Armee mutlos macht.

Bates.
Er mag äußerlich soviel Mut zeigen, als er will, aber ich glaube, so eine kalte Nacht, wie es ist, könnte er sich doch bis an den Hals in die Themse wünschen, und ich wollte auch, daß er drin säße und ich bei ihm, auf alle Gefahr, wenn wir nur hier los wären.

König Heinrich.
Bei meiner Treu, ich will nach meinem Gewissen von dem Könige reden: ich denke, er wünscht sich nirgend anderswohin, als wo er ist.

Bates.
Dann wollte ich, er wäre allein hier, so wäre er gewiß, ausgelöst zu werden, und manches armen Menschen Leben würde gerettet.

König Heinrich.
Ich darf sagen, Ihr wollt ihm nicht so übel, daß Ihr ihn hier allein wünschen solltet, wiewohl Ihr so sprechen mögt, um andrer Menschen Gesinnungen zu prüfen. Mich dünkt, ich könnte nirgends so zufrieden sterben als in des Königs Gesellschaft, da seine Sache gerecht und sein Zwist ehrenvoll ist.

Williams.
Das ist mehr, als wir wissen.

Bates.
Ja, oder mehr, als wonach wir fragen dürfen, denn wir wissen genug, wenn wir wissen, daß wir des Königs Untertanen sind; wenn seine Sache schlecht ist, so reinigt unser Gehorsam gegen den König uns von aller Schuld dabei.

Williams.
Aber wenn seine Sache nicht gut ist, so hat der König selbst eine schwere Rechenschaft abzulegen; wenn alle die Beine und Arme und Köpfe, die in einer Schlacht abgehauen sind, sich am Jüngsten Tage zusammenfügen, und schreien alle: «Wir starben da und da», einige fluchend, einige um einen Feldscher schreiend, einige über ihre Frauen, die sie arm zurückgelassen, einige über ihre unbezahlten Schulden, einige über ihre unerzognen Kinder. Ich fürchte, es sterben nur wenige gut, die in einer Schlacht umkommen; denn wie können sie irgend was christlich anordnen, wenn sie bloß auf Blut gerichtet sind? Wenn nun diese Menschen nicht gut sterben, so wird es ein böser Handel für den König sein, der sie dahin geführt, da, ihm nicht zu gehorchen, gegen alle Ordnung der Unterwürfigkeit laufen würde.

König Heinrich.
Also, wenn ein Sohn, der von seinem Vater zum Handel ausgesandt wird, sündlich auf der See verunglückt, so müßte man die Schuld seiner Ruchlosigkeit nach Eurer Regel auf den Vater wälzen, der ihn aussandte. Oder wenn ein Bedienter, der unter den Befehlen seines Herrn eine Summe Geldes wohin bringt, von Räubern angefallen wird und in vielen unversöhnten Ungerechtigkeiten stirbt, so könnt Ihr das Geschäft des Herrn den Urheber von der Verdammnis des Bedienten nennen. - Aber dem ist nicht so: der König ist nicht gehalten, für das besondre Ende seiner Soldaten einzustehn, der Vater für das seines Sohnes, und der Herr für das seines Bedienten, denn sie wollen ja nicht ihren Tod, wenn sie ihre Dienste wollen. Außerdem gibt es keinen König, sei seine Sache auch noch so fleckenlos, der, wenn es zur Entscheidung des Schwertes kommt, sie mit ganz unbefleckten Soldaten ausmachen kann. Einige haben vielleicht die Schuld überlegten und vorsätzlichen Mordes auf sich geladen; einige, daß sie Jungfrauen durch die gebrochnen Siegel des Meineides hintergangen; einige machen den Krieg zu ihrem Bollwerk, die zuvor den sanften Busen des Friedens mit Plündern und Räuberei wund gerissen. Wenn nun diese Menschen das Gesetz vereitelt haben und der natürlichen Strafe entronnen sind, können sie schon den Menschen entlaufen, so haben sie doch keine Flügel, um Gott zu entfliehen. Krieg ist seine Geißel, Krieg ist sein Werkzeug der Rache, so daß hier die Menschen für den vorherigen Bruch der Gesetze des Königs im gegenwärtigen Streit des Königs gestraft werden; wo sie den Tod fürchteten, haben sie das Leben davongebracht, und wo sie sich zu sichern dachten, kommen sie um. Wenn sie daher unvorbereitet sterben, so ist der König nicht mehr an ihrer Verdammnis schuldig, als er es vorher an den Ruchlosigkeiten war, derentwegen sie nun heimgesucht werden. Jedes Untertanen Pflicht gehört dem König, jedes Untertanen Seele ist sein eigen. Darum sollte jeder Soldat im Kriege es wie jeder kranke Mann in seinem Bette machen, jedes Stäubchen aus seinem Gewissen waschen, und wenn er so stirbt, ist der Tod für ihn ein Gewinn; oder wenn er nicht stirbt, so war die Zeit segensvoll verloren, worin eine solche Vorbereitung gewonnen ward; und bei dem, welcher davonkommt, wäre es keine Sünde, zu denken, daß, da er Gott ein so freies Anerbieten macht, dieser ihn den Tag überleben läßt, um seine Größe einzusehen und andern zu lehren, wie sie sich vorbereiten sollen.

