Zurück zur Startseite Zurück zur Homepage
Zurück zur Startseite
Shakespeares Biographie
Alle Dramen
Schülerwissen
Die Sonette
Verfilmungen
Fragen & Antworten
Shakespeare in Englisch
Elizabethanisches Zeitalter
Shakespeare im Internet
Gästebuch
Impressum



    

Zweite Szene

Rom. Ein Vorzimmer in Cäsars Hause

Agrippa und Enobarbus begegnen einander

Agrippa.
Wie! Trennten sich die Brüder?

Enobarbus.
Sie sind eins mit Pompejus; er ist fort,
Die andern unterzeichnen. Octavia weint,
Von Rom zu gehn; Cäsar ist traurig; Lepidus
(Wie Menas sagt) hat seit Pompejus' Schmaus
Die Bleichsucht.

Agrippa.
Ei du wackrer Lepidus! -

Enobarbus.
Ausbündigstes Gemüt! Wie liebt er Cäsarn! -

Agrippa.
Und wie entzückt ihn vollends Mark Anton! -

Enobarbus.
Cäsar? Das ist der Jupiter der Menschheit! -

Agrippa.
Und Mark Anton? Der Gott des Jupiter! -

Enobarbus.
Spracht Ihr vom Cäsar? O, der nie Erreichte! -

Agrippa.
Und Mark Anton? Der Phönix aus Arabien!

Enobarbus.
Cäsarn zu loben, sprecht: Cäsar! Nichts mehr! -

Agrippa.
Ja, beiden spendet er erhabnes Lob.

Enobarbus.
Doch Cäsarn mehr. Zwar liebt er auch Anton,
Nicht Herz, Wort, Griffel, Schreiber, Bard' und Dichter
Denkt, spricht, malt, schreibt, singt, reimt, was er empfindet
Für Mark Anton: doch nennt Ihr Cäsarn, kniet,
Kniet nieder, kniet und staunt.

Agrippa.
Er liebt sie beide.

Enobarbus.
Sie sind ihm Flügeldecken, er ihr Käfer. -
So:     (Trompetenstoß.)
Das heißt zu Pferd. Lebt wohl, edler Agrippa! -

Agrippa.
Viel Glück, mein wackrer Krieger, und lebt wohl! -

Es treten auf Cäsar, Antonius, Lepidus und Octavia.

Antonius.
Nicht weiter, Herr! -

Cäsar.
Ihr nehmt von mir ein groß Teil von mir selbst;
Ehrt mich in ihm. Schwester, sei solch ein Weib,
Wie dich mein Herz gedacht, mein höchstes Pfand
Dir Bürgschaft leisten möchte. Mein Anton,
Laß dieses Bild der Tugend - zwischen uns
Als unsrer Liebe Mörtel eingesetzt,
Sie fest zu fügen - nie zum Mauerbrecher
Sie zu zerschmettern werden. Besser sonst,
Wir liebten ohne sie, wenn beide nicht
Dies Mittel heilig achten.

Antonius.
Kränkt mich nicht
Durch Mißtraun.

Cäsar.
Nun genug.

Antonius.
Nie geb ich Euch,
So fein Ihr prüfen mögt, den kleinsten Anlaß
Zu solcher Furcht. So schützen Euch die Götter
Und lenken Eurem Wunsch die Herzen Roms! -
Wir scheiden hier! -

Cäsar.
Leb wohl, geliebte Schwester, lebe wohl!
Die Elemente sein dir hold, sie stärken
Mit frohem Mut dein Herz! Gehab dich wohl!

Octavia.
Mein edler Bruder! -

Antonius.
April ist dir im Aug, der Liebe Lenz
Und Tränen sind der Regen, die ihn künden!
Blick heiter!

Octavia.
O, sorg für meines Gatten Haus, und -

Cäsar.
Was,
Octavia?

Octavia.
Ich sag es dir ins Ohr.

Antonius.
Die Zung gehorcht dem Herzen nicht, noch kann
Das Herz die Zunge meistern: wie des Schwans
Flaumfeder steht auf hochgeschwellter Flut
Und sinkt auf keine Seite.

Enobarbus.
Wird Cäsar weinen?

Agrippa.
Wolken stehn im Auge! -

Enobarbus.
Das wäre schlimm genug, wär er ein Pferd;
So mehr für einen Mann.

Agrippa.
Wie, Enobarbus?
Antonius, als er Cäsarn sah erschlagen,
Da schluchzt' er bis zum Schrei, und weinte auch
Über des Brutus Leiche bei Philippi.

Enobarbus.
Nun, in dem Jahre hatt er wohl den Schnupfen!
Was er mit Lust zerstört, netzt' er mit Tränen?
Das glaubt, wenn ich auch weine.

Cäsar.
Nein, teure Schwester!
Stets sollst du von mir hören; keine Zeit
Soll dein Gedächtnis tilgen.

Antonius.
Kommt nun, kommt!
Laßt mich mit euch in Kraft der Liebe ringen,
Seht, so noch halt ich euch: so laß ich los
Und gebe euch den Göttern.

Cäsar.
Geht! Seid glücklich! -

Lepidus.
Die ganze Schar der Stern' umleuchte dir
Den heitern Pfad! -

Cäsar.
Leb wohl! leb wohl! (Umarmt Octavia.)

Antonius.
Leb wohl!

(Trompetenstoß. Alle ab.)

Vorige Seite Titelseite Nächste Seite

 

 

© 1997 - 2004 Andriz. Keine Vervielfältigung ohne erfolgte Genehmigung von Andriz oder den jeweiligen Autoren.