Williams.
Es ist gewiß, wenn jemand übel stirbt, so fällt das Übel auf sein eignes Haupt; der König hat nicht dafür einzustehen.

Bates.
Ich verlange nicht, daß er für mich einstehen soll, und doch bin ich entschlossen, wacker für ihn zu fechten.

König Heinrich.
Ich hörte den König selbst sagen, er wolle sich nicht auslösen lassen.

Williams.
Ja, das sagte er, damit wir guten Muts fechten möchten; aber wenn uns die Kehlen abgeschnitten sind, so kann er ausgelöst werden, und wir sind dann um nichts klüger.

König Heinrich.
Wenn ich das erlebe, so will ich seinem Wort niemals wieder trauen.

Williams.
Teufel, da spielt Ihr ihm einen rechten Streich! Das ist ein gefährlicher Schuß aus einer Holunderbüchse, den die Unzufriedenheit eines armen Einzelnen gegen einen Monarchen tun kann. Ihr könntet ebensogut damit umgehn, die Sonne dadurch in Eis zu verwandeln, daß Ihr mit einer Pfauenfeder ihr ins Gesicht fächelt. Ihr wollt ihm niemals wieder trauen! Geht, es ist eine alberne Rede.

König Heinrich.
Ihr verweist es mir ein wenig zu rund heraus; ich würde böse auf Euch sein, wenn sich die Zeit dazu schickte.

Williams.
Laßt uns den Streit miteinander ausmachen, wenn Ihr am Leben bleibt.

König Heinrich.
Ich gehe es ein.

Williams.
Wie soll ich dich wiedererkennen?

König Heinrich.
Gib mir irgendein Pfand, und ich will es an meiner Mütze tragen: wenn du es je anzuerkennen wagst, so will ich den Streit ausfechten.

Williams.
Hier ist mein Handschuh, gib mir einen von deinen.

König Heinrich.
Da.

Williams.
Den will ich auch an meiner Mütze tragen. Wenn du jemals nach dem morgenden Tage zu mir kommst und sagst: «Dies ist mein Handschuh» - bei dieser Hand, ich gebe dir eine Ohrfeige.

König Heinrich.
Wenn ich es erlebe, so will ich ihn gewiß zurückfordern.

Williams.
Du läßt dich ebenso gern hängen.

König Heinrich.
Schon gut, ich tu es, und wenn ich dich in des Königs Gesellschaft fände.

Williams.
Halt dein Wort; leb wohl!

Bates.
Seid Freunde, ihr englischen Narren, seid Freunde; wir haben französische Händel genug, wenn ihr nur zu rechnen wüßtet.

König Heinrich.
In der Tat, die Franzosen können zwanzig französische Kronen gegen eine setzen, daß sie uns schlagen werden, denn sie tragen sie auf ihren eignen Schultern. Aber es ist für einen Engländer keine Verräterei, französische Kronen zu beschneiden, und morgen wird der König selbst ein Kipper und Wipper sein.

(Die Soldaten ab.)

Nur auf den König! Legen wir dem König
Leib, Seele, Schulden, bange Weiber, Kinder
Und Sünden auf! - wir müssen alles tragen.
O harter Stand! Der Größe Zwillingsbruder,
Dem Odem jedes Narren untertan,
Des Sinn nichts weiter fühlt als eigne Pein!
Wieviel Behagen muß ein König missen,
Des sich der Einzle freut?
Was hat ein König, das dem Einzlen fehlt,
Als allgemeine Zeremonie nur?
Und was bist du, du Götze Zeremonie?
Was bist du für ein Gott, der mehr erleidet
Von irdscher Not, als deine Diener tun?
Was ist dein Jahrsertrag? Was deine Renten?
O Zeremonie, zeig mir deinen Wert!
Was ist die Seele deiner Anbetung?
Bist du was sonst als Stufe, Rang und Form,
Die Scheu und Furcht in andern Menschen schafft?
Wo du, gefürchtet, minder glücklich bist
Als sie im Fürchten.
Was trinkst du oft statt süßer Huldigung
Als giftge Schmeichelei? O Größe, sieche
Und heiß dich deine Zeremonie heilen!
Denkst du, das glühnde Fieber werde gehn
Vor Titeln, zugeweht von Schmeichelei?
Wird es vielleicht dem tiefen Bücken weichen?
Steht mit des Bettlers Knie auch seine Stärke
Dir zu Gebote? Nein, du stolzer Traum,
Der listig spielt mit eines Königs Ruh!
Ich, der ichs bin, durchschau dich, und ich weiß,
Es ist der Balsam nicht, der Ball und Zepter,
Das Schwert, der Stab, die hohe Herrscherkrone,
Das eingewirkte Kleid mit Gold und Perlen,
Der Titel, strotzend vor dem König her,
Der Thron, auf dem er sitzt, des Pompes Flut,
Die anschlägt an den hohen Strand der Welt:
Nein, nicht all dies, du Prunk der Zeremonie,
Nicht alles dies, auf majestätschem Bett,
Was so gesund schläft als der arme Sklav,
Der mit gefülltem Leib und ledgem Mut
Zur Ruh sich fügt, gestopft mit saurem Brot,
Die grause Nacht, der Hölle Kind, nie sieht,
Weil er wie ein Trabant von früh bis spät
Vor Phöbus' Augen schwitzt, die ganze Nacht
Dann in Elysium schläft; am nächsten Tag
Von neuem aufsteht mit der Dämmerung
Und hilft Hyperion zu seinen Pferden.
So folgt er dem beständgen Lauf des Jahrs
Mit vorteilhafter Müh bis in sein Grab;
Und wäre Zeremonie nicht, so hätte
Ein solcher Armer, der mit Plackerei
Die Tage abrollt und mit Schlaf die Nächte,
Vor einem König Vorrang und Gewinn.
Der Sklav, ein Glied vom Frieden seines Lands,
Genießt ihn; doch sein rohes Hirn weiß wenig,
Wie wach der König ist zum Schirm des Friedens,
Des Tag' am besten doch dem Bauer frommen.

Erpingham tritt auf.

Erpingham.
Herr, Eure Edlen, voller Sorglichkeit
Um Euer Absein, suchen Euch im Lager.

König Heinrich.
Mein guter alter Ritter, rufe sie
Bei meinem Zelt zusammen; ich will dort
Noch vor dir sein.

Erpingham.
Ich werd es tun, mein Fürst. (Ab.)

König Heinrich.
O Gott der Schlachten! Stähle meine Krieger,
Erfüll sie nicht mit Furcht, nimm ihnen nun
Den Sinn des Rechnens, wenn der Gegner Zahl
Sie um ihr Herz bringt. - Heute nicht, o Herr,
O heute nicht, gedenke meines Vaters
Vergehn mir nicht, als er die Kron ergriff!
Ich habe Richards Leiche neu beerdigt
Und mehr zerknirschte Tränen ihr geweiht,
Als Tropfen Bluts gewaltsam ihr entflossen.
Fünfhundert Armen geb ich Jahresgeld,
Die zweimal tags die welken Händ erheben
Zum Himmel, um die Blutschuld zu verzeihn;
Auch zwei Kapellen hab ich auferbaut,
Wo ernste, feierliche Priester singen
Für Richards Seelenruh. Mehr will ich tun:
Doch alles, was ich tun kann, ist nichts wert,
Weil meine Reue noch nach allem kommt,
Verzeihung flehend.

Gloster tritt auf.

Gloster.
Mein Fürst?

König Heinrich.
Die Stimme meines Bruders Gloster? - Ja.
Ich weiß die Botschaft, ich begleite dich,
Der Tag, die Freund' und alles harrt auf mich.

(Beide ab.)

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

 

 

© 1997 - 2004 Andriz. Keine Vervielfältigung ohne erfolgte Genehmigung von Andriz oder den jeweiligen Autoren